Wie fast überall, so hat auch im Kloster Hegne die Corona-Krise das Leben stark beeinträchtig – in diesem Fall das der Schwestern und die Arbeit in den Betrieben. Wobei Pressesprecherin Julia Pryss und Provinzoberin Schwester Maria Paola Zinniel betonen, man habe die vergangenen Wochen eigentlich nicht als Krise, sondern als Herausforderung empfunden.
Natürlich hätten die Sachzwänge auch im Kloster den Alltag verändert. „Dies alles hat uns in Atem gehalten, aber nicht den Atem genommen“, sagt Schwester Maria Paola. Corona fordere uns heraus, auf unser Leben zu schauen. „Wir pflegen trotz und im Rahmen der ganzen Regelungen ein gutes Miteinander, zum Beispiel durch Spaziergänge im Park oder den Austausch über Zeitungsartikel.“
Die Provinzoberin glaubt, dass die Pandemie einem auch etwas vermitteln könne im konkreten Alltag. „Es geht auch ohne einen wöchentlichen Besuch beim Aldi, Edeka, Norma. Man legt noch bewusster im Gebet die Welt und die Menschen in die Hand Gottes und freut sich an dem, was man hat und trotz allem noch tun kann.“
Das ist nun wieder einiges mehr, denn auch im Kloster und seinen Betrieben kehren langsam Lockerungen ein:
Marianum: Im sozialwissenschaftlichen Gymnasium des Marianums, Zentrum für Bildung und Erziehung, haben die Abiturienten ihre letzten Prüfungen geschrieben, berichtet Pressesprecherin Pryss, „in der Turnhalle mit viel Abstand und frischer Luft“.
Da die Schüler generell Erfahrung hätten mit selbst organisiertem Lernen, hätten sie selbstständig und zielorientiert auf die Prüfungen hingearbeitet. „In regelmäßigen Videokonferenzen für ganze Klassen und im individuellen Online-Unterricht in Kleingruppen konnten alle durch große Disziplin und die Bereitschaft, sich auf diese ungewöhnliche Situation einzustellen, bestmöglich vorbereitet werden“, so Pryss.
Wobei Mathelehrer Valentin Gairhos anmerkt: „Schade ist es natürlich, dass den Schülern die Erinnerungen an Abschlussfeier und Abschlussfahrt verwehrt bleiben.“
Abiturientin Hannah Gnirs erklärt: „Ich denke, das Marianum hat für uns das Beste herausgeholt. Doch selbst der beste Online-Unterricht der Welt kann keinen Präsenzunterricht ersetzen.“ Dieser sei glücklicherweise zwei Wochen vor der ersten Prüfung wieder möglich gewesen.
Sie werde sich wohl nie daran gewöhnen, dass alle Leute um einen herum Masken tragen, und dass man zu Mitschülern, mit denen man drei Jahre lang Seite an Seite gesessen habe, nun einen Sicherheitsabstand habe einhalten müssen.
Weitgehend positiv äußert sich auch Leonie Feil. Natürlich gebe es für sie und die anderen nun weder Abihütte noch Abiball. „Dennoch werde ich unsere letzten Monate positiv in Erinnerung behalten. Jeder, Schüler wie Lehrer, wurde vor Herausforderungen gestellt, die wir gemeistert haben.“
Die Lehrer seien jederzeit telefonisch erreichbar gewesen und hätten sie und die anderen bestärkt, so oft es ging. Ihr Fazit: „Wir mussten uns zwar viel selbst beibringen, und die lange Vor-Abizeit war durchaus zermürbend. Doch durch die letzten Monate sind wir alle noch ein Stück mehr zusammengewachsen und werden viele wichtige Erfahrungen aus dieser Zeit mitnehmen.“
Das Kloster selbst: „Auch im Kreis der Schwestern sind die Kontakte untereinander und im Klosterareal von Haus zu Haus reduziert, so gut es in einer großen Lebensgemeinschaft geht“, erklärt Pryss. „Schwestern, die in Teams mit externen Mitarbeitenden zusammen sind, arbeiten nun im Homeoffice“.
Für die täglichen Gebetszeiten, die sonst gemeinsam in der Klosterkirche stattfinden, hätten sich bislang die Schwestern in zwei Gruppen aufgeteilt, sodass die Abstandsregeln eingehalten werden konnten. „Da sie nun wieder einen Gottesdienst am Sonntag zusammen feiern, können wir für die Öffentlichkeit eine Sonntagsvorabendmesse in der Krypta anbieten“, erklärt die Sprecherin.
Allerdings dürften höchstens 30 Personen mitfeiern. Und die Klosterkirche bleibe weiterhin für externe Besucher zu. „Das bedauern die Schwestern sehr, zumal ihnen immer wieder mitgeteilt wird, wie sehr auch die Gäste die Gebetsgemeinschaft in der Klosterkirche vermissen.“
Die Krypta der seligen Schwester Ulrika Nisch sei auch in Corona-Zeiten ganztags für Einzelne geöffnet, so Pryss: „Besucher, auch von weiter her, nutzen diese Möglichkeit zum Beten und stillen Verweilen und hinterlassen schriftlich ihre Anliegen mit der Bitte um Gebetsunterstützung durch die Schwestern.“
Und umso mehr würden die Schwestern die betende Verbundenheit mit den Menschen pflegen. Viele Anliegen erreichten sie nun über das im März neu eingerichtete Kontaktangebot über Telefon und E-Mail.
Die Generalleitung des Ordens in Ingenbohl/Schweiz habe sich auch dazu entschieden, das im August/September in Hegne geplante Generalkapitel abzusagen. Derzeit stünden weder ein Ort noch ein neuer Termin fest. „Aber in der aktuellen Lage weltweit tätige Schwestern aus vielen Ländern zusammenzubringen, ist aktuell schwer denkbar und vielleicht auch nicht verantwortlich“, meint Pryss.
Andererseits habe man das Kloster als ganzheitlichen Arbeitgeber in einer anderen Intensität erleben dürfen. So habe die Klosterküche die Versorgung anderer Bereiche im Areal übernommen. Und die in Kurzarbeit befindlichen Mitarbeiter aus dem Marianum und dem Hotel St. Elisabeth hätten zur Aufstockung des Kurzarbeitergeldes und aus dem Gemeinschaftsgedanken heraus im Altenpflegeheim ausgeholfen. „Für viele Mitarbeiter haben wir funktionale, innovative und vor allem sozialverträgliche Lösungen gefunden“, sagt Michael Hartwich, Personalleiter des Kloster.
Hotel St. Elisabeth: In der Zeit des Lockdowns wurden nur Geschäftsreisende und zum Beispiel Beschäftigte der B 33-Baustelle beherbergt. Nun läuft seit 29. Mai wieder der Hotelbetrieb – natürlich mit den üblichen Auflagen wie Abstand, Mund-/Nasenschutz in den öffentlichen Bereichen sowie Hygiene und regelmäßige Desinfektion. Laut Pryss dürften zwar alle Zimmer vergeben werden, allerdings nur mit Gästen aus maximal zwei Haushalten. Zimmer mit Gemeinschaftsbad würden nicht vermietet.
Hotelleiter Christoph Strobel ist froh über den Wiederbeginn. Es gebe täglich Buchungen, allerdings weniger als sonst in den Pfingstferien. „Wir freuen uns, dass wir wieder Gäste bei uns am Bodensee empfangen dürfen. Und wir hoffen, dass die Gäste hier einen Ort finden, um die Seele nach dieser schwierigen Zeit etwas baumeln zu lassen.“

Altenpflegheim Maria Hilf: „Skype-Anrufe, E-Mail-Kontakte, Briefe waren bislang die Möglichkeit, Kontakt zu den Angehörigen zu halten“, erklärt Julia Pryss. Seit vergangener Woche könnten wieder Besuche stattfinden – nach Voranmeldung und pro Bewohner nur einmal täglich maximal zwei Angehörige. Mit Registrierung, Sicherheitsabstand und Mund-Nasen-Schutz während des gesamten Aufenthaltes. Die Besuche fänden bevorzugt im Freien statt.
Für den Demenz-Bereich und im Rahmen der palliativen Versorgung gelten erweiterte Schutzmaßnahmen. Heimleiter Florian Loewenberg empfindet das Miteinander als vertrauensvoll und offen. Den Besucherverkehr mit den vielen Einschränkungen und Vorgaben zu organisieren, sei derzeit die große Herausforderung. „Aber wir machen das gern. Von Besuchern und Angehörigen haben wir gute Rückmeldungen erhalten.“
Theodosius Akademie: Leiter Markus R. T. Cordemann erklärt: „Nach der feierlichen Eröffnung und der fast unmittelbaren Schließung nach vier Wochen mussten wir von einem auf den anderen Tag fast alle Angebote einstellen und uns auf das Mögliche konzentrieren.“ Dabei seien in kürzester Zeit zehn Videos und diverse Angebote telefonischer und elektronischer Art entstanden. „Wir haben den Claim ,Einfach anders‘. Wer hätte gedacht, dass dieses Jahr uns dieses ,Einfach anders‘ so deutlich spüren lässt.“
Nun habe man im Haus Ulrika die Ausstellung „Liebe überlebt“ von Adelheid Felder-Hölzer wieder geöffnet und das Kursprogramm größtenteils wieder aufgenommen. „Vielleicht wird es jetzt wieder etwas normaler“, hofft wohl nicht nur Cordemann.