Die ersten Kinder und ihre Erzieherinnen um Leiterin Katrin Lüer sind schon eingezogen ins neue Montessori-Kinderhaus und füllen es mit Leben. Denn nach 20-monatiger Bauzeit ist das mit rund 6 Millionen Euro teuerste Projekt der Gemeinde Allensbach der vergangenen Jahre nun so weit abgeschlossen, dass das Haus bezogen werden kann.
Je zwei U3- und Ü3-Gruppen können betreut werden in dem zweistöckigen Gebäude an der Schulstraße. Gut 60 Plätze biete das neue Kinderhaus, erklärt Bürgermeister Stefan Friedrich. Bereits eingezogen seien die beiden Gruppen, die zuletzt in den Containern am Ackerweg waren. Weitere Kinder kämen wegen der Eingewöhnung nach und nach über den Sommer.
Bürgerinnen und Bürger können sich am Freitag, 14. Juli, ab 14 Uhr bei einem Tag der offenen Tür mit offizieller Einweihung die neue Einrichtung anschauen. Der Außenbereich für die U3-Kinder ist schon weitgehend fertig, an der übrigen Außenanlage werde derzeit noch gearbeitet. Einige Spielgeräte stehen bereits.
„Jedes Kind bekommt ein Platzangebot“
Mit dem neuen Kinderhaus habe die Gemeinde schon einen Meilenstein gesetzt, meint der Bürgermeister, denn: „Ab September haben wir – Stand heute – Vollversorgung. Der gesetzliche Platzanspruch wird von uns abgedeckt. Jedes Kind bekommt ein Platzangebot.“ Hierfür werden künftig auch weiter die Container am Ackerweg für zwei weitere Gruppen genutzt, das Personal sei schon eingestellt.
Vielleicht könne man nicht jeden Elternwunsch erfüllen, was die Wahl der Einrichtung oder den Betreuungsumfang betreffe. Aber mit diesem umfassenden Platzangebot sei die Gemeinde ziemlich sicher weit vorn mit dabei im Landkreis und auch im Land. „Es ist sehr schwierig für eine Kommune, dieses Ziel zu erreichen“, erklärt Friedrich. Allensbach habe einige Jahre darauf hingearbeitet. Aber die Kinderbetreuung habe im Gemeinderat hohe Priorität.

Das betreffe auch die umfassende Schulkindbetreuung, die die Gemeinde seit Herbst 2021 anbiete. „Das läuft sehr gut. Wir haben viel Nachfrage“, berichtet der Bürgermeister. Und damit seien vom Kleinkindalter bis zum Ende der Grundschulzeit alle Kinder versorgt, wo Bedarf bestehe. „Das ist schon sehr außergewöhnlich, dass eine Kommune dieser Größenordnung das leistet“, meint Friedrich.
Doch die Gemeinde werde sich auf dem „tollen Ergebnis“ nicht ausruhen. Zumal die im Februar gestartete Kindergartengruppe in der Schule Hegne auf zwei Jahre befristet sei. Für das in Hegne geplante weitere neue Kinderhaus würden nun Vorgespräche wegen der Standortsuche laufen, so der Bürgermeister.
So sieht es im Inneren des neuen Kinderhauses aus
Das neue Kinderhaus sei ein ebenso funktionales wie modernes Gebäude, erklären der Bürgermeister und Frank Ruhland, der Leiter des Ortsbauamts. Der Aspekt der Nachhaltigkeit und Flexibilität in der Nutzung habe dabei eine Rolle gespielt. Das Gebäude sei im Kfw40-Standard errichtet. Zum Heizen oder Kühlen gebe es eine Wärmepumpe. Und auf dem Dach eine Photovoltaikanlage, vor allem für den Eigenbedarf an Strom.
Die äußere Gestaltung mit Holz und Lamellen sowie großen Fenstern gebe zugleich ein lockeres Erscheinungsbild, so Ruhland. Wichtig sei dabei aber vor allem die gute Innenarchitektur, die ebenfalls weitgehend in Holz gehalten ist. Durch mobile Trennwände gebe es mehr Flexibilität. Die Gruppenräume können damit zu den Fluren geöffnet werden, erklärt der Bürgermeister.


Ohne finanziellen Mehraufwand könne so mehr Fläche zum Spielen entstehen. Friedrich betont, dass das neue Montessori-Kinderhaus zudem mit dem Eingangsbereich, der Mensa und einem Turnraum einen halb-öffentlichen Bereich biete. „Das ist so konzipiert, dass auch Dritte reingehen können, ohne dass der Betrieb des Kinderhauses gestört wird.“

Die Baukosten seien mit rund 6 Millionen Euro im Rahmen dessen, was das Architekturbüro Lanz/Schwager angegeben hatte, so Ruhland. Das ist umso bemerkenswerter, als in der Corona-Zeit vor zwei Jahren die Holzpreise stark gestiegen waren.
Der Bürgermeister berichtet: „Es war damals ein katastrophaler Zeitpunkt für die Ausschreibung.“ Man habe Probleme gehabt, überhaupt eine Firma zu finden, die Holz verkaufen wollte, weil das ja bald noch teurer sein konnte.
Entsprechend weit über der Kostenberechnung fiel daher zunächst das Ergebnis der Ausschreibung der Holzarbeiten aus. Ruhland erklärt, man habe daher das Gewerk Holzbau bei der Neuausschreibung geteilt, zunächst nur das Nötigste, den konstruktiven Holzbau, vergeben.
„Das hat sich im weiteren Bauablauf als die richtige Wahl erwiesen.“ Dies sei auch dem Gemeinderat zu verdanken, betont Ruhland. Diesem sei ebenso wie der Verwaltung wichtig gewesen, dass das Vorhaben am Laufen bleibe.