Monatelang werden 25 Lastwagen pro Tag die Häfen in Bodman-Ludwigshafen ansteuern. Ihre Ladung: Schlamm und Sand. Denn es gibt in den Häfen „ein bisschen viel Sand“ durch normale Bewegung des Untergrunds im See, aber auch durch den Zufluss der Stockacher Aach. Das erklärt Bürgermeister Christoph Stolz bei einem Vor-Ort-Termin. Die Fließrichtung hat sich, wie auf Luftbildern gut erkennbar ist, in Richtung Bodman gebogen. Besonders das Strandbad, der Segelclub und der Hafen sind betroffen.
Um das zu ändern, ziehen zahlreiche Beteiligte an einem Strang: Der fortschreitenden Versandung und Verlandung in den Häfen am See-Ende begegnen der Yachtclub Ludwigshafen, der Segelclub Bodman, der Yachtclub Stockach sowie der Gemeindehafen Ludwigshafen erstmals gemeinsam. Vor Ort erläuterten neben Stolz auch Sandra Domogalla, Leiterin Tourismus, Kultur und Marketing (TKM) und Sonja Hildebrand von der ausführenden Tiefbaufirma die Maßnahmen. Und die sind umfassend, aufwändig – und teuer.
Projekt braucht ein Jahr Vorlauf
Denn der Seegrund in den Häfen wird ausgebaggert, das entnommene Material mit Transportschiffen in den Hafen Bodman gebracht, dort von einem Kran entladen und mit einem Lastwagen zur Deponie im Industriegebiet Hardt abtransportiert. Die Arbeiten beginnen am Montag, 15. September, und dauern bis maximal Ende Februar 2026.
Das Vorhaben sei logistisch anspruchsvoll und von großer Bedeutung, denn es stelle den Betrieb der Häfen sicher, betonte Christoph Stolz. Es sei mit Andreas Baur, Planungsingenieur und Bauüberwacher aus Singen, etwa ein Jahr lang geplant worden.

Strandbad Bodman ist besonders betroffen
Am meisten Verschlammung, nämlich zehn bis 15 Zentimeter, ist innerhalb von einem bis anderthalb Jahren am Strandbad Bodman zusammengekommen. Man habe geklärt, welche Tiefe normal sei, und nur so viel werde entnommen. Alle Vereine hätten Bedarf angemeldet, so Stolz.
Das letzte Ausbaggern in den Häfen sei unterschiedlich lang her, erklärte Sonja Hildebrand, etwa zehn bis 15 Jahre. In Bodman werde es die dritte Aktion dieser Art sein. Sie sprach von einem Pilotprojekt mit einem bestimmten Zeitfenster und einer bestimmten Menge Aushub pro Tag. „Bis maximal Ende Februar liegt die wasserrechtliche Genehmigung vor. Wir sind auch abhängig von der Witterung und dem Wasserstand und müssen alle Unwägbarkeiten einplanen. Daher beginnen wir so früh“, erläuterte sie.
Für Arbeiten werden 25 Pfähle in den Boden gerammt
Am 15. September werden in Bodman und dem Hafen „Im Löchle“ die Maschinen aufgestellt, ab Dienstag beginnt das Ausbaggern und Ziehen der Dalben – das sind die in den Hafengrund eingerammten Pfähle zur Befestigung oder Abweisung von Booten.
Insgesamt müssen in den vier Anlagen 25 Dalben gezogen werden, um das Arbeiten mit dem Bagger-Ponton zu ermöglichen. Sie werden nach Abschluss des Projekts erneut eingesetzt. Nach dem Yachthafen „Im Löchle“ wird beim Segelclub Bodman, dann beim Yachtclub Ludwigshafen und zuletzt im Gemeindehafen Ludwigshafen weitergearbeitet.
Laswagen fahren auf Matten zum Hafen
Auf dem Hafenvorplatz werden zur Schonung des Untergrunds Kunststoffmatten verlegt, denn immerhin wird das schlammige Material täglich auf rund 25 Lastwagen geladen und abtransportiert. Sonja Hildebrand rechnet mit rund 10.000 Kubikmetern Erdmasse. Das sei gar nicht so viel, wie es sich anhöre, sagte sie und zog den Vergleich zum Linde-Areal: Beim Bau der zehn Häuser der Gräflichen Seedomäne wurden 75.000 Kubikmeter Erdaushub abgetragen und abgefahren.
Im Oktober oder November soll in Absprache mit der Naturschutzbehörde auch die Verschwenkung der Stockacher Aach umgeleitet werden. Der Fluss soll sein Wasser danach wieder gerade in den Bodensee leiten. Sonst müsse man solche Bodenentnahmen künftig in höherer Frequenz durchführen, erklärte Christoph Stolz.
Schifffahrt wird durch die Arbeiten nicht beeinträchtigt
Sandra Domogalla unterstrich die Notwendigkeit, frühzeitig mit dem Projekt zu beginnen, auch wenn derzeit noch voller Kursschiffbetrieb herrsche. „Man kommt weiterhin problemlos aufs Schiff. Auch die Wege zum Kiosk, zum Spielplatz und zum Seeum und Bodano bleiben offen.“
Die finanzielle Belastung sei durchaus happig: Das Projekt koste rund eine Million Euro, das bedeute sechsstellige Beträge für die Vereine. Kämmerin Bettina Keller erläuterte, die Aufteilung erfolge nach der jeweiligen Aushubmenge. „Kosten, die speziell in einem Hafen anfallen, wie das Ziehen und Wieder-Schlagen der Dalben, werden für jeden Hafen separat berechnet.“
Gemeinde muss knapp 150.000 Euro zahlen
Der Gemeinderat hatte die Arbeiten in seiner Sitzung am 8. April 2025 an den einzigen Bieter, das Unternehmen Erdbewegung Hildebrand aus Bodman, vergeben. Laut Sitzungsprotokoll beträgt der Anteil der Gemeinde knapp 146.000 Euro. Alf Müller, Takelwart vom Segelclub Bodman, äußerte sich positiv: „Lieber einmal richtig als alle nacheinander, auch um Kosten zu sparen.“
Ein kleiner Trost bleibt Anwohnern und Besuchern: Im Hafen Bodman wird nur montags bis freitags von 7.30 bis 16.30 Uhr gearbeitet. „Abends und am Wochenende wird nichts los sein“, versprach Sonja Hildebrand. Bürgermeister Christoph Stolz dankte den Anliegern vorab für ihr Verständnis. Er lobte die sehr gute Zusammenarbeit und Abstimmung mit den Vereinen.