Rosemarie Tillessen

Eigentlich bereitete sich die Illustratorin und Autorin Petra Jäger aus Weilheim im Frühjahr gerade auf eine Galerieausstellung in München vor. Zusammen mit der Produktdesignerin Petra Hilpert wollte sie dort unter dem Titel „Fuchs & Gans“ deren Porzellanprodukte und 21 eigene Tier-Illustrationen sowie zwei Kinderbücher vorstellen. Die Kisten waren gepackt und der Champagner stand bereit. Doch dann kam aus heiterem Himmel Corona und die Ausstellungsabsage. Was tun?

Eine Seite aus dem Mitmachbuch für Kinder „Mit und ohne Kauen sich die Wampe vollhauen“ von Petra Jäger.
Eine Seite aus dem Mitmachbuch für Kinder „Mit und ohne Kauen sich die Wampe vollhauen“ von Petra Jäger. | Bild: privat

Petra Jäger ließ sich nicht entmutigen, Im Telefoninterview erklärte sie: „Erst hofft man natürlich, dass alles schnell wieder besser wird.“ Sie wollte wieder mit ihren Arbeiten hinausgehen, auf Märkte und wie bisher schon in die digitalen Medien wie Instagram und Facebook. Dann – Corona zum Trotz – kam die Idee einer Online-Ausstellung mit abschließendem Kunstmarkt. Geplant, getan: Bis 27. November kann man jetzt ihre für München geplanten Arbeiten in ihrem Instagram-Account aufrufen. Und am 28. und 29. November eröffnet sie auf ihrer Webseite einen digitalen Kunstmarkt, auf dem ihre 21 Illustrationen und zwei Bücher auch gekauft werden können.

Die schwarzweiße llustration „Fuchs auf der Jagd“ von Petra Jäger.
Die schwarzweiße llustration „Fuchs auf der Jagd“ von Petra Jäger. | Bild: privat

Petra Jäger stammt aus der Region: Sie wurde in Weilheim-Ay geboren und machte in Waldshut am HochrheinGymnasium ihr Abitur. Ihre Biografie klingt kunterbunt: Nach dem Abitur schnupperte sie in verschiedene Berufe hinein, studierte dann in Freiburg Kunstgeschichte und Germanistik mit Magisterabschluss. Nach einem Erfahrungsjahr in Paris zog es sie nach Köln, wo sie als Gitarristin und Sängerin in einer Band spielte. Doch sie wollte etwas Eigenständiges machen und eröffnete in Köln eine kleine Bar mit Säften und Cocktails. Nach einem Töpferkurs an der Volkshochschule entschied sie sich aber für eine dreijährige Ausbildung an der Schule für Produktdesign Porzellan und Keramik in Krefeld, die sie als Diplomdesignerin abschloss.

Die Heimkehr

Doch 2006 zog es sie zurück nach Ay. Dort stand ihr Elternhaus leer und bot Platz für eine eigene Werkstatt. Sie wurde freischaffende Gestalterin: „In Internet-Zeiten ist es ja ganz egal, wo man wohnt“, sagt sie vergnügt auf Nachfrage. Sie gestaltete zunächst weiterhin Wohnaccessoires, hatte dann aber eine Krise: „Ich wollte keine Massenproduktion von Dingen, die man nicht braucht!“

Seit 2015 macht sie in einer speziellen Aquarelltechnik Tierillustrationen auf Papier oder Leinwand und gestaltet Buchprojekte. Inzwischen hatte sie sich aufs Internet verlegt: In ihrem Blog konnte sie Leute ansprechen und ihre Illustrationen zeigen. Sie erfand ein Tagebuch der Katze Miss Monroe, „Monis Welt“. Und sie zeigte ihre ganz speziellen Illustrationen von Tieren aus dem Schwarzwald – Füchse, Rehe, den Dachs oder das Eichhörnchen, oft witzig vermenschlicht als Bilderbuchillustration. Ein Besuch ihrer Internetseite lohnt sich.

Kinderbücher

Auch zwei Kinderbücher hat sie im Eigenverlag herausgegeben: „Kater Fläz und das Fenster im Himmel“ und das Mitmachbuch „Mit und ohne Kauen sich die Wampe vollhauen“ mit Zungenbrechern. Gerade arbeitet sie an ihrem dritten Buch „Tiere im Schwarzwald“, das 2021 erscheinen soll.

Wie Corona die Kunst verändert

Auf die Frage: „Hat sich durch Corona Ihre Kunst verändert?“ überlegt sie: „Eigentlich nicht. Ich mache weiterhin analoge und digitale Zeichnungen, die ich bearbeite. Für mich ist nur auffällig, dass seit Corona weniger in den digitalen Medien passiert als vorher. Mein Projekt jetzt mit dem virtuellen Kunstmarkt ist ein Experiment, ich mache das zum ersten Mal. Wenn der allerdings ein Knaller wird, werde ich ihn sicherlich wiederholen. Ich bin sehr gespannt!“