Solarenergie könnte in Bodman-Ludwigshafen viel mehr als nur ein Pflichtthema für die Verwaltung werden. Die Gemeinde arbeitet weiter daran, die Vorgabe zu erfüllen, zwei Prozent der Flächen für erneuerbare Energien auszuweisen. Bald könnte jedoch gleichzeitig ein Projekt entstehen, an dem sich sogar interessierte Einwohner beteiligen können. Andreas Klatt von der Bürger-Energie Bodensee stellte daher in der jüngsten Gemeinderatssitzung die Genossenschaft vor.
Die Mitglieder würden ein gemeinsames Ziel verfolgen. „Wir sind stolz, dass wir das in Wahlwies haben. Zehn Prozent der Photovoltaikanlage Mooshof gehören uns und den Bürgern als echtes Eigentum“, erklärte Klatt zur Anlage zwischen Wahlwies und Espasingen. Er schilderte im Hinblick auf die Energiewende, bei welchen Anlagen die Genossenschaft dabei ist und wie rentabel dies für die Mitglieder sei.

Mitglieder hauptsächlich aus der Region
Dabei betonte Andreas Klatt, die Genossenschaft werde rein ehrenamtlich betrieben. Derzeit gebe es 134 Mitglieder aus verschiedenen Orten in der Umgebung, 1,2 Millionen Euro Kapital und eine produzierte Leistung von 2,8 Millionen Kilowattstunden. „Das letzte Jahr war ein außerordentlich gutes Jahr bei der Energie.“ Der Mitgliederbestand sei stabil und bestehe bei der Herkunft aus einer guten Mischung. So würden 60 Prozent aus den umliegenden Gemeinden kommen.
Der Vorstand entscheide über jede Aufnahme und die Beteiligungssumme sei bei 50.000 Euro gedeckelt, damit sich möglichst viele beteiligen könnten. Ein Anteil entspreche 1000 Euro und sei auch die Mindestsumme. Die Projekte seien regional im Landkreis, wie Klatt schilderte, doch eine Satzungsänderung erlaube es nun, über die Kreisgrenze hinauszugehen. Allerdings gebe es eine Warteliste.
Konkrete Ideen und viele Fragen
Bürgermeister Christoph Stolz sagte, alle seien bei der Energiewende ungeduldig. Investoren für verschiedene Flächen seien schon im Rathaus gewesen, um vorzusprechen. In der Sitzung gehe es zwar nur um das Kennenlernen der Energiegenossenschaft. Man müsste sich dann noch darüber unterhalten, wo konkret ein Projekt entstehen könnte. Er nannte dabei als Ideen die Sporthalle Bodman und den Kapellen-Parkplatz.
CDU-Rat Alessandro Ribaudo erkundigte sich, ob sich Bürger von Bodman-Ludwigshafen beteiligen könnten, wenn ein Projekt im Ort umgesetzt werden sollte. Klatt erwiderte, es wäre möglich, zur Hälfte einen Vorrang für die Einwohner der Seegemeinde festzulegen, wobei auch schon Einwohner von Bodman-Ludwigshafen auf der aktuellen Warteliste stünden.
Es rechnet sich erst ab zwei Hektar oder 100 Kilowatt
Auf eine Frage von Christoph Leiz (Grüne) erklärte Klatt, die Genossenschaft investiere nur, wenn es sich rechne. Bei Flächen sei die Untergrenze zwei Hektar und bei Dachflächen müssten mindestens 100 Kilowatt erreicht werden. „Wir haben errechnet, dass die Sporthalle Bodman 250 Kilowatt bringen könnte“, sagte Klatt.

Zu Beteiligungen und Ergebnissen sagte Klatt, der Mooshof zum Beispiel werde nach 20 Jahren abgeschrieben sein. Dann würden die Genossenschaftsmitglieder ihr eingebrachtes Kapital zurückerhalten. Bis dahin würden sie von der Dividende profitieren.
Die Debatte kam durch Fragen von Petra Haberstroh (Freie Wähler) auch auf Agri-PV oder das Überbauen von Flächen wie Parkplätzen. Klatt musste dazu aber direkt sagen, dass sich Letzteres kaum rechne.
Die Gemeindeverwaltung geht nun in den näheren Austausch mit der Genossenschaft. In einigen Wochen will Christoph Stolz dann konkrete Vorschläge für eine mögliche Umsetzung in eine Sitzung mitbringen.