Karlheinz Fahlbusch

Nicht mehr genutzte Smartphones müssen nicht in Schubladen verstauben. In Afrika können sie eine wertvolle Hilfe für junge Menschen sein. Andreas Jagim aus Heiligenberg will dafür jetzt einen Verein gründen. Nach dem Studium der Betriebswirtschaftslehre hatte er in einer Bank in Wiesbaden gearbeitet. Bei einem Urlaub in Afrika entdeckte er seine Liebe zu dem Kontinent und hängte den Bankjob an den Nagel.

Jagim: „Faszination Afrika hat mich gepackt“

Seit eineinhalb Jahren ist er nun Safari-Guide in Simbabwe und betreut Reisegruppen. „Die Faszination Afrika hat mich bereits nach meiner ersten Reise 2002 einfach gepackt“, sagt er beim Gespräch im Schlosscafé in Heiligenberg. Und sein Blick macht deutlich, dass das keine Schwärmerei, sondern eine feste Überzeugung ist. Der 37-Jährige liebt seine Heimat und wenn er hinüberblickt zum Schloss, dann kommen da auch Erinnerungen aus der Vergangenheit wieder zum Vorschein, erzählt er.

Andreas Jagim lebt in Simbabwe, doch nach Heiligenberg kommt er immer wieder gerne zurück. An Weihnachten war er wieder zu Besuch in ...
Andreas Jagim lebt in Simbabwe, doch nach Heiligenberg kommt er immer wieder gerne zurück. An Weihnachten war er wieder zu Besuch in seiner Heimat. | Bild: Fahlbusch, Karlheinz

Doch was ist dieser Blick im Vergleich mit den Weiten der Savanne, mit den Tieren und Menschen, die man dort treffen kann? „Afrika ist etwas ganz Besonderes“, sagt er. Und diese Faszination und Erfahrung gibt er auch als Reiseberater und -vermittler weiter. Damit er seine vor allem deutschen Gäste durch das Land führen kann, hat er 2014 eine einjährige Ausbildung gemacht und arbeitet jetzt bei einem Anbieter für Safaris und Kreuzfahrten auf dem Sambesi und dem Kariba-See, der vom viertmächtigsten Fluss Afrikas durchquert wird. So wie der Rhein durch den Bodensee fließt. „Alles ist aber viel größer“, erklärt Andreas Jagim. Der Kariba-See ist flächenmäßig zehn Mal so groß wie der Bodensee.

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Standort für die Reisegruppen ist immer eine Lodge. Man könnte das als eine Art Hotel in der Wildnis bezeichnen, erklärt Andreas Jagim. Für die Gäste, vorwiegend zwischen 50 und 80 Jahre alt, werde einiger Komfort geboten. Und für den Service werde viel Personal benötigt.

Seit 2008 weniger Unterstützung für Lehrer

„Etwa 170 Locals arbeiten bei uns bei Zambezi Cruise Safaris“, erklärt der Safari-Guide aus dem Linzgau. Und die Einheimischen haben natürlich auch Kinder. In der Nähe der Pamuzinda Lodge gibt es eine Schule, die „Chengeta Primary and Secondary School“. „Das ist aber mehr aus der Not heraus geboren, da in der Krise 2008 die staatliche Unterstützung immer weniger wurde und den Lehrern kein Gehalt mehr gezahlt wurde, da ist dann mein heutiger Arbeitgeber eingesprungen“, erzählt der 37-Jährige, der selbst unverheiratet und kinderlos ist.

Die circa 700 Kinder, die an der „Chengeta Primary and Secondary School“ unterrichtet werden, sind mit Begeisterung bei der ...
Die circa 700 Kinder, die an der „Chengeta Primary and Secondary School“ unterrichtet werden, sind mit Begeisterung bei der Sache. Entstanden ist die Schule durch viel private Initiative. Es besteht zwar eine Schulpflicht in Simbabwe, doch seit der Krise 2008 gibt es immer weniger staatliche Unterstützung. | Bild: Andreas Jagim

Mit einer Schule in Deutschland dürfe man die Einrichtung aber nicht vergleichen. Doch die circa 700 Kinder seien mit Begeisterung bei der Sache. In Simbabwe gibt es seit der Unabhängigkeit 1980 eine Schulpflicht. Allerdings ist diese mittlerweile mit der Bezahlung eines Schulgeldes verbunden und das können sich nicht alle Eltern leisten. 3 US-Dollar sind pro Monat zu bezahlen, dazu kommen das Essen und die Schuluniform, die nochmals mit 9 Dollar pro Trimester zu Buche schlagen.

Schule kostet in Simbabwe. Nicht nur das Schulgeld ist zu entrichten. Unter anderem für die Schuluniformen fallen Kosten an.
Schule kostet in Simbabwe. Nicht nur das Schulgeld ist zu entrichten. Unter anderem für die Schuluniformen fallen Kosten an. | Bild: Andreas Jagim

„Die Alphabetisierungsquote ist sehr hoch und der Schulbesuch bis zur elften Klasse Pflicht“, erzählt Andreas Jagim. Für ein afrikanisches Land sei das schon sehr ungewöhnlich. Wer einen sehr guten Schulabschluss habe, der könne auch studieren, aber Jobs für Hochschulabsolventen gebe es in Simbabwe derzeit nicht.

Unterstützung für junge Afrikaner

Jagim hat sich entschlossen, etwas für junge Afrikaner zu tun. So hat er bereits die finanzielle Unterstützung für ein sechsjähriges und ein neunjähriges Mädchen durch ehemalige Gäste aus Leipzig vermittelt. Er regelt alles Notwendige vor Ort. „Ich hoffe, dass ich in Deutschland ein paar Leute finde, die ebenfalls unterstützen wollen“, sagt der Safari-Guide. Und das müsse gar nicht unbedingt mit Geld sein.

Ein Smartphone ist in Afrika mehr als ein Telefon

„Ungenutzte Smartphones wären eine große Hilfe“, berichtet er. Klar könne man diese zerlegen und recyceln, auch um seltene Erden und anderes Material zu gewinnen. In Afrika nutze man ausgediente Geräte aus Deutschland jedoch weiter. Dort seien Smartphones weit mehr als nur Telefone. „Der gesamte Zahlungsverkehr geht in Simbabwe über Smartphones und auch nahezu die gesamte Kommunikation“, weiß der 37-Jährige.

In den Schulen gebe es zwar das Schulfach „IT“, aber Computer seien meistens nicht vorhanden. „Mit einem Smartphone können die Kinder wenigstens ein paar Grundlagen ihres Computerwissens auch umsetzen“, erklärt der Mann aus Heiligenberg seine Intention.

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Andreas Jagim will Verein „Chengeta Kids“ gründen

Und deshalb hat er sich entschlossen, einen Verein ins Leben zu rufen. Die Gründungsversammlung für „Chengeta Kids“ soll in den kommenden Wochen stattfinden. Andreas Jagim hofft, dass es genügend Unterstützer für sein Projekt gibt und natürlich auch auf Geldspenden für die Realisierung zahlreicher Projekte, darunter die Anschaffung eines Computerraums, einer Solaranlage, aber auch von Smartphones.

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„Diese nach Simbabwe zu bringen, das wird nicht ganz einfach, aber wir arbeiten an einer Kooperation mit der Reiseagentur, die die deutschen Gäste zu uns vermittelt. So kann jeder Gast ein gespendetes Smartphone mitbringen und etwas Gutes tun“, sagt er.

Viele Möglichkeiten der Hilfe

Aber auch andere Dinge seien hilfreich. Er selbst hat beim „Price-Giving-Day“, dem Schuljahresabschluss mit Preisverleihungen, einmal Bälle in die Schule bei der Lodge gebracht und das Mittagessen gestellt, finanziert durch Spenden ehemaliger Gäste. Die 18 Fuß-, Basket- und Volleybälle seien sehr gut angekommen. „Denn was nützt es, wenn du einen Sportplatz hast, aber keine Bälle?“, fragt Andreas Jagim.

Auch ein Mittagessen für alle Schüler konnte dank der Spenden bereits gestellt werden.
Auch ein Mittagessen für alle Schüler konnte dank der Spenden bereits gestellt werden. | Bild: Andreas Jagim

Die Frage ist berechtigt. Genauso wie die, warum man alte Smartphones ungenutzt in der Schublade lässt, findet Andreas Jagim. Geräte, die nicht mehr einsetzbar sind, wolle er verkaufen und mit dem Erlös wiederum Schulgeld bezahlen und Dinge finanzieren, die die Schule benötigt.