Jahre der Vorarbeit münden nun in das, worauf viele gewartet haben: Die neuen Stege für die Marienschlucht kommen. Das Fundament des Treppenturms ist fast fertig, der Aufbau der Treppen und ersten Stege folgt in der kommenden Zeit. Im Herbst 2025 soll die Schlucht endlich wieder begehbar sein, nachdem das beliebte Ausflugsziel für Naturliebhaber seit neun Jahren gesperrt ist. Im Mai 2015 war dort eine Wanderin bei einem Erdrutsch gestorben.
Die neue, sichere Steganlage aus Stahl, die rund zwei Meter Abstand von den Felswänden haben wird, bietet später einmal aus zehn Metern Höhe den Blick nach unten in die Schlucht und die Aussicht auf den See. Die frühere Anlage lief größtenteils direkt am oder auf dem Bach in der Schlucht.
Auch Aussichtsbalkone wird es geben. Einer davon wird oben auf dem Treppenturm am unteren Ende der Schlucht sein, so dass Wanderer zum Beispiel sehen können, wenn die MS Großherzog Ludwig heran- oder abfährt. Eine weitere Stelle ist eine altbekannte, da die Erich-Pohl-Kanzel am oberen Einstieg in die Schlucht erneuert wird.

Millimeterarbeit und viele Einzelteile
Damit die großen Bauteile später passen, braucht es eine akribische Detailplanung und millimetergenaue Vorbereitungen. Die Firma Rettich Stahlbau in Bodman baut die rund 315 Laufmeter lange Anlage, nachdem sie bei einer Ausschreibung den Auftrag erhalten hat. Für den Treppenturm, der auch Eingangsbauwerk genannt wird und am unteren Ende der Marienschlucht die zehn Meter vom Boden zur Steganlage hinauf überbrücken soll, gab es bereits Probebauten in der Produktionshalle. Dabei zeigten sich schon gut die Dimensionen der Bauteile und wie viel Platz die Besucher darauf haben werden.
Aktuell läuft die Produktion aller Bauteile auf Hochtouren. Clemens Schöpf von der Geschäftsführung sagt: „Wir sind durchgehend dabei.“ Auf dem Firmengelände lägen die Bauteile für den Treppenturm und den ersten Stegteil, so dass es dort gerade ein bisschen wie ein Puzzle aussehe. Weitere Bauteile seien gerade noch bei der Verzinkung.

In den ersten ein, zwei Jahren werden die Treppen und Stege aufgrund ihrer Verzinkung sehr silbern aussehen. Erst dann wird die Verzinkung matt. Das Verzinken schützt Stahl vor der Korrosion.
Herausforderungen bei der Produktion
Laut Geschäftsführerin Simone Rettich-Bickel wird so viel wie möglich vormontiert zur Marienschlucht gebracht. Das Besondere: Kein Bauteil ist gleich. Alle sind Maßanfertigungen, die haargenau auf die Felsanker passen müssen, die bereits an den Felswänden der Schlucht gesetzt sind. Diese Millimeterarbeit stellt die große Herausforderung bei dem Projekt dar, wie auch Projektleiter Matthias Weckbach immer wieder in verschiedenen Präsentationen erklärt hatte. Auch die Firmenchefin bestätigt: „Am Ende muss alles genau passen.“
Im September geht es richtig zur Sache
Die Herstellung der Stücke ist aufwendig, beschreiben Simone Rettich-Bickel und Clemens Schöpf. Ehe vor ein paar Monaten Treppenelemente probeweise in der Halle auf- und wieder abgebaut werden konnten, habe es ein Vierteljahr gedauert. Dabei war zwischenzeitlich immer wieder fraglich, ob die Produktion der Stegteile durchgehend möglich ist. Das lag mitunter an vorangehenden Unsicherheiten bei den Fördergeldern, also ob es diese gibt, wann und wie hoch sie ausfallen. Nun läuft alles.

Ab dem 17. September wird der Seilkran der Firma Hochleitner mit 760 Metern Länge auf dem Gelände des Golfclubs Langenrain aufgebaut, der für Materialtransporte gebraucht wird. Dazu gehört auch der Transport der alten Holzstege aus der Schlucht. Die kaputten Holzelemente liegen seit Jahren am Fuß der Marienschlucht und sollen rausgeholt werden.
Seilkran und Raupenkran im Einsatz
Die Montage des Treppenturms beginnt etwa gleichzeitig zum Seilkran-Aufbau. Schöpf schildert, Anfang kommender Woche werden zunächst die Ankerplatten an den Felsankern montiert. Anschließend müsse nochmal vermessen werden, ehe der eigentliche Bau beginnen könne. Erst dann folgen der Aufbau des Treppenturms und des ersten Stegabschnitts mit einem Raupenkran. Auch zwei Hebebühnen kämen zum Einsatz.

Stahlbaumonteure der Firma Rettich und Kletterer der Firma Hochleitner werden gemeinsam arbeiten. Die ersten Stahlbauteile werden zur Baustelle des Treppenturms gefahren. Der Großteil der der anderen Elemente wird aber später mit dem Seilkran an die jeweilige Stelle in die Marienschlucht befördert.
Das Wetter ist ein kritischer Faktor
„Ich hoffe, dass uns die Witterung keinen Strich durch die Rechnung macht“, sagt Clemens Schöpf. Bei Nieselregen seien Arbeiten möglich, doch im Falle von Starkregen würde die Gefahr von Erdrutschen bestehen.

Der Uferweg zwischen der Schlucht und Bodman bleibt weiterhin gesperrt. Auch aufgrund der Bodenbeschaffenheit können dort nur Baufahrzeuge fahren. Beim Mondfelsen sollen nach Abschluss der Baustelle in der Schlucht die Tore am Uferweg montiert werden, die dann geschlossen werden können, wenn es nach Starkregen zu gefährlich für Wanderer und Radfahrer wäre. Laut Matthias Weckbach kommen die Tore ganz zum Schluss, damit es durch Baufahrzeuge keine Schäden an deren Fundamenten gebe.