Günter Salzmann

Frau Brogle, wurden Ihnen eigentlich Musik und Gesang in die Wiege gelegt? Oder gab es in irgendeiner Form einen Anstoß für Ihr großes Engagement für den Chorgesang?

Meine Wiege stand in Oberwangen. Als Kind und als Jugendliche habe ich mich schon für den Gesang interessiert, den Anstoß aber für mein überdurchschnittliches Engagement bekam ich durch meinen Ehemann Josef Brogle, mit dem ich 1973 den Bund der Ehe schloss. Er war damals schon aktiver Sänger beim MGV Ofteringen. Er weckte in mir die Freude am Chorgesang.

So richtig los ging es aber erst 1977, als Sie zusammen mit ihrem Mann und dem unvergessenen Dorflehrer Hans-Wolf Kaczmarczyk den Singkreis Eggingen gründeten. Ist das so?

Gewiss. Dieser Singkreis entwickelte sich prächtig, nicht nur wegen des Gesangs, mehr noch, weil sich hier auch Menschen einander näher kamen. Wichtig war für uns alle, Aktive aller Altersstufen zusammen zu führen. Für mich war das der Anlass, dass ich mich 1988 zur Chorleiterin ausbilden ließ.

Nach dem Tod von Hans-Wolf Kaczmarczyk leiteten Sie neben dem Singkreis zum Teil zeitgleich mehrere Frauen- und Männerchöre in der Umgebung. Was war Auslöser für dieses Engagement?

Ganz klar: Die Freude am Singen, das Gemeinschaftsgefühl miteinander Freude am Gesang und Geselligkeit zu haben.

Wie kam es dann, dass Sie darüber hinaus auch noch im Chorverband ehrenamtlich tätig wurden?

1994 wurde ich zur Frauen- und Pressereferentin beim Hochrhein-Sängerbund gewählt. Mein Mann Josef war von 1997 bis 2012 Präsident des Chorverbandes Hochrhein. Damals erledigte ich für ihn die schriftlichen Angelegenheiten, so wusste ich im organisatorischen Bereich über alles Bescheid.

In der Regel zieht das weitere Kreise. So auch bei Ihnen, denn es kam zur Ämterhäufung bis hin zum Badischen Sängerbund. Wie bekamen Sie das alles auf die Reihe – denn Haus, Familie und zwei heranwachsende Söhne mussten versorgt sein?

Das frage ich mich heute manchmal auch. Tatsache ist, wenn man etwas mit Freude macht, dann geht alles. Die schriftlichen Dinge habe ich am späten Abend gemacht, wobei ich durch meinen Mann in jeder Beziehung Unterstützung bekam. Daher war es mir auch möglich, mich zuweilen der Malerei zu widmen. Im leer stehenden Elternhaus meines Mannes habe ich inzwischen eine Galerie mit Bleistiftzeichnungen, Aquarellen, Acryl- und Ölmalereien.

Vor einigen Jahren haben Sie und Ihr Mann ihre Verbandstätigkeiten beendet. Dem Gesang blieben Sie aber erhalten. Welche Chöre betreuen Sie heute noch als Chorleiterin?

Zum einen den Singkreis Eggingen, den Gesangverein Erzingen, den Kinderchor der Grundschule Eggingen von der Vorschule bis zum vierten Schuljahr und die Klettgau-Singers, ein Senioren-Chor in Klettgau.

Gibt es in irgendeiner Form einen Leitfaden für Ihr Wirken für den Gesang?

Mein Anliegen ist, Menschen in Harmonie zusammen zu führen, wobei Singen für mich zu 50 Prozent aus Gesang und zu 50 Prozent aus aktiver Gemeinschaft besteht. Erfolgreiche Konzerte geschehen ohne Mammut-Proben, wenn das Klima im Verein stimmt.

Zur Person

Karin Brogle (65) aus Eggingen hat eine Siebentage-Woche in Sachen Musik und Gesang. Und sie kennt alle Vereins- und Verbandsstrukturen im ehrenamtlichen Bereich. Wenn es um Gesang geht, ist sie überall dabei, gleich ob beim Singen für Kinder im Vorschulalter, Männer-, Frauen- und gemischte Chöre bis hin zum Seniorensingen. In diesem Jahr feiert sie ihr "30-Jähriges" als Chorleiterin.