Wenn ein starker Wind weht, dann ahnen die Leitung und Mitarbeiter des Wild- und Freizeitparks Allensbach sowie die Bewohner der dortigen Gemeinmärker Höfe nichts Gutes. Denn oft genug sind sie danach erst einmal tagelang ohne Internet und Festnetztelefon, berichten die Parkleiterin Martina Schleith sowie die Anwohner Frank Hämmerle und Matthias Müller. Ihre Online-Versorgung erfolgt über eine simple Telefonleitung, die oberirdisch frei an Masten entlang der Kreisstraße von Kaltbrunn zum Wildpark hängt.

Bei starkem Wind oder gar Sturm würden oft Äste oder gar Bäume auf die Leitung fallen und diese beschädigen, berichten Hämmerle und Müller. Und wenn man dies dann der Störungsstelle der Telekom melde, seien die Mitarbeiter im Callcenter zwar bemüht. Aber es dauere jeweils tagelang, bis dann ein Techniker komme und die Schäden – mitunter notdürftig – repariere. „Wir haben auch schon länger als eine Woche gewartet“, so Müller.

Bei stürmischem Wetter wird die Leitung öfter heruntergerissen.
Bei stürmischem Wetter wird die Leitung öfter heruntergerissen. | Bild: Zoch, Thomas

Der frühere Landrat Frank Hämmerle pocht auf die Zusage des Staats auf eine Grundversorgung mit Internet. Das müsse die Politik auch umsetzen. „Alle sprechen von der Digitalisierung. Wir wollen sie – und bekommen sie nicht“, betont Hämmerle. Denn das Internet über die alte Telefonleitung sei schwach. „Wir sind knapp über der gesetzlichen Grundversorgung – sofern es tut.“ Er habe nicht mal seine Grundsteuererklärung übers Internet machen können und deshalb Papier-Formulare beim Finanzamt angefordert.

Auch die Park-Besucher spotten über mangelhaftes Netz

Auch die Parkleiterin Martina Schleith klagt über das extrem langsame Internet. Da sei vieles kaum möglich. „Jedes Unternehmen braucht die Möglichkeit, kommunizieren zu können“, betont Schleith. Der Park verzeichne jährlich 150.000 bis 170.000 Tagesbesucher. Aber bei dem schwachen und unzuverlässigen Internet brauche sie gar nicht zu versuchen, Online-Tickets anzubieten. Und mancher Gast spotte deshalb, das sei wie in der Steinzeit. „Es wäre schön, wenn wir eine gute Leitung hätten“, sagt sie. Zumal auch die Mobilfunkverbindung nicht gut sei.

Hämmerle erklärt, dass die Internet-Probleme nicht nur lästig seien, sondern auch gefährlich sein können. „Wir haben alle Photovoltaikanlagen. Und einige haben dazu Batterien. Diese Batterien müssen ständig online überwacht und gesteuert werden – sonst gehen sie kaputt.“ Matthias Müller berichtet, ihm sei schon genau dies passiert. Eine von zwei Batterien sei mangels Internet kaputt gegangen. Er habe diese für rund 10.000 Euro ersetzen müssen. Wobei Hämmerle anfügt, dass die Batterien ohne die Online-Überwachung auch in Brand geraten könnten. „Dann haben wir ein richtiges Problem.“

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Müller betreibt auf einem der Höfe die Reitanlage am Mindelsee. Er habe aber noch einen anderen Job, bei dem er viel im Homeoffice arbeite. Und das sei mit diesem Internet praktisch unmöglich. Er habe sich deshalb das neue, auf Satelliten basierende System Starlink angeschafft, um besseres Internet zu haben. Aber das sei natürlich eine rein private Lösung und koste jährlich rund 1000 Euro. Auch Parkleiterin Schleith hat sich Starlink fürs Landgasthaus Mindelsee angeschafft.

Allerdings gebe es auch damit bei schlechtem Wetter Probleme. Und es helfe auch nur direkt im Haus. Hämmerle sagt, er sehe es nicht ein, dass er sich auf diese Art für viel Geld selbst helfen soll. „Der Staat hält sein Versprechen nicht“, betont er. Auch wenn auf den Gemeinmärker Höfen nur rund zwei Dutzend Leute wohnen, hätten auch die ein Recht auf eine Grundversorgung mit Internet. Wobei im Park und bei der Reitanlage auch Saisonarbeiter leben, die Kontakt zu ihren Familien halten wollen.

E-Mail an Führungskraft, doch „da stößt man auf Granit“

Hämmerle berichtet, er habe schon Mitarbeiter von Telekom und NetzeBW telefonisch um eine Verbesserung der Situation gebeten. Am 12. Oktober habe er dann dem „obersten Kundenmanager der Telekom“ in einer E-Mail die Probleme geschildert: bisher keine Antwort. Schleith erklärt, sie habe dem zuständigen Gebietsleiter der Telekom in Stuttgart auch schon mehrfach um Abhilfe gebeten. Dieser gehe mittlerweile schon gar nicht mehr ans Telefon, wenn er ihre Nummer sehe, meint sie. „Da stößt man auf Granit.“

Auch eine Anfrage des SÜDKURIER bei der Pressestelle der Telekom blieb bislang ohne Antwort. Hämmerle hat den Kundenmanager der Telekom auch darauf hingewiesen, dass der Landkreis und die Gemeinde Allensbach einen Radweg von Kaltbrunn zum Wildpark planen. Und dass bei dieser Gelegenheit Leerrohre für Breitbandkabel verlegt werden könnten.

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Das wäre ja auch sinnvoll für die Telekom oder andere Betreiber, wenn nicht immer wieder Schäden repariert werden müssten. Und Schleith betont: „Diese Chance auf ein Kabel im Boden muss genutzt werden. Sonst haben wir ganz verloren.“ Doch danach sieht es derzeit nicht aus.

Die Pressestelle des Landratsamts erklärt auf eine SÜDKURIER-Anfrage: „Bei der Planung des Radwegs wurde bereits bei Anbietern angefragt, ob Interesse an einer Mitverlegung von Leerrohren, etwa für Breitbandkabel, besteht. Da keiner der Anbieter Interesse geäußert hat, werden keine Leerrohre mitverlegt.“