Eine Fülle von Themen werden im nächsten Jahr den Gemeinderat beschäftigen und dürften für Gesprächsstoff unter den Bürgern sorgen. Bürgermeister Stefan Friedrich meint mit Blick auf 2023 auf die Frage, ob die Allensbacher mehr Grund zur Freude oder Sorge haben werden: „Ich glaube, Sorgen gibt‘s genug – auch ganz viele, die wir nicht beeinflussen können. Was wir beeinflussen können, wird Grund zur Freude geben.“ Es sei nicht geplant, bei Veranstaltungen Abstriche zu machen.

Bürgernähe ist Bürgermeister Stefan Friedrich (links) auch außerhalb von Wahlkampfzeiten wichtig. Hier unterhält er sich auf dem ...
Bürgernähe ist Bürgermeister Stefan Friedrich (links) auch außerhalb von Wahlkampfzeiten wichtig. Hier unterhält er sich auf dem Wochenmarkt gerade mit Rolf Keller. | Bild: Gemeinde Allensbach

Adler-Areal

Es sei gut, dass endlich auf dem Adler-Areal etwas geschehen soll, meint Bürgermeister Stefan Friedrich. Die Kombination aus Wohnen und Arbeitsplätzen finde er sehr gut. Zum Entwurf des Bebauungsplans habe es aber viele Eingaben gegeben. Diese müssen jetzt von der Planerin aufgearbeitet werden, dann müsse im Januar oder Februar der Gemeinderat darüber entscheiden.

Darauf folge die erneute Offenlage. „Das geht alles seinen normalem Weg“, so Friedrich. Dass die Bürgergruppe Adler-Areal Änderungen der Planung wünsche, sei ein berechtigtes Anliegen. Hier habe es kürzlich wieder ein Gespräch mit den Bürgern, der Sparkasse und Gemeinderäten gegeben.

Bundesstraße 33

Der weitere Ausbau der B33 wird länger dauern, als bisher angekündigt, so die Neubauleitung Singen. Mit dem Bau des Röhrenbergtunnels werde erst im Frühjahr 2024 begonnen. Dieser soll erst 2030 fertig sein. Und es sei weiter offen, wann es mit dem Tunnel bei Hegne los gehe. Eine größere Baustelle werde es ab dem nächsten Frühjahr im Bereich der Kaltbrunner Straße geben, wo eine Behelfsbrücke über die B33 gebaut werden müsse. Der Gemeinderat kritisierte jüngst den schleppenden Baufortschritt und die Kommunikation.

Der Bürgermeister erklärt: „Die Gemeinde wird 2023 nicht abwarten, sondern wird aktiv und regelmäßig Informationen einfordern von Neubauleitung und Regierungspräsidium, wie der Stand der Dinge ist und was als nächste Maßnahmen kommt.“ Die Gemeinde und die Bürger müssten mitgenommen werden. Was die Neubauleitung zuletzt mitgeteilt habe, könne zudem nicht der Weisheit letzter Schluss sein. „Wir haben ganz viele Probleme gehört, es muss auch mal Lösungsvorschläge geben vom Regierungspräsidium“, meint Friedrich.

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Marienschlucht

Im kommenden Jahr soll die Marienschlucht endlich wieder begehbar werden, so Stefan Friedrich. Nach Vorarbeiten im vergangenen Herbst stehe nun der Bau einer neuen Steganlage in zehn Metern Höhe und abgerückt von den Steilwänden an. Am Boden der Schlucht seien eine langgezogene Rampe für den Auf- und Abstieg und eine kleine Schutzhütte geplant.

Das werde eine attraktive neue Wegeführung, auf die sich alle freuen können, meint Friedrich. Allerdings könne aus Naturschutzgründen nur in einem kleinen Zeitfenster im Herbst gebaut werden. „Dann haben wir 2023 die Möglichkeit, nach acht Jahren den Weg zu eröffnen“, zeigt sich Friedrich erfreut.

Alte Torkel

Die Sanierung und der Umbau der alten Torkel am Rathausplatz sollen im Sommer abgeschlossen sein. Dann gebe es einen attraktiven neuen Raum für Feste verschiedener Art und Hochzeiten, so Friedrich.

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Montessori-Kinderhaus

Das neue Montessori-Kinderhaus an der Schulstraße soll nach knapp zwei Jahren Bauzeit im Juni eröffnet werden, so Bürgermeister Stefan Friedrich. Neben den neuen Betreuungsplätzen in vier Gruppen (je zwei Ü3 und U3) gebe es darin Mensa, Foyer und Turnraum, die auch vom Kinderhaus Walzenberg oder dem Familienzentrum an der Höhrenbergstraße genutzt werden könnten. Bereits in den nächsten Wochen solle zudem die neue Ü3-Gruppe in der Grundschule Hegne starten. „Dann haben wir die Möglichkeit der Vollversorgung vom zweiten bis zum sechsten Lebensjahr“, so der Bürgermeister.

Bürgermeisterwahl

Am 23. April steht die Bürgermeisterwahl an. Stefan Friedrich will sich um eine zweite Amtszeit bewerben. Dazu wolle er wie vor acht Jahren wieder Gespräche mit vielen Bürgern führen – und dies wie damals unabhängig davon, ob es weitere Kandidaten geben sollte. „Ich habe mich nicht gegen andere Kandidaten beworben, sondern fürs Amt.“

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Wohnen und Gewerbe

Das sei auch ein Höhepunkt im kommenden Jahr, meint Friedrich. Die Wohnbaugesellschaft von Gemeinde und Sparkasse Reichenau werde im zweiten Quartal ihr erstes großes Projekt auf dem Areal des Technologiezentrums abschließen. Neben Räumen für Gewerbetreibende gebe es dann mehr als 20 neue, barrierefreie Wohnungen. Eine Homepage mit allen nötigen Infos für Interessenten werde im Januar online gehen. „Wir haben vor, differenzierte Mietpreise zu machen, aber am Mietspiegel orientiert.“ Und nur durch den Neubau sei es möglich gewesen, den Polizeiposten, der dort ebenfalls neue Räume bekomme, im Ort zu halten.

Mit dem Neubaugebiet Breite in Kaltbrunn will die Gemeinde Allensbach nach vielen Jahren endlich zu einem positiven Ende kommen, sagt Bürgermeister Stefan Friedrich. Der Einspruch des Bunds für Umwelt- und Naturschutz gegen die geplante Verpflanzung von Obstbäumen habe erneut zu einer Verzögerung geführt. Der Ausgang des Verfahrens sei noch offen, gibt er zu bedenken. Dabei habe die Gemeinde durch unzählige Gutachten und die Planung von Ausgleichsmaßnahmen alle Auflagen erfüllt. Mensch und Natur könnten hier sehr wohl sehr gut parallel existieren, findet Friedrich.

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Klimaschutz und Mobilitätswende

Zwei große Projekte für den Klimaschutz hat die Gemeinde in Arbeit. Im kommenden Jahr soll eine große Photovoltaikanlage auf dem Lärmschutzwall an der B33 westlich des Orts aufgebaut werden. Die zirka einen Kilometer lange Anlage wird etwa zwei Millionen Euro kosten. Vorangehen soll es auch mit dem Projekt kalte Nahwärme für Kaltbrunn. Die Machbarkeitsstudie soll im ersten Quartal erneut im Gemeinde- und Ortschaftsrat vorgestellt werden. Dann will die Gemeinde das Netz ausschreiben und an einen Investor vergeben. Im Idealfall könnten im Winter 2024/25 die ersten Häuser angeschlossen werden.

Rolf Wiehler engagiert sich seit vielen Jahren in der Lokalen Agenda im Arbeitskreis Energie, Ressourcen, Klimaschutz und leitet seit 2019 den AK Mobiltät und Verkehr. Der 61-jährige Elektroingenieur sagt mit Blick auf 2023: „Ich hoffe, dass das Thema Verkehrswende wirklich angegangen wird. Was wir machen, ist nur Kosmetik.“ Einfach nur 1,5-Tonner-Benziner durch 1,5-Tonner-Elektroautos zu ersetzen reiche nicht.

Rolf Wiehler, Sprecher des Lokale-Agenda-Arbeitskreises Mobilität und Verkehr in Allensbach. Bild: Thomas Zoch
Rolf Wiehler, Sprecher des Lokale-Agenda-Arbeitskreises Mobilität und Verkehr in Allensbach. Bild: Thomas Zoch | Bild: Zoch, Thomas

Klar sei, dass man auch etwas bieten müsste, wie etwa einen gut funktionierenden Nahverkehr, wenn man das Autofahren einschränken wolle. Hier seien aber vor allem Bund und Land gefordert. Im Ort selbst könne man eher gestalterisch tätig sein. So werte er es schon als Erfolg, dass die Gemeinde nun auf Betreiben des AKs ein einheitliches ganztägiges Bewirtschaftungskonzept für die Parkplätze einführe. Bei Maßnahmen wie Tempobeschränkungen „hängt die Gemeinde am Tropf des Landratsamts“.

Allgemein finde er es positiv, dass die Hochphase der Pandemie vorüber sei. Und er hoffe für sich und andere auf Frieden, Gemeinsinn und Gesundheit, denn all dies sei nicht selbstverständlich.