Wutöschingen – Wie groß die Sorgen und Nöte der Landwirte auch im Landkreis Waldshut sind, zeigte die Zahl von etwa 40 Hofbesitzern, die am Dialog mit zwei CDU-Politikern auf dem Hof Billich in Schwerzen teilnahmen. Gleich zu Beginn äußerte Gastgeberin Ria Billich den Wunsch, dass der Bundestagsabgeordnete Felix Schreiner (CDU) und sein Parteifreund und Vorsitzende des Ausschusses für Ernährung und Landwirtschaft im Bundestag, Hermann Färber, das „was den Landwirten auf dem Herzen liegt, mit nach Berlin nehmen“.

Und das war ein großes Paket, das die Landwirte am Jahrestag der Proteste im Gewerbegebiet in Horheim schnürten. Die Demonstrationen im Januar 2024 hätten gezeigt, dass etwas schieflaufe, so die Kreis- und Gemeinderätin Rita Billich. Als Erfolg verbucht sie den Dialog mit Verbrauchern und Politikern sowie den gestärkten Zusammenhalt der Landwirte. Plakativ formulierte sie in Richtung Politik: „Mit Essen spielt man nicht, mit denen, die das Essen erzeugen, auch nicht!“

Beispielhaft für die unterschiedlichen Betriebe, machten vier Landwirte deutlich, woran sie verzweifeln. Der Druck und die finanziellen Folgen politischer Forderungen, der Wust an Gesetzen und Verordnungen, der zu berücksichtigen sei, dränge die Wirtschaftlichkeit zunehmend in den Hintergrund. Eine Folge sei die zunehmend fehlende Perspektive für die Zukunft landwirtschaftlicher Betriebe. Eugen Billich kritisierte als momentan einziger Ferkelzüchter in Landkreis die teils ideologisch motivierten Vorgaben der Politik, die schwer umzusetzen seien und hohe Kosten verursachen. Seine Forderung: „Kein Umbau, sondern eine Optimierung der Landwirtschaft.“ Und er stellte die Frage in den Raum: „Geht es um Tierschutz oder die Abschaffung regionaler Tierhaltung?“

Die überbordende Bürokratie kritisierte Martin Stoll (Kadelburg) für seinen Sonderkulturbetrieb. „Es gibt 70 Behörden und Institutionen, die uns Vorschriften machen. Allein für das Statistische Landesamt muss ich 55 Formulare ausfüllen. Die Bürokratie nimmt immer mehr zu und unsere Kosten steigen!“ Konkrete Sorgen hat auch Christina Burkard, die mit ihrem Mann Florian in Wutöschingen einen Biohof bewirtschaftet. Zwei Abnehmer von Ziegenmilch seien insolvent, sie wollte wissen, wie die Perspektiven der Bio-Landwirtschaft grundsätzlich aussehen, wenn der Markt fehle, der die Produkte abnimmt? „Bio-Produkte sind von allen Seiten gewollt, aber die Preisentwicklung macht uns Probleme, wir haben zehn Prozent weniger Abnehmer!“ Ihr fehlt momentan die Planungssicherheit, und sie fordert mittelfristige Strukturen für die Förderung von regionalen Wertschöpfungsketten.

Martin Schwab (Lauchringen) formulierte die Hürden seines divers aufgestellten Betriebes mit Milchviehhaltung, Bullenmast, Biogasanlage und Fotovoltaik. „Wir hängen am Weltmarkt und sind dem Handel ausgeliefert!“ Bei der Vermarktung der produzierten Energie sieht er sich dem Druck von geforderten Gutachten und Zertifikaten ausgesetzt, die teilweise „realitätsfern“ seien. Er sprach von Vorleistungen von 100.000 Euro und Bearbeitungszeiten bis zur Realisierung von vier bis fünf Jahren. Als Nebenerwerbslandwirt sieht sich Sebastian Spitznagel (Klettgau) gefangen in drei Welten: Beruf, Landwirtschaft und Gastronomie. Zu schaffen mache ihm zudem die Konkurrenz aus der Schweiz. „Das Komplettpaket stimmt nicht und ich frage mich, wie es weitergeht?“

Der Kreisvorsitzende des BLHV-Ortsverbands Waldshut, Oswald Tröndle (Höchenschwand), forderte von den Politikern die konkrete Umsetzung von Forderungen: „Die Politik muss etwas bewegen, sonst werden sie von uns keine Stimme bekommen, wir werden wieder auf die Straße gehen“. Er verlangt Lösungen, sonst würden Betriebe keine Zukunft haben: „Entscheidend ist die Wirtschaftlichkeit!“ Färber versuchte, alle Themen aufzugreifen. „Wir können aber nicht das Blaue vom Himmel versprechen“, machte er deutlich, dass nicht alle Probleme gelöst werden können. Es brauche dennoch Lösungen für diversifizierte Landwirtschaft, kürzere Laufzeiten für Genehmigungen, wirklichkeitsnahe Vorgaben für die Tierhaltung, Abbau von Bürokratie, Stärkung regionaler Produkte, um Perspektiven für die Zukunft der Höfe aufzuzeigen. „Es gibt aber keine einfachen Lösungen“, machte Färber, selbst 45 Jahre aktiver Landwirt, deutlich. „Man muss Identität für die eigenen Produkte schaffen“, gab er den Teilnehmern des Dialogs mit auf den Weg. Schreiner resümierte: Dieses Treffen habe gezeigt, dass „es viele Baustellen gibt, die wir in einem Paket mitnehmen!“