Andrea Handschuh erinnert sich noch an den Satz, mit dem sie sich ihren Mitbewohnern im Herbst vorgestellt hat: "Ich will mitmachen und habe keine Ahnung, wie es geht", sagt sie und schmunzelt. Bisher hatte die 42 Jahre alte Therapeutin in kleineren WGs mit Gleichaltrigen gewohnt, zuletzt zur Zwischenmiete in Konstanz. Mit dem Wörtchen "es" beschreibt sie nicht weniger als das regelmäßige Zusammenkommen in einer Gemeinschaft von bis zu zehn Menschen, die vom sechs Monate alten Kind bis zur 70 Jahre alten Vermieterin allen gleichberechtigt Raum bieten möchte. Inzwischen sind vier Monate vergangen. Bisher empfindet Andrea Handschuh das Miteinander in dem mehrstöckigen Haus in Allensbach als bereichernd.

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Sie ist beeindruckt von den älteren Frauen – "so tatkräftig möchte ich später auch mal sein" – und freut sich an Loïc, dem mit Abstand Jüngsten: "Er bringt mich immer wieder direkt ins Jetzt!" Den Impuls habe die Vermieterin gegeben. Sie hatte den Wunsch, dass eine Wohngemeinschaft einzieht, die sich für die Grundsätze der gewaltfreien Kommunikation nach Marshall Rosenberg interessiert. Was das bedeutet? "Dass alle gleichermaßen zählen", versucht sich Loïcs Vater, Stefan Häfner, an einer Zusammenfassung.

In einem Mehrgenerationenhaus könne es schnell passieren, dass den Älteren mehr Entscheidungsmacht zugesprochen wird. Um sich wirklich auf Augenhöhe zu begegnen, treffen sich die Mitbewohner in ihrem heimeligen Gemeinschaftsraum im Dachgeschoss. In Gesprächsrunden wird ausgelotet, wo der Einzelne und die Gruppe stehen, in Zweiergesprächen geteilt, was einen beschäftigt. Für Stefan Häfner macht das den Unterschied zu anderen WGs aus: die Intention. Trotzdem sieht sich die Gruppe erst am Anfang ihres gemeinsamen Wegs. Denn, was "es" bedeutet, gelte es jeden Tag aufs Neue zu entdecken.