Fast genau auf den Tag zwei Jahre nach dem verheerenden Großbrand auf dem Wehra-Areal steht der Wiederaufbau der abgebrannten Halle kurz vor der Fertigstellung. Wobei „Wiederaufbau„ das falsche Wort ist, denn entstanden ist eine Halle, die sich völlig von ihrem Vorgänger unterscheidet. Nicht nur die für das Wehra-Areal typischen Shed-Dächer sind verschwunden, die Halle ist auch etwas höher geworden. Dafür hat sich die Grundfläche des Gebäudes verkleinert, die nun nur noch rund 1200 Quadratmeter statt bislang etwa 2000 Quadratmeter misst. Sowohl zu den Nachbarhallen, zur Durchfahrtsstraße, als auch zur Wehra hat die Halle deutlich mehr Abstand – einerseits aus Brandschutz-, aber auch aus Komfortgründen: „Ein Transporter kann nun zur Anlieferung um die Halle herumfahren“, erklärt Wolfgang Eckert, der zusammen mit seinem Sohn Christoph das Gewerbezentrum im Wehra-Areal betreibt. Das neue Gebäude besteht aus sechs Teilhallen, die vor allem als Lagerflächen vermietet werden. Noch vor Weihnachten wird die erste Firma einziehen, ein Schweizer Unternehmen, das Textilien vertreibt. Anfang 2021 sollen zwei weitere Firmen folgen. „In der derzeitigen Situation ist die Vermarktung nicht einfach“, so Eckert, denn viele Betriebe blickten angesichts der Corona-Pandemie etwas sorgenvoll in die Zukunft.

Rückblick: In der Nacht zum 28. November 2018 war es im Gewerbezentrum Wehra gegen 4 Uhr zu einem Großbrand in einer der Hallen der früheren Teppichfabrik gekommen. Der Wehrer Feuerwehr gelang es mit Unterstützung einiger Nachbar-Wehren, das Feuer auf nur eine Halle zu begrenzen. Als glückliche Fügung stellte sich heraus, dass in den vergangenen Jahren die früher zusammenhängenden Hallen teilweise baulich getrennt worden waren. Dies verhinderte wohl ein schnelles Übergreifen auf den gesamten Gebäudekomplex, obwohl die alten Shed-Dächer miteinander verbunden waren. Insgesamt entstand ein Schaden in Millionenhöhe. Insgesamt sechs Handwerks- und Gewerbebetriebe waren von dem Feuer betroffen. Drei davon haben existieren heute nicht mehr. Als Brandursache ermittelte die Staatsanwaltschaft Schweißarbeiten auf dem Dach, die sich in der Nacht zu einem Feuer entwickelten – es waren die Abschlussarbeiten einer umfangreichen Dachsanierung. Die Staatswaltschaft Waldshut-Tiengen hat zwischenzeitlich Anklage wegen fahrlässiger Brandstiftung gegen zwei Handwerker des beauftragten Unternehmens erhoben, gerichtlich aufgearbeitet ist der Fall jedoch noch nicht. Bis zu einem Urteil gilt die Unschuldsvermutung.

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Dass die alte Fabrikhalle nicht repariert werden konnte, war nach dem Brand Ende November schnell klar: Die Stahlkonstruktion hatte sich durch die Hitze verzogen, die langen Stahlträger verlängerten sich um mehrere Zentimeter und sprengten so ihre Verbindungen zum Mauerwerk. Denkmalschützer hatten die abgebrannte Fabrikhalle noch begutachtet und fotografisch dokumentiert. Weil Gefahr im Verzug war, gab die Behörde aber schnell grünes Licht für einen Abriss.

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Nun haben Eckerts rund 1,5 Millionen in den Hallenneubau investiert und dabei die Gunst der Stunde genutzt und auch die die Infrastruktur erneuert: So entstand gleich neben dem Neubau eine neue Energiezentrale für die Strom- und Fernwärmeversorgung des Areals. Aktuell wird außerdem die Regen- und Abwasserleitung in der Zufahrtsstraße erneuert.

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