Noch ein paar Wochen müssen die Bürger im Allensbacher Kernort gechlortes Wasser trinken. Der frühestmögliche Termin, auf Chlor zu verzichten, sei der 17. April, erklärt Bürgermeister Stefan Friedrich. „Es ist leider nicht vor Ostern möglich.“

Aber immerhin tut sich was. Wie Kämmerer Matthias Fix erläutert, seien die Pumpe und die beiden neuen UV-Anlagen zur Reinigung von möglicherweise verunreinigtem Wasser diese Woche im Tiefbrunnen Setze installiert worden. Mit der einen werde künftig das Wasser kontrolliert, das zum Hochbrunnen Kaltbrunn gepumpt werde, mit der anderen das vom Hochbrunnen Walzenberg, über den der Kernort versorgt werde.

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Parallel dazu sei ein so genannter Kerzenfilter eingebaut worden, der mögliche Trübungen des Wassers reduzieren soll, damit die UV-Anlagen störungsfrei funktionieren können. Allerdings seien jetzt noch weitere Arbeitsschritte nötig wie etwa die elektrischen Installationen. Fix kündigt an: „Bis alles installiert ist, wird der 4. April sein. Dann ist die Inbetriebnahme.“ Aber dann verlange das Gesundheitsamt erst noch einen Probebetrieb. Es müsse erst drei keimfreie Proben geben.

Und weil diese Proben eine Brutzeit von 48 Stunden benötigen würden, könne die Beprobung nur alle zwei Tage erfolgen, erklärt der Kämmerer. Doch nach der ersten Probe, die am 5. April möglich sei, folge das lange Osterwochenende, weshalb die zweite Probe erst am 11. und die dritte am 13. April möglich seien.

Warum dauert das so lange?

„Wir würden es gern schneller machen“, beteuert Fix. Aber es sei eine komplexe Maßnahme mit voneinander abhängigen Arbeitsschritten. Er hatte Mitte Dezember im Gemeinderat gesagt, dass die UV-Anlagen bereits in der achten bis zehnten Kalenderwoche installiert würden.

Die Verzögerung sei dadurch entstanden, dass die Verwaltung den Auftrag an die ausführende Firma erst zwei Wochen später habe vergeben können, als zunächst geplant. Doch Fix betont: „Die Firma arbeitet mit Hochdruck daran.“ Die Kosten für die Maßnahmen für mehr Sicherheit in der Wasserversorgung beziffert der Kämmerer mit rund 128.000 Euro.

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Die Menge der Chlorung dürfe bis dahin laut Trinkwasserverordnung nur so hoch sein, dass beim Kunden Wasser mit maximal 0,3 Milligramm Chlor pro Liter ankomme, erklärt Fix. „Wir unterschreiten diesen Grenzwert und liegen an den gemessenen Entnahmestellen bei Durchschnittswerten zwischen 0,15 und 0,25 mg/l Chlor.“ Zudem sei in den vergangenen Wochen das Wasser regelmäßig einmal pro Woche beprobt worden. Dabei habe es keine Auffälligkeiten wie etwa Keime gegeben.

Die jetzt ausgeführten Maßnahmen hatten die Stadtwerke Radolfzell empfohlen, die sich um das Allensbacher Trinkwasser kümmern. Doch die Fachleute von dort hatten im Dezember auch erklärt, dass damit das Grundproblem nicht gelöst sei. Beim Tiefbrunnen Setze gebe es Sanierungsbedarf. Die Probleme im September 2022 seien durch Starkregen und einen Rückstau im Kanal entstanden.

Gemeinde hat ein Strukturgutachten in Auftrag gegeben

Aber bei der näheren Untersuchung habe man festgestellt, dass schon seit längerer Zeit immer wieder Oberflächenwasser von außen in den Brunnen eindringe. Doch während einer Sanierung könne dort kein Wasser entnommen werden. Damit wäre die ganze Gemeinde vom Tiefbrunnen Hegne abhängig. Und dieses Risiko sollte die Gemeinde nicht eingehen, meinten die Experten. Sie rieten daher dazu, vor einer Sanierung des Tiefbrunnens die Versorgung mit Trinkwasser auszubauen.

Die Gemeinde könnte hierzu einen weiteren Brunnen im Grundwasser auf ihrer Gemarkung erkunden, bohren und erschließen. Oder sich an einen anderen Wasserversorger anschließen – wie die Stadtwerke Radolfzell oder Konstanz. In letzterem Fall müsste Allensbach dann aber von diesem Anbieter täglich eine größere Menge Wasser abnehmen, damit die Leitung ständig durchspült sei.

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Um über das weitere Vorgehen besser entscheiden zu können, hat die Gemeinde ein Strukturgutachten in Auftrag gegeben. Kämmerer Fix erklärt, darin würden sämtliche Handlungsmöglichkeiten behandelt und Empfehlungen gegeben, wie man die Wasserversorgung sowie die Qualität mittel- und langfristig sichern könne.

Das Gutachten könnte im Sommer, vielleicht aber erst im Herbst vorliegen, so Fix. „Wir drängen darauf, dass wir es zeitnah bekommen.“ Jedenfalls sollen möglichst für 2024 dann erste Schritte gemäß den Empfehlungen geplant werden. Die Kosten für das Gutachten beziffert Fix auf rund 30.000 Euro. Dazu gebe es aber einen Landeszuschuss von 50 Prozent.