Im Garten von Salome Thanei und ihrer Familie lässt es sich wunderbar aushalten: Grüner Rasen, gepflegte und blühende Beete, im Hintergrund türmt sich der Wald auf. Und trotzdem will die 19-jährige Salome eigentlich gar nicht hier sein. Zusammen mit ihrer engen Freundin Sina Denz aus Rotzel sitzt sie auf dem elterlichen Freisitz und erzählt von ihrem gemeinsamen Sehnsuchtsort: Namibia.

Die Kinder vermissen sie am meisten: Salome Thanei mit ihren Schülern. Bild: privat
Die Kinder vermissen sie am meisten: Salome Thanei mit ihren Schülern. Bild: privat

Knappe drei Monate haben die beiden in Omaruru verbracht. Der Ort mit rund 6000 Einwohnern, der von der Hauptstadt Windhuk in gut zwei Stunden mit dem Auto zu erreichen ist, wurde in diesem Frühjahr zu ihrem Zuhause. Bis auch dort der Lockdown kam. „Wir wollten ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) in Namibia machen. Aber jetzt ist dort Winter und die Schulen mussten wegen Corona schließen. Wir konnten nichts mehr machen“, erklären Salome und Sina ihre frühzeitige Rückkehr. Trotzdem ist für sie die Reise nicht vorbei: „Wir haben ein gutes Gefühl. Im September wollen wir wieder gehen. Wir werden schon freudig erwartet.“

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Ganze 8000 Kilometer Luftlinie trennen Sina und Salome derzeit von dem Ort und den Menschen, die sie mittlerweile ins Herz geschlossen haben. Als Freiwillige haben die zwei Freundinnen eine Schule in der Location – so werden in Namibia die von Armut gezeichneten Randbezirke genannt – unterstützt. „Wir waren in einem Kindergarten und in der Hausaufgabenbetreuung tätig. Unterrichtet haben wir auf Englisch“, erzählt Salome. Manchmal waren es bis zu 60 Kinder auf einmal, die sich in der großen Schulhalle vor Salome und Sina aufgereiht haben. Wenn sich die beiden daran zurückerinnern, war aber nicht unbedingt die Menge an Kindern die Herausforderung. Schwieriger sei es gewesen das Lernen selbst zu vermitteln. „Die Kinder dort lernen nur durch Nachreden. Es geht extrem langsam voran und es kann auch frustrierend und deprimierend sein, wenn am nächsten Tag alles wieder weg ist“, sagt Sina.

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Für die beiden 19-Jährigen gehört diese Ernüchterung zu den Erfahrungen, die sie gewissermaßen machen wollten. Denn die Entscheidung für Afrika haben sie genauso bewusst getroffen, wie die Entscheidung nach dem Abitur nicht gleich studieren zu wollen. „Wir wollten was Soziales machen und von einem FSJ in einer anderen Kultur nimmt man mehr mit. Es ist eine total andere Welt dort. Allein die zwei Monaten haben viel mit uns gemacht. Aber wir haben uns immer wohl und sicher gefühlt“, berichten Salome und Sina.

So begeistern sie die Kinder

Die zwei klingen ziemlich gefestigt, wenn sie von der krassen Armut oder den immer noch gegenwärtigen Spuren deutscher Kolonialherrschaft in Namibia erzählen. Gleichzeitig ist da eine kindliche Euphorie zwischen den beiden, wenn es um ihre Arbeit als Volontärinnen geht. Allem voran: Die Verwirklichung ihres Herzensprojekt, der Sport AG. „Wir sind beide sportlich. Das wollten wir gerne mit einbringen und Schule hat einen Sportlehrer gesucht. Das hat dann perfekt gepasst“, erzählen sie und demonstrieren mit strahlenden Gesichtern, wie sie mit nur sechs Tennisbällen eine ganze Horde Kinder begeistern konnten.

Solange sie jetzt in Deutschland festsitzen, wollen Salome und Sina das tun, was von hier aus möglich ist: Spenden sammeln, der Organisation, die ihnen das FSJ ermöglicht, Aufmerksamkeit verschaffen und den wöchentlichen Kontakt nach Omaruru halten. Dabei wissen sie, dass ihre Hilfe vor Ort gerade jetzt, während der Schulschließungen, dringend nötig wäre. Das Lerndefizit, so befürchten die zwei, wird nach dem Lockdown noch größer sein. Fernunterricht gibt es nicht, viele ihrer Schützlinge bleiben zuhause ohne Beschäftigung. Es fehle nicht nur an Forderung, sondern auch an Förderung. Hier wollen Salome und Sina einen Unterschied machen: „Wir wollen den Kindern Sicherheit und Geborgenheit geben. Uns ist es wichtig ein ganzes Jahr dort zu sein. Wenn wir auch nur einem Kind was mitgeben und beibringen können, ist schon was gewonnen.“