Die zweite „Butterfahrt nach Bodman“ auf der MS Großherzog Ludwig begeisterte das Publikum mit Improvisationstheater, Live-Musik, Tanz und einer absurd-komischen Liebeskomödie. Die Kulturkreuzfahrt mit über 20 Mitwirkenden war mit 150 Zuschauern schon früh ausgebucht, so eine Pressemitteilung. Konzipiert und inszeniert wurde das Spektakel von den Bodmaner Kulturschaffenden Annie Lenk, Julia Bach und Duke Span, der die Butterfahrt musikalisch mit seinem Teewagen-Terzett begleitete.

Das wortwitzige Improvisationstheater mit professionellen Schauspielern, Sängern, Tänzern, Musikern und Laiendarstellern aus der Region bot den begeisterten Zuschauern während der Schiffsfahrt und der Landgänge an der Marienschlucht sowie in Ludwigshafen immer wieder neue Überraschungsmomente. Dem Anlass entsprechend hatte die MS Großherzog Ludwig von der Bodmaner Künstlerin Inken Kraus-Wellpott ein kreatives Theateroutfit erhalten. Den Bug zierte eine skurrile Galionsfigur des bekannten Bildhauers Peter Lenk aus Bodman.

Während des Begrüßungs-Apéros beluden tanzende Matrosen (Tanzschule die Färbe in Singen) das Schiff mit alten Gepäckstücken. Nicolas Kraus als schillernder Cruise-Direktor stimmte die Zuschauer auf die bevorstehende Butterfahrt ein. Kaum an Bord startete die Großherzog Ludwig mit Kurs auf die Anlegestelle Marienschlucht das Improvisationstheater: Zur Sicherheit der Passagiere informierten der Cruise-Direktor und die Chef-Stewardess (Eva-Maria Hübner) mit einer – nicht ganz ernst zu nehmenden – Seenotrettungsübung über das Verhalten im unwahrscheinlichen Falle eines Schiffsunglücks.

Szenen mitten im Publikum

Gleich im Anschluss traten zeitgleich die Forscherin Sofia von Stein (Regina Raimjanova) auf dem Oberdeck und der aus der Steinzeit gefallene Fred Faustkeil (Andreas Bittl) unter Deck auf. Sie erzählten – jeweils aus ihrer Perspektive – über ihre erste Begegnung in der Steinzeit. Denn während Sofia im Jahr 2009 in Sipplingen den spektakulären Fund einer Steinzeitsandale bestaunte und diese an sich nahm, rutschte sie durch ein Zeitloch direkt in die Steinzeit, in der sie Fred begegnete. Natürlich verliebten sich der schüchterne Sandalenträger und die forsche Forscherin augenblicklich. Jedoch verlor er etwas unbeholfen seine linke Sandale, die für dann für 5000 Jahre im Bodensee verschwand. Noch an Bord wurde Sofia vom Cruise-Direktor entdeckt und als blinde Passagierin ohne Ticket entlarvt.

Während des ersten Landgangs an der Marienschlucht machten die Passagiere die Bekanntschaft mit dem grollenden Donnergott Thor (Gerhard Polacek), den Fred in einem Gruppenritual zusammen mit den Zuschauern herbeirief. Als Sofia schließlich auftauchte, ergriff der schüchterne Fred die Flucht und die beiden verschwanden im Wald. Daraufhin erschien ein verärgerter, alemannischer Jäger (Bertram Ledergerber), der die Passagiere mit lauter Stimme im derben Dialekt aus dem Naturparadies zurück aufs Schiff vertrieb – schließlich sei man nicht in Meersburg oder Venedig.

Nachdem die singenden Piraten „Spicy Sparrows“ (Julia Matt mit Kinderchor, Geige: die neunjährige Polina Kuprienko) das Schiff gekapert hatten, setzten die Butterfahrer ihre Tour fort und begegneten dabei Clarence Terhune (Frank Lettenewitsch), der mit sonorer Stimme berichtete, wie er es 1929 als blinder Passagier auf das Luftschiff Graf Zeppelin schaffte, von Amerika nach Friedrichshafen flog und so berühmt wurde. Danach war es Zeit für den Bordservice, dem Butterbrot mit verschiedenen buttrigen Aufstrichen (Nini), begleitet vom Großherzog Shopping-TV. Anchor-Woman Katy (Karin Weber) stellte ihre skurrile Produktpalette vor, natürlich mit regionalem Bezug: zum Beispiel Bodmaner Bollenhut und Kätterlebas Karresalb. Kurz vor dem Landgang in Ludwigshafen tauchte mit beginnender blauen Stunde noch ein Segelboot mit singenden Mermaids auf (Barbara Stoll, Magdalena Stoll, Emiliana Lenk, Anna Schatz).

Beim Landgang in Ludwigshafen forderte ein echtes Cowgirl (Liliane Rehag), dem „das fliehende Pferd“ entlaufen war, beim Line-Dance die tänzerischen Fähigkeiten der Passagiere heraus. Gestört von dem ungewohnten Lärm meldete sich aus einem Zollhaus-Fenster der aus seinem Jahrhundertschlaf erwachte Großherzog Ludwig (Robert Auer) zu Wort und besang in einer sentimental-weinerlichen Ballade seine Unbeliebtheit. Wie gerufen traf danach ein norddeutscher Straßenmusiker (Alex Behning) auf, der an der Hafenmauer mit Gitarre und Mundharmonika musizierte.

Als die MS Großherzog Ludwig nach Einbruch der Dunkelheit in den Bodmaner Hafen zurückkehrte, kam es dort mithilfe des personifizierten Glücks (Gerhard Polacek) zu einem Happy-End für die zwei Liebenden. So endete die „Butterfahrt nach Bodman“ mit einem großen Finale. Die beiden Liebenden wurden vom Bordpfarrer (Sava Vinokic) getraut. Die Liebe hatte sich trotz der Verschiedenheit der zwei Zeitreisenden durchgesetzt. Dazu stimmte der Kinderchor den bekannten Beatles-Song „All you need is love“ an, in den dann alle Mitwirkenden und Passagiere einstimmten.

Das Fazit der Veranstalter: Die Idee, die Butterfahrer zu einem humorvollen, unterhaltsamen Kulturkonsum zu verführen, sei voll und ganz aufgegangen. Die dritte „Butterfahrt nach Bodman“ ist bereits für 2024 geplant, teilen die Veranstalter mit.