Wie teuer wird der neue Kindergarten St. Michael samt Umbauten im benachbarten Gemeindezentrum? Die Frage ist zwar nicht neu, aber hat nun neue Dimensionen. Und größere Befürchtungen.
In der Gemeinderatssitzung am Dienstag gab Bürgermeister Matthias Weckbach einen Überblick, wie stark die Kosten im Vergleich zur Schätzung vor zwei Jahren gestiegen sind. Schwarz auf Weiß stand nun statt den ursprünglichen 5,88 Millionen Euro eine Summe von rund 7 Millionen Euro am Ende einer mehrseitigen Tabelle.
Obendrauf kommen beim benachbarten katholischen Gemeindezentrum noch rund 500.000 Euro für die neue Heizung, thermische Abtrennung der Empore, Erneuerung der Schaltschränke und Elektro-Arbeiten sowie die Anbindung des Gebäudes an den neuen Kindergarten. Zusammen sind das 7,5 Millionen Euro.
Sorge vor weiteren Preissteigerungen
Aber reichen diese 7,5 Millionen Euro? Alwin Honstetter (CDU) warf diese Frage direkt nach Erfahrungen aus der Vergangenheit auf. Bei früheren Bauprojekten sei es am Ende immer 10 bis 15 Prozent teurer als bei der Vergabe rausgekommen. „Das wären hier 750.000 Euro mehr und Gesamtkosten von 8,5 bis 9 Millionen Euro“, stellte er in den Raum.
Weckbach erwiderte, man könne die Zukunft nicht voraussehen. Wie schnell sich etwas verändern könne oder nie erwartete Dinge passieren könnten, habe zum Beispiel die Entwicklung der Inflationsrate im vergangenen Jahr gezeigt. Es gehe nun um die grundsätzliche Entscheidung, sich auf das Wagnis einzulassen, sagte er. Vorliegende Angebote für zu vergebende Arbeiten seien preislich in Ordnung.
„Der Neubau ist alternativlos“
Trotz aller Bedenken deckten sich die Meinungen der Räte weitgehend. „Der Neubau ist alternativlos“, sagte Michael Koch (CDU). Immerhin sei schon alles vorbereitet worden und der Kindergarten in den provisorischen Räumen in der Schule.
Petra Haberstroh (Freie Wähler) schloss sich dem an – der Neubau sei dringend notwendig. „Aber die Zahlen sind erschreckend“, betonte sie. Sie glaube, dass der Architekt zu teuer plane und es eigentlich günstiger gehen müsste. Sie stimme deshalb nur mit Bauchweh zu.
Alessandro Ribaudo (CDU) hakte nach, ob die halbe Million für das Gemeindezentrum bereits im Haushaltsplan stehe. Bettina Keller, Leiterin Finanzen und Vermögen, verneinte dies. Weckbach führte aus: „Nur die Heizung war besprochen, weil wir dachten, wir können den Rest lassen.“ Das sei jedoch nicht mehr der Fall.
Fragezeichen um rund eine Million Euro für Zuschüsse
Die katholische Kirche trage zehn Prozent der Gesamtkosten, erklärte Weckbach. Die Gemeinde hofft auf Zuschüsse, doch ob es diese wirklich gibt, ist bisher nicht absehbar. Weckbach erklärte, dass die Verwaltung inzwischen einen Antrag auf rund 700.000 Euro aus dem Ausgleichsstock gestellt habe. Ein vorheriger Baubeginn sei nicht zuschussschädlich.
Außerdem warte die Gemeinde auf eine Antragsmöglichkeit bei der Fachförderung, sobald das entsprechende Förderprogramm eröffnet werde, so Weckbach. Er konnte noch keine genaue Summe nennen, aber bei den alten Baupreisen wären es rund 268.000 Euro gewesen. Zuschussquoten und andere Aspekte seien bisher nicht bekannt.
Allerdings sei vollkommen offen, ob es diese Zuschüsse am Ende wirklich geben werde. Beim Ausgleichsstock gehe die Gemeinde sogar davon aus, eher keine Mittel zu erhalten, heißt es in der Sitzungsvorlage.

Bauplatz-Verkäufe finanzieren den Kindergarten
Matthias Weckbach wies erneut in aller Deutlichkeit auf die finanzielle Belastung hin. Das riesige Bauprojekt würde auf Jahre die finanziellen Mittel der Gemeinde binden. Die Finanzierbarkeit sei an den Verkauf von Mehrfamilienhaus-Bauplätzen im Haiden und Schiltbühl II gekoppelt. „Ohne ist das nicht leistbar“, betonte er.
Die Entscheidung, verschiedene Arbeiten zu vergeben, fiel am Ende bei einer Enthaltung. Zudem waren drei Gemeinderäte nicht anwesend. Alessandro Ribaudo (CDU) bat um laufende Kostenaufstellungen, damit Veränderungen sichtbar seien.

Welche Arbeiten und Summen der Rat vergeben hat
Bei den Abbruch-Arbeiten für das alte Gebäude hatten von acht angeschriebenen Firmen in Rahmen einer beschränkten Ausschreibung drei ihr Angebot abgegeben. Der Auftrag geht nun an die Firma Joos aus Radolfzell für rund 123.457 Euro.
Für die Gründungs- und Rohbauarbeiten hatte die Gemeinde acht Angebote erhalten. Das günstige Angebot in Höhe von rund 1.282.639 Euro von der Firma Gebrüder Stumpp aus Rottweil erhielt den Zuschlag.
In einem getrennten Punkt hat der Rat zuvor bereits fast alle Elektro-Arbeiten für rund 366.634 Euro an das Elektrounternehmen Ruhland aus Gaienhofen vergeben, das als einziger Bieter ein Angebot bei der öffentlichen Ausschreibung abgegeben hatte. Die Verwaltung habe mit der Firma bereits gute Erfahrungen gemacht.