Es tut sich einiges im Allensbacher Gewerbegebiet Reihetal nördlich der Bundesstraße 33. Zum einen wird das Radhaus am 15.Oktober schließen. Der bisherige Eigentümer Michael Hamm hat das Gebäude an Mehmet Yirtlaz verkauft, der in der Nachbarschaft den See Pizza Kebap betreibt und damit in das Gebäude umziehen möchte.

Das könnte Sie auch interessieren

Zudem wurde im Gebäudekomplex des Bekleidungsherstellers Trigema kürzlich die Birkenstock-Niederlassung geschlossen. Und das angrenzende Jeans-Geschäft ist bereits seit Ende Mai zu. Wie die Pressestelle von Trigema mitteilte, suche man für diese Räume noch neue Mieter.

Schließungen sind normale Entwicklung

Bürgermeister Stefan Friedrich sagte auf Nachfrage: „Wenn Gewerbe schließt, ist es immer ein Verlust.“ Bedauerlich sei vor allem das Ende des Radhauses. „Es ist schade, dass uns das Fahrradgeschäft im Dorf verlässt. Das war ein Mehrwert.“ Natürlich seien auch die anderen Schließungen bedauerlich, aber letztlich seien solche Wechsel auch eine normale Entwicklung. Und vielleicht folge ja ein Angebot, das andere Kunden wiederum erfreut.

Im Allensbacher Gewerbegebiet tut sich einiges. Birkenstock (links) und der Jeansladen daneben haben geschlossen. Von Trigema (hinten) ...
Im Allensbacher Gewerbegebiet tut sich einiges. Birkenstock (links) und der Jeansladen daneben haben geschlossen. Von Trigema (hinten) heißt es, man suche neue Mieter. | Bild: Zoch, Thomas

Wichtig sei für ihn vor allem, dass überhaupt wieder Geschäfte einziehen, betonte Friedrich. Dabei sei er zuversichtlich. „Allensbach ist eine sehr gefragte Kommune. Daher gehe ich nicht von Leerstand aus.“ Michael Hamm vom Radhaus wollte sich nicht näher äußern, warum er das Radhaus aufgibt. „Es gibt mehrere Gründe“, sagte der 55-Jährige auf Nachfrage. Und fügte dann an: „35 Jahre lang einen Laden zu führen, ist nicht ganz ohne. Nach 35 Jahren Selbstständigkeit wird es für mich Zeit, mal langsam zu tun.“ Zumal die Zeiten nicht einfacher geworden seien.

Das Radhaus hatte im Internet viele sehr positive Bewertungen bekommen. Entsprechend bedauern Kunden in Allensbach die Schließung. Das sei für ihn auf der einen Seite schön, so Hamm, aber er habe seine Gründe für das Ende – und keinen Nachfolger aus derselben Branche gefunden.

Imbiss-Restaurant zieht ein

Letzteres bestätigte der neue Eigentümer Mehmet Yirtlaz. Er wolle mit seinem Imbiss-Restaurant ins Erdgeschoss des bisherigen Radhaus-Gebäudes umziehen. Die Räume im Obergeschoss wolle er als Büros vermieten. Hierfür gebe es bereits einige Nachfragen. Eine entsprechende Nutzungsänderung habe er bereits bei der Gemeinde beantragt, so Yirtlaz.

Das könnte Sie auch interessieren

Sein bisheriges Geschäftskonzept wolle er beibehalten. Aber es gebe dann Sitzplätze im Innenraum. Dementsprechend seien Umbaumaßnahmen notwendig. Mit einer Eröffnung rechnet er im Frühjahr 2023. Er sei seit 13 Jahren im Dorf und sein Geschäft sei gut etabliert, erklärte Yirtlaz. „Daher habe ich keine Bedenken.“ In der Tat finden sich auch für sein Gastronomieangebot etliche positive Bewertungen im Internet.

Birkenstock schließt

Von Birkenstock, Mieter im Gebäude von Trigema, war auf Nachfrage zunächst keine Begründung für die Schließung zu bekommen. Die Pressestelle von Trigema teilte derweil mit: „Birkenstock hat den Mietvertrag gekündigt, da sich Birkenstock auf die Innenstadt-Läden konzentrieren möchte. Der Mietvertrag läuft bis Ende des Jahres. Birkenstock schließt jedoch schon jetzt aus Personalmangel.“ Und weiter heißt es: „Selbstverständlich wird es Nachmieter geben. Trigema ist schon in Verhandlungen mit potenziellen Mietern.“

Möglicherweise hängt die Schließung des Allensbacher Geschäfts auch damit zusammen, dass der deutsche Familienbetrieb mit langer Tradition im Februar 2021 in ausländische Hände überging. Laut Medienberichten hat die amerikanisch-französische Beteiligungsgesellschaft L Catterton und die Familienholding Financière Agache des französischen Milliardärs Bernard Arnault die Mehrheit übernommen. Die Erben Christian und Alex Birkenstock werden damit zitiert, dass diese neue Partnerschaft der nächste logische Schritt für das Unternehmen sei, um in Asien Fuß zu fassen. Und Arnault, so heißt es, verfüge mit seinem weltgrößten Luxus-Imperium LVMH über exzellente Marktzugänge und Kontakte in Asien. Wobei die Birkenstock-Erben versicherten, es handele sich keinesfalls um den Ausverkauf einer deutschen Traditionsfirma.

Das könnte Sie auch interessieren

Auch bei Joker-Jeans, ebenfalls im Trigema-Gebäude untergebracht, hängt die Schließung in Allensbach offenbar mit einem Strategiewechsel der Firmenleitung zusammen. Laut Medienberichten hatte der Herrenhosen-Hersteller bereits im Januar 2021 angekündigt, dass er sich aus dem stationären Geschäft mit Handelspartnern zurückziehen werde. Aufgrund „tiefgreifender Veränderungen in der Branche“ habe man sich dazu entschlossen, auf den Direktvertrieb umzustellen. Laut einem weiteren Bericht vom Februar 2022 sollte dies ab August erfolgen. Zudem eröffnet die Firma dieser Tage in Bönnigheim, wo sie ihren Sitz hat, einen neuen Fabrikverkauf.