Wer heute nach Bodman kommt und die Gräfliche Seedomaine mit dem zentral gelegenen Seehotel Villa Linde erblickt, kann es sich kaum vorstellen: Bis 2012 stand das Linde-Areal im Besitz von Gut Bodman jahrzehntelang zum Verkauf. Das gräfliche Haus und die Gemeinde Bodman-Ludwigshafen überlegten damals, wie diese Fläche im Ortszentrum am besten zu nutzen sei.
Architekt Tobias Jaklin, zuständig für Gut Bodman Häuser, berichtete von verschiedenen Planungsansätzen, auch einem Bebauungsplan oder der Idee, eine Klinik oder ein Sanatorium zu errichten. Derweil verfiel das Areal mit dem damaligen Hotel Linde, den Tennisplätzen und dem Minigolfplatz weiter. Schließlich hätten Johannes von Bodman und er einen erneuten Anlauf unternommen, das Gelände zu entwickeln und geeignete Käufer, Nutzer und Bauherren zu finden.
Zunächst war es schwierig, wie Johannes von Bodman bei der offiziellen Hoteleröffnung erzählte. Erst habe der Bebauungsplan nicht gepasst, dann sei der Investor abgesprungen und Nachbarn hätten geklagt. Niemand habe ein großes Hotel und Wohnhäuser bauen wollen. Ein Architektenwettbewerb sei ausgeschrieben worden. Alle eingereichten Arbeiten seien dem Gemeinderat präsentiert worden.
Wie Tobias Jaklin erzählte, sei die Entscheidung für den Entwurf von Professor Hans Kollhoff einstimmig gewesen. „Er war einer der wenigen, der die Vorgabe, das Hotel Linde zu erhalten oder zu rekonstruieren, ernst genommen habe, was für uns von Anfang an ein ganz wichtiges Anliegen bei der Bebauung innerhalb der Ortsbrache war. Wir wollten unbedingt, dass dieses wichtige Identifikationsobjekt wieder entstehen würde“, so Jaklin.
Gebäude mit historischer Bedeutung
Denn das Haus spielt in der Geschichte von Bodman eine große Rolle. Wer früher in den Ort kam, stieß im Ortskern unwillkürlich auf das Hotel Linde. Gebaut in den 1920er-Jahren an der Stelle einer ehemaligen Posthalterei, entwickelte es sich schnell zu einem der renommiertesten Häuser am Bodensee. Zur Sommerfrische kam nicht nur die „bessere Gesellschaft“ aus Deutschland, sondern auch ausländische Prominenz wie etwa der König von Siam. Auch viele Hochzeiten, Taufen, Konfirmationen und andere Familienfeiern fanden dort statt. Wer groß feiern wollte, ging in „Die Linde“.

Jaklin führte aus, auf den jetzigen Bauträger der Gräflichen Seedomaine zu Bodman zu treffen, habe sich als sehr glückliche Fügung herausgestellt. „Wir haben ihn für Entwurf und Konzept hinter der Bebauung begeistern können. Es ist ja eine nicht selbstverständliche Architektur, eher abgeleitet aus traditioneller Normalität.“ Das Unternehmen habe sich mit viel Engagement um dieses Hotelprojekt gekümmert und sei auf den jetzigen Besitzer und Betreiber Christopher Wolfram von Prack gestoßen.
Jetzt könne das Hotel zu dem werden, was es einst war, ein sehr elegantes Hotel als Treffpunkt für illustre Gäste und Einheimische, betonte Johannes von Bodman. Die Eröffnung sei ein emotionales Ereignis für ihn, aber auch für die Dorfbewohner. „Sie haben gelitten unter dem vielen Verkehr, Lärm und der Bewegung.“

Als Ergebnis, so beschrieb es Bürgermeister Matthias Weckbach, habe Bodman eine eigene Handschrift bekommen. Man blicke auf die Seedomaine und damit auf das Areal, das stets zur Identifikation des Ortes beigetragen habe. „Es rückt wieder ins Zentrum der Ortsmitte.“ Das Hotel werde ein Anziehungspunkt sein. „Bei diesem Blick von der Terrasse kann nichts mehr schief gehen“, so Weckbach.
Das wünscht sich Christopher W. von Prack, der zunächst den Anwohnern für ihre Geduld während der jahrelangen Bauzeit dankte. Exakt 172 Leute hätten am Ergebnis mitgewirkt. Für alle, die maßgeblich beteiligt waren, bat er um kräftigen Applaus.

Das Hotel solle, so erklärte er später im Gespräch, selbstverständlich auf für die Bodmaner da sein. „Es soll eine Erweiterung des Angebots sein, das bisher hier war.“ Er habe sich unendlich viel Mühe mit der Ausstattung gegeben, um im Hotel ein maritimes Bodenseefeeling mit modernem Standard zu erzeugen. Im Restaurant würden nur direkt von lokalen Anbietern bezogene Nahrungsmittel in bestmöglicher Qualität verarbeitet, versprach er. Die zahlreichen Gäste der Eröffnung genossen bereits Kostproben der Sterneköche.
Das Seehotel Villa Linde
In dem fast originalgetreu wieder hergestellten Gebäude befinden sich 14 individuell gestaltete Penthouse-Suiten und Doppelzimmer sowie ein moderner Wellnessbereich mit eigener Badewiese und historischem Badehaus. Das maritime Flair und die besondere Ausstrahlung der Einrichtung spiegeln die Leidenschaft des Besitzers für das Segeln wider. Dieser ließ viele Planken und andere Gegenstände nach dem Vorbild eleganter Schiffe und Yachten verbauen. Zum Speisen laden das Gourmetrestaurant s‘Apfle, das Seerestaurant Linde mit Wintergarten und die gemütliche Sonnenterrasse ein. Der hauseigene Marktplatz könnte sich zum Treffpunkt für Bewohner, Feriengäste und Passanten entwickeln. Unsichtbar, aber ein besonderes architektonisches „Schmankerl“, ist die Tiefgarage mit 130 Parkplätzen unter dem Hotel. Gäste wie auch Bewohner kommen von dort direkt in ihr jeweiliges Domizil. (wig)