Schon von Weitem wummert der Bass vom Rathausplatz in Allensbach her. Die frische Brise weht den süßen Geruch von Popcorn durch die regenschwere Luft. Menschen mit Regenjacken und -schirmen in vielen Farben strömen zum Fest.
Pünktlich zur Eröffnung des ersten Guggenmusik-Open-Airs auf dem Rathausplatz hört am Samstag, 1. Oktober, der Regen auf. Stefan Sax, zweiter Vorstand der Allensbacher Guggufa, die das Fest veranstalten, hebt nach der Ansprache die Hände zum Himmel und sagt närrisch: „Klares Wetter.“
Fanfarenzug spielt zum Auftakt
Als der Fanfarenzug Allensbach „Rock Around The Clock“ spielt, fangen einige an, sich zur Blasmusik zu bewegen. Das Festzelt ist bereits recht voll mit feierfreudigen Menschen, sie genießen die mitreißenden Klänge.

Viele frieren wegen des kalten Windes, freuen sich aber gleichwohl über die Veranstaltung: „Für das Wetter können die Veranstalter nichts, sie haben ein Zelt aufgebaut und das Beste daraus gemacht“, sagt Nadja Gross, die mit ihren zwei Patenkindern Alicia und Selina da ist.
Die beiden Mädchen in pinken Regenjacken und bunten Gummistiefeln hüpfen fröhlich zur Musik mit. Nach der halbstündigen Aufführung des Fanfarenzugs seufzt Nadjas Bruder Sascha Gross, einer der Musiker: „Das Wetter könnte wirklich besser sein.“ Für ihn war die Aufführung anstrengend: „Der Dirigent hat uns gefordert.“
Schwerstarbeit für die Lippen
Das gibt der musikalische Leiter Johannes Spießer auch zu: „War schon viel für uns. Aber die Jungs sind fit.“ In den Schulferien hatte auch die Band Sommerpause vom Musizieren, da sei die Übung etwas weg – besonders für die Bläser sei es für die Lippen anstrengend.

Zwischen den Auftritten sorgt der Partywagen für Stimmungsmusik. Michael Mahlbacher, Chef der Guggufa, ist wie seine Mitstreiter in einen langen schwarzen Mantel mit Einsätzen von grellem Grün und Gelb gekleidet, sein Gesicht grün geschminkt. Die Musik sei noch leise, erklärt er, weil in der Kirche eine Trauung stattfinde. Ab 15 Uhr hätten sie die Erlaubnis, lauter aufzudrehen.
Absage kam nicht in Frage
Seit März hätten sie das Fest vorbereitet. Aufgrund des schlechten Wetters nun alles wieder abzusagen, das kam für die Veranstalter nicht in Frage. Mahlbacher macht das Fest trotzdem Spaß, denn: „An Fasnacht im Februar ist es viel kälter.“
Dominik Knam ist gut eingepackt in seinem Kostüm der Bad Bulls aus Güttingen. Im Kinderzelt schaut er sich an, wie Ballons abgeschossen, Popcorn gratis serviert und Nägel um die Wette ins Brett geschlagen werden. Er ist mit seinem Vater Joachim Knam dort und wird später die große Trommel spielen. Sie bestätigen beide: „Uns friert es gar nicht so doll.“ Beim Fasnacht-Straßenfest sei es dagegen manchmal wirklich schlimm kalt.
Mit viel Herzblut und Engagement hatte die Allensbacher Guggufa das Fest geplant und auf die Beine gestellt, riesige Zelte aufgebaut und weitere Gruppen aus der Schweiz und Deutschland eingeladen. Trotz schlechter Vorhersage hält das Wetter zumindest, was den Regen betrifft: Es bleibt weitgehend trocken.
Mehr als 600 Besucher dabei
Von 13 bis 22 Uhr bieten auf dem Rathausplatz der Untersee-Gemeinde sieben Gruppen Fasnachtsklänge, mit dabei sind Bands aus Güttingen, Kirchenhausen, Gottlieben, Singen und Bohlingen. Höhepunkt ist der letzte Auftritt der Guggufa Allensbach. Insgesamt treten mehr als 200 Musiker auf dem Rathausplatz auf. Mehr als 600 Menschen strömen über den Tag verteilt auf den Platz.
Früher fanden die Guggenmusiktreffen immer in der Halle statt. Nun wollte der Verein das Fest mal draußen abhalten. Mit dem Open Air sollte auch das 45-jährige Bestehen der Guggufa nachgefeiert werden, denn das eigentliche Fest zu diesem Anlass konnte aufgrund Corona nicht stattfinden.
Mahlbacher erzählt nach der Party von viel positivem Feedback, etwa in den sozialen Medien, und fügt hinzu: „Trotz des Wetters war es sehr gut besucht. Alle Gruppen hatten bei ihren Auftritten eine Menge Spaß, und das Publikum hat deren Leistung durch viel Applaus honoriert.“
Viele Gäste wünschen sich nun eine Wiederholung, gern schon im nächsten Jahr. Denn Fasnachtsklänge statt Oktoberfest, das hat an diesem ungemütlichen Tag im Frühherbst funktioniert.