Andreas Jagim und Freundin Bahia Fox sitzen im Garten vom alten Forsthaus, blicken auf das Schloss und den Bodensee und lassen es sich gut gehen. Nach insgesamt zwölf Monaten ist Jagim mal wieder in seiner alten Heimat. Die 14-tägige Quarantäne nach der Reise aus Simbabwe nach Deutschland ist überstanden und so stehen Touren mit dem Fahrrad und Ausflüge in die nähere Umgebung auf dem Programm. Sowie das Weiterarbeiten an einem Projekt, das Heiligenberg mit der Wahlheimat Afrika verbindet: dem Verein Chengeta Kids.

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Nationalpark bietet Schutz vor Corona

Corona hat die Pläne von Andreas Jagim durcheinander gebracht. Der 39-Jährige arbeitet normalerweise als Safari-Guide in Simbabwe. Doch wegen der Pandemie kamen keine Touristen mehr, die Lodge seines Reiseveranstalters war geschlossen. Der Wunsch, seine Eltern einzuladen und ihnen zu zeigen, wie schön Afrika ist, konnte nicht realisiert werden. Den Plan, drei Monate im Addo Elephant National Park in Südafrika zu sein, konnte Jagim aber in die Tat umsetzen, und sogar um weitere acht Monate verlängern – und sich so vor dem Virus schützen.

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„Keiner wusste, wie lange es geht und da war Südafrika der beste Platz, um Corona zu überleben“, sagt Andreas Jagim. Der Nationalpark ist 60 000 Hektar groß. Zusammen mit zwei Arbeitskollegen, die spätestens seit der Pandemie gute Freunde sind, führte er Instandsetzungsarbeiten aus. Vor Kontakten mit anderen Menschen und so auch einer möglichen Infizierung brauchte man keine Angst haben. Sie wohnten in der einzigen Lodge im Park und es gab nur die Unendlichkeit und viele Tiere.

Paar lernt sich erst in Afrika kennen

Andreas Jagim und Bahia Fox haben sich in Namibia kennengelernt. „Und da hat es gefunkt“, erzählt die 30-Jährige, die aus der Nähe von Horgenzell stammt. Erst in Afrika haben sie sich getroffen. Was sie verbindet, ist nicht nur die Heimat, sondern die große Liebe zu Afrika. „Wir bleiben noch bis August und genießen die Zeit. Aber innerlich zieht es uns wieder zurück“, stellen die beiden fest. So richtig vermisse er eigentlich nur Laugengebäck, wenn er wieder in Afrika sei, sagt Andreas Jagim. Doch Freundin Bahia Fox hat vor, so etwas dann einfach selbst zu backen.

Büroarbeit und Hilfe für Schulkinder

Corona betreffend hört man in Deutschland Horrormeldungen aus Afrika. „Die Systeme sind dort natürlich schneller überlastet“, erklärt Andreas Jagim. Das sei besonders in Simbabwe so, wobei man dort derzeit wohl überwiegend geimpfte Menschen in der Tourismusbranche treffen würde. Verabreicht wurde ein chinesischer Impfstoff. Mittlerweile haben die Beiden auch ihren vollen Impfschutz. Wenn sie zurückfliegen, dann geht es zunächst aber nicht zum gewohnten Arbeitsplatz in den Busch von Simbabwe, sondern erst einmal ins Büro. „Touristen erwarten wir eigentlich erst wieder im kommenden Jahr“, sagt der Safari-Guide. Zu tun ist aber immer was und es gibt Chengeta Kids.

Der gemeinnützige Verein wurde im vergangenen Jahr in Heiligenberg gegründet und ins Vereinsregister eingetragen. „Wegen der Pandemie konnte ich persönlich nicht dabei sein“, bedauert der 39-Jährige. Dafür war er im Mai mit seiner Lebensgefährtin in Afrika vor Ort und sie konnten mit den in Deutschland gesammelten Spenden die Schule unterstützen, die den Namen Chengeta trägt und sich in der Nähe der Lodge befindet, wo die beiden dann auch arbeiten. Kinder der Angestellten und aus der Region besuchen dort den Unterricht.

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Rund 700 Mädchen und Jungs füllen die zwei Vorschul- und elf Jahrgangsklassen. Seit Dezember 2020 ist ebenfalls das Vereinskonto eingerichtet und es kamen bereits zahlreiche Spenden, sowohl von Freuden aus Deutschland als auch von ehemaligen Gästen von Zambezi Cruise and Safaris, dem lokalen Unternehmen, das die Schule schon seit einigen Jahren unterstützt und bei dem Andreas Jagim normalerweise als Safari-Guide tätig ist.

„Nach Rücksprache mit dem Schulleiter und den Lehrern vor Ort haben wir beschlossen, der Schule ihren ersten Drucker zu kaufen und zu installieren“, erzählt Andreas Jagim. Der ist mittlerweile im Einsatz und so können nun endlich Aufgabenblätter ausgedruckt werden. „Was in Deutschland ganz normal ist, das ist in dieser Schule eine Sensation“, macht Jagim deutlich.

In Afrika freute man sich über die Hilfe, die von Andreas Jagim (rechts) geleistet wird. Und das mit Worten, die der neue Drucker ...
In Afrika freute man sich über die Hilfe, die von Andreas Jagim (rechts) geleistet wird. Und das mit Worten, die der neue Drucker ausgespuckt hat. | Bild: Privat

Schulgebühren durch Inflation gestiegen

Ein weiterer großer Schritt in der Förderung ist die Übernahme der Schulgebühren für 39 Kinder für ein ganzes Jahr. Diese liegen bei 45 Euro für die Primärschule und 70 Euro für die Oberschule. „Vor einigen Jahren waren dies noch 5 Euro pro Jahr. Wegen der hohen Inflation, sie lag im Jahr 2020 bei 55 Prozent, sind diese um ein Vielfaches gestiegen und viele Familien haben dieses Geld schlicht nicht zur Verfügung“, erklärt Bahia Fox.

Was passiert noch mit den Spenden?

Patenschaften mit monatlicher Unterstützung sind ebenso möglich. Schulgebühren, Uniformen und Essenspakete können so finanziert werden. Die Häuser zweier Familien wurden mit kleinen Solaranlagen ausgestattet. So können die Kinder selbst nach Einbruch der Dunkelheit Hausaufgaben machen. Andreas Jagim legt Wert auf die Feststellung, dass Spenden zu 100 Prozent dort ankommen, wo sie benötigt werden. Es gibt ihm zufolge keine Verwaltungskosten oder Ähnliches.

Bahia Fox und Andreas Jagim   kaufen mit Spendengeldern auch Essenspakete und Dinge für den täglichen Bedarf.
Bahia Fox und Andreas Jagim kaufen mit Spendengeldern auch Essenspakete und Dinge für den täglichen Bedarf. | Bild: Privat