Und plötzlich stand ein massiver Ziegelstein im Gemeinderat auf dem Tisch. Ein Geschenk, das Bürgermeister Christoph Stolz mit den Unterschriften aller ehemaligen Deizisauer Kollegen zum Amtsantritt bekommen hatte und der symbolisch für einen der Bausteine steht, die er in seinem Wahlprogramm hatte. „Den werden wir irgendwo verbauen“, kündigte Stolz im Hinblick auf verschiedene Bauprojekte im Ort und als Einleitung zum großen Thema der Ratssitzung an. Denn es ging um den weiteren Kurs für das strategische Leitbild Bodman-Ludwigshafen 2040, das sein großes Ziel für die Seegemeinde ist.
Stolz erklärte, wie wichtig es sei, in Perspektiven zu denken, die länger als eine Wahlperiode des Bürgermeisters oder Gemeinderats seien. Anregungen der Einwohner sollen in die Prozesse einfließen: „Es ist wichtig, dass wir die Bürger dabei mitnehmen.“ Wichtig sei auch, was langfristig eingebracht werden müsse, um bestimmte Ziele zu erreichen. Allerdings betonte er auch, die Gemeinde müsse realistisch sein, was umsetzbar ist. In den kommenden Jahren müsse auf Manches vielleicht verzichtet werden.
Die Projektleiter Nathalie Faha und Severin Steinberger von Translake in Konstanz stellten den zeitlichen Ablauf und die Bürgerbeteiligung näher vor, die der Rat dann auch einstimmig beschloss.
Die Kosten sind jetzt überarbeitet
Nathalie Faha ergänzte, es sei wichtig, dass der Prozess den Bürgern etwas bringe. Sie stellte die Gründe für das Leitbild vor, in das Erkenntnisse aus dem Zukunftsdialog im Jahr 2018 einfließen sollen, den Translake ebenfalls betreut hatte. Das wurde mehrfach angesprochen, da bei manchen Räten Unzufriedenheit herrscht, wie es damals weiterging. Laut Faha seien einige Dinge in der Zwischenzeit umgesetzt worden, sie ging aber nicht auf Details ein. Christoph Stolz hob als positive Entwicklung nach dem damaligen Dialog die Entstehung der Zukunftsinitiative (Zuki) hervor.
Im September hatte es eine lange Diskussion über die Zusammenarbeit mit Translake und die Kosten von rund 48.000 Euro gegeben. Stolz hatte auf den Wunsch des Rats hin das Paket überarbeitet, sodass die Kosten nun bei circa 22.700 Euro liegen. Ihm sei es nicht leicht gefallen, Dinge zu streichen, räumte er ein.
Einwohnerversammlung mit Workshops am 20. Februar
Severin Steinberger stellte die geplante Befragung näher vor, die aus zwölf Fragen zu verschiedenen Themenbereichen besteht. Sie soll am Montag, 4. Dezember, starten und bis zum 21. Januar laufen und ein Stimmungsbild ergeben. In einer Einwohnerversammlung am Dienstag, 20. Februar 2024, die wie ein Workshop sein soll, werde es um die Ergebnisse gehen. Alles soll dokumentiert werden, damit auf dieser Grundlage weiter gearbeitet wird. Im Herbst 2024 ist dann eine Strategieklausur des Gemeinderats geplant, um an den Visionen zu arbeiten.
Steinberger betonte: „Wir sind auf einer Ziel- und Visionsebene unterwegs.“ Genaue Maßnahmen gehören also noch nicht dazu. Und Stolz ergänzte: „Es geht darum, welche Visionen wir haben und welche Ziele wir davon ableiten.“
Viele Fragen zur Befragung
Petra Haberstroh (Freie Wähler) erkundigte sich, wie genau die Teilnahme an der Befragung funktioniert. Stolz konnte sie im Hinblick auf ältere Einwohner beruhigen. Zwar liege der Fokus auf online, aber im Gemeindeblatt solle ein ausschneidbarer Fragebogen veröffentlicht werden, damit die Teilnahme auch auf Papier möglich sei. Die Fragen seien nicht nur auf Ja und Nein ausgelegt, sondern es seien zusätzlich offene Fragen dabei.
Im Rahmen der Diskussion warb Stolz bereits ein wenig für die Kommunalwahl im Juni 2024. Er hoffe, dass die Bürgerbeteiligung vielleicht hier und da Interesse wecke, sodass sich Einwohner auf die Wahllisten für den Gemeinderat setzen lassen. Dieser Rat werde am Ende die Entscheidung über das Leitbild und die Maßnahmen treffen, betonte er.
Neujustieren von Zielen wird immer nötig sein
Und was passiert dann mit dem Leitbild, wenn es mal fertig ist? „Es soll nicht in der Schublade verschwinden, sondern wir wollen es immer im Blick haben und mit einem Ampel-System schauen, wo wir gerade stehen“, versicherte Stolz den Räten. Die Bürger sollen immer sehen können, woran Verwaltung und Rat gerade arbeiten.
Christoph Leiz (Grüne) lobte das Vorgehen und warf ein, man werde sicherlich in ein paar Jahren wieder in einer Sitzung über das Leitbild reden. Stolz bestätigte dies und verwies auf die Haushaltsberatungen als Beispiel, wo es um konkrete Maßnahmen geht.
Laut Stolz sei immer wieder mal ein Soll/Ist-Vergleich notwendig, mit dem vielleicht auch mal ein Neujustieren von Zielen einhergehe. Denn nicht immer sei alles so erreichbar, wie man es sich vorstelle. Bei der Umsetzung spiele auch immer die Finanzlage eine Rolle.
Der einstimmige Ratsbeschluss sorgte bei Christoph Stolz für Aufbruchsstimmung: „Wir haben die nächsten Monate was zu tun. Ich freue mich riesig auf den Prozess.“