Der Straßenname klingt idyllisch: Am Königsweingarten. Aber was wäre, wenn entlang der Fahrbahn an der Weinanbau-Fläche 79 Parkplätze entstehen? Die Anwohner sind auf jeden Fall dagegen, dass nun bereits im zweiten Anlauf Stellplätze auf einem fünf bis sieben Meter tiefen Streifen angedacht sind. Das Gräfliche Haus hatte diese Pläne eigentlich im Jahr 2018 zurückgezogen, nachdem sich Widerstand geregt hatte. Die Idee, dies wiederaufleben zu lassen, ging dieses Jahr von der Gemeinde aus.
Deshalb haben sich in den vergangenen Monaten fast alle Hausbesitzer am Königsweingarten zusammengetan. Sie möchten gemeinsam sprechen, ohne jemanden im Einzelnen herauszustellen. Einige aus der Nachbarschaft hätten an die Gemeindeverwaltung geschrieben, erzählen sie. Insgesamt sieben Parteien haben sich gemeinsam einen Anwalt genommen. „Unsere eigenen Stimmen sind zu klein“, erklären sie. Außerdem agiere noch eine weitere Anwohnerin, die selbst Anwältin sei, ebenfalls in dieser Angelegenheit und gehe gegen die Parkplätze vor.
Schulweg der Kinder verläuft dort
Die Bewohner der Straße haben verschiedene Befürchtungen. Sie fragen sich, wie das werden soll, wenn ständig Autos auf der schmalen Fahrbahn unterwegs seien: Sie könnten nicht aneinander vorbeifahren, es gäbe mehr Verkehr und für Fußgänger wäre es gefährlich, weil es dort keinen Gehweg gebe. Ein Vater von zwei Kindern hat große Angst, da dort der Schulweg der beiden verläuft. Alle befürchten auch, dass es dann viel mehr Lärm und Abgase in der Straßen geben werde – tagsüber wie auch nachts.
Beim Thema Abgase weisen sie auch auf die Ironie hin, dass am Königsweingarten Biowein angebaut werde. In den ersten 30 Sekunden nach dem Anlassen des Motors sei die Abgasbelastung besonders hoch, sagt der zweifache Vater. Die Anwohner erwarten auch Unfälle, da vor allem im Sommer viele Radfahrer durch die Straße fahren und oft von oben nach unten schießen würden.
Er und seine Frau betrachten es als Ironie, dass der Parkplatz hinter der Volksbank wegkomme, um Parkplätze mit der Erweiterung des Weilerkapellen-Parkplatzes an den Orteingang von Bodman zu verlagern, aber am Königsweingarten neue entstehen sollen. Dabei machen sie keinen Unterschied daraus, dass das Grundstück hinter der Bank der Gemeinde gehört und die Fläche am Königsweingarten dem Gräflichen Haus.
„Es entsetzt uns, dass die Pläne jetzt wieder da sind“
Sie verstehen nicht, dass die Verwaltung die Pläne von Johannes von Bodman unterstützt beziehungsweise selbst verfolgt. „79 Parkplätze ziehen den Verkehr in den Ort“, sind alle überzeugt. Alle fragen sich, ob diese Stellplätze am Ende wirklich nur für Angestellte in Bodmaner Betrieben sein werden, wie es bisher in den Plänen heißt: „Es entsetzt uns, dass die Pläne jetzt wieder da sind, nachdem sie zurückgezogen worden sind.“
Die Anlieger sehen es auch als kritisch an, dass die Gemeinde den Parksuchverkehr aus dem Ort halten möchte, doch die Existenz einer Parkreihe am Königsweingarten die Parkplatzsuche dort begünstigen würde. „Ortsfremde wissen nicht, dass es keine öffentlichen Plätze sind“, argumentieren sie. „Ein Parkplatz ergibt hier keinen Sinn.“ Sie ergänzen zudem, Bodman sei ein Urlaubs- und Erholungsort. Da passe soetwas nicht. Da in der Vergangenheit bereits von einem Hotel im Bereich der Apfelplantagen die Rede gewesen sei, mutmaßen sie, ob die Parkplätze ein Startschuss dafür wären.
Anwalt schreibt an die Gemeinde
Der Rechtsanwalt der Anwohner hat ein Schreiben mit Hinweisen zur Lage und den Befürchtungen an die Gemeindeverwaltung von Bodman-Ludwigshafen geschickt, doch bisher gebe es noch keine Antwort darauf. Die Bewohner ziehen eine Klage gegen die Gemeinde in Betracht, falls die Pläne für die Parkplatz voranschreiten. Sie bedauern, dass im Gemeinderat nur die Grünen auf ihrer Seite seien. „Wir fragen uns, ob alle im Rat wissen, wie viel Widerstand es unter den Anwohnern gibt.“
Die Gemeindeverwaltung verweist auf SÜDKURIER-Anfrage darauf, dass die Parkplätze am Königsweingarten erst wieder im Frühling ein Thema in einer Gemeinderatssitzung sein werden. Die Verwaltung haben derzeit begrenzte Ressourcen. Momentan sei man damit beschäftigt, Maßnahmen für die Saison 2022 umzusetzen. Bürgermeister Matthias Weckbach weist auf den speziellen Aspekt der Pläne hin: „Diese Parkplätze dienen gerade nicht dem Fremdenverkehr, sondern haben eine völlig andere Funktion.“

Was das Gräfliche Haus sagt
Johannes von Bodman erklärt auf SÜDKURIER-Nachfrage zur derzeitigen Situation an der Straße: „Es befinden sich dort schon Parkplätze, allerdings Längsparker und eine kleinere Anzahl, die nicht fest zugeordnet sind und dem Parksuchverkehr unterliegen.“ Er hätte die 2018 geplanten Parkplätze sinnvoll gefunden, da innerorts für Mitarbeiter in der Bodmaner Gastronomie, Mieter von Ferienwohnungen, Liegeplatzinhaber und Anwohner zu wenige, kostenpflichtige und nur Kurzzeit-Parkplätze zur Verfügung stünden: „Nachdem Kritik kam, habe ich allerdings meinen Antrag zurückgezogen. Vor einem halben Jahr kam die Gemeinde auf mich zu mit der Bitte, das Projekt ihrerseits wieder aufzunehmen zu dürfen.“ Die Gemeinde Bodman-Ludwigshafen erstelle nun einen Bebauungsplan für die Parkplätze. „Wer dann, sollte das auf Zustimmung stoßen, wann und wie viele Parkplätze baut, ist noch nicht besprochen“, erklärt er.
Weiter erläutert Johannes von Bodman, er habe eine Anfrage für Parkplätze von einem Ferienwohnungsvermieter, zwei Anfragen von Bodmaner Gastrobetrieben für ihre Mitarbeiter und Anfragen von Liegeplatzinhabern gehabt. „Auch jetzt parken dort schon Mitarbeiter des Seeums beziehungsweise des Restaurants Bodano“, erläutert er.
Auf die Frage nach Rückmeldungen von Anwohnern am Königsweingarten, antwortet Johannes von Bodman: „Ein Nachbar hat mir gegenüber an dem Vorhaben Kritik geübt, wollte aber gleichzeitig ein Grundstück für Parkplätze erwerben.“