Ganz im Zeichen von Geschichte und Kultur stand in Bodman ein Abend, zu dem sich im Seeum rund 35 Personen zur Hauptversammlung des Fördervereins Museum Bodman eingefunden hatten. Wilderich Graf von und zu Bodman, der Vorsitzende des Vereins, umriss die Ereignisse im vergangenen Jahr.

Dieses hatte zum Beispiel am Tag des Offenen Denkmals den Besuch des Urweltmuseums Bodman, eine Fahrt zur Keltenausstellung „Magisches Land“ im Archäologischen Landesmuseum Baden-Württemberg in Konstanz und etliche Vorträge für seine Mitglieder bereit gehalten. Ute Weimann, stellvertretende Vorsitzende des Fördervereins, hatte im vergangenen Jahr trotz der Einschränkungen durch die Pandemie-Vorschriften geschichtliche Führungen durch Bodman anbieten können. Diese, so wie auch die Führungen zum Lenk-Relief, seien von den Gästen sehr gut angenommen worden. Bürgermeister Matthias Weckbach bezeichnete sie als einen „Hit“.

Führungen sollen auch im laufenden Jahr stattfinden

Auch im laufenden Jahr sollen diese Führungen weiterhin angeboten werden. Es ist außerdem geplant: der Besuch des archäologischen Hegaumuseums in Singen, ein Vortrag am Tag des Offenen Denkmals, der in diesem Jahr unter das Motto „KulturSpur – Ein Fall für den Denkmalschutz“ steht, sowie eine Sonderausstellung im Urweltmuseum Bodman: „7000 Jahre Siedlungsgeschichte begreifbar machen – Eine Auswahl aus der archäologischen Sammlung unserer Gemeinde“. Die Vernissage hierfür soll am Freitag, 3. Juni, um 18 Uhr stattfinden.

Um die Bekanntmachung des Urweltmuseums zu fördern, das Graf von und zu Bodman als „Bereicherung für unsere Gemeinde“ bezeichnete, bat er um das Gestatten und Gestalten großzügiger Werbemaßnahmen seitens der Gemeinde besonders an der Ortseinfahrt.

Wilderich Graf von und zu Bodman und Franz Hofmann vor dem Renaissance-Altar vom Frauenberg, der heute im 1525 aufgehobenen Kloster St. ...
Wilderich Graf von und zu Bodman und Franz Hofmann vor dem Renaissance-Altar vom Frauenberg, der heute im 1525 aufgehobenen Kloster St. Georgen in Stein am Rhein steht. | Bild: Constanze Wyneken

Was dem Förderverein besonders am Herzen liegt, sein eigentlicher Daseinszweck, wurde auch in dieser Hauptversammlung formuliert: Man warte auf die Beschlussfassung einer Ausschreibung des Gemeinderates zum Neubau des Lagerraums im Obergeschoss des Seeums. Hier hat die Gemeinde einen etwa 300 Quadratmeter großen Raum als Museum vorgesehen. Ein Teil dieser Fläche soll jedoch abgetrennt werden, damit er von der Gemeinde als Lagerraum genutzt werden soll.

Graf von und zu Bodman gab seiner Enttäuschung darüber Ausdruck, dass man hier noch nicht weiter gekommen sei: „Viele Versammlungen hat es schon gegeben, aber wir konnten bis jetzt noch nicht das fördern, für das wir angetreten sind, unser Museum. Aber vielleicht gibt es ja bald Licht am Horizont.“

Kasse des Vereins in einem hervorragenden Zustand

Dieses Licht konnte der anwesende Bürgermeister Matthias Weckbach dann unmittelbar entzünden. Er verkündete, dass bereits vor zwei Jahren ein Lastenheft für den Lagerraum vom Gemeinderat verabschiedet worden sei und dass nur noch ein Planer beauftragt werden müsse, von denen es drei mögliche gebe – man müsse sich also nur noch entscheiden.

Für diese Entscheidung wird die Gemeinde nun zeitnah einen Termin einplanen. Im Übrigen habe der Verein eine größere, zweckgebundene Spende für den Neubau des Museums erhalten. Insofern sei auch die Kasse des Vereins in einem hervorragenden Zustand mit gutem Plus, ließ der Kassier Christoph Rettich verlauten, der kurz danach entlastet wurde.

Eine Zeichnung aus der Zeit um 1600 aus dem Generallandesarchiv Karlsruhe

Nach dem offiziellen Teil wandte man sich historischen Themen zu. Der Historiker Franz Hofmann, tätig im Kreisarchiv des Amts für Geschichte und Kultur im Landratsamt Konstanz, hielt einen Vortrag mit dem Titel „Neue Aspekte zur Geschichte Bodmans“ mit zwei Themenschwerpunkten: Zum einen stellte er eine wenig bekannte Zeichnung aus der Zeit um 1600 aus dem Generallandesarchiv Karlsruhe vor. Diese zeigt das Aachried im Bereich zwischen Espasingen, dem Mooshof, Wahlwies und der Nellenburg liegend.

Mit archivarischer Genauigkeit legte Hofmann dar, inwieweit die Details auf der Zeichnung realistisch sind und was eigentlich mit der Zeichnung bewirkt werden sollte. Denn es geht nicht, wie man vermuten würde, um die naturgetreue Darstellung der gezeichneten Orte, sondern um etwas, das dazwischen liegt: drei leicht übersehbare Marksteine, die wohl ein Gebiet innerhalb eines Rechtsgeschäfts markieren sollen. Ein Gebiet, das heute innerhalb von Feldern liegt und keine markanten Punkte aufweist.

Vortrag über einen kleinen, auf 1612 datierten Renaissance-Altar vom Frauenberg

Im zweiten Teil von Hofmanns Vortrag ging es um einen kleinen, auf 1612 datierten Renaissance-Altar vom Frauenberg, der heute im 1525 aufgehobenen Kloster St. Georgen in Stein am Rhein steht. Hofmann war offenbar detektivisch tätig gewesen und konnte so, für alle nachvollziehbar, erläutern, wie der Altar seinen Weg dorthin fand: Franz von und zu Bodman, der Urgroßvater von Wilderich Graf von und zu Bodman, hatte als gläubiger Katholik den Altar im Jahre 1905 den Steiner Katholiken geschenkt, um diesen den Gottesdienst „vor einem richtigen Altar“ zu ermöglichen.

Die Katholiken seien damals in der Minderzahl gewesen (1904 stand es 300 Katholiken gegen 1700 Protestanten), hatte Hofmann erklärt. Zunächst stand der Altar in Stein am Rhein wohl im ehemaligen Konventsaal des Klosters, wurde dann jedoch, nachdem die Katholiken eine eigene Kirche gebaut hatten, nicht mit umgezogen und fristet seitdem sein einigermaßen unbeachtetes Dasein in einer ehemaligen Mönchszelle. Die Idee, den Altar wieder ins Kloster Frauenberg zurückzuholen, stieß auf allgemeine Begeisterung bei den Zuhörern.