Biber haben im August fast für massive, längerdauernde Stromausfälle im Landkreis Konstanz gesorgt, als sie eine Fläche zwischen Stockach und Ludwigshafen unter Wasser gesetzt haben. Wie lässt sich die erneute Gefahr verhindern? Und ist wirklich allein der Biber Schuld? Steffen Bretzke, Feuerwehrkommandant von Bodman-Ludwigshafen, und Bürgermeister Christoph Stolz griffen das Thema in der ersten Ratssitzung nach der Sommerpause auf. Dabei erfuhren das Gremium und die Zuhörer Details des kräftezehrenden Einsatzes neben der Autobahn 98 auf Gemarkung Ludwigshafen und wie es weitergehen wird.

Bretzke bezeichnete die rund vier Hektar große, überflutete Fläche beim einem Hochspannungsmast als „Bibersee“. Als Einsatzkräfte, Behördenvertreter und Netze BW vor Ort gewesen seien, habe es von Seiten von Netze BW geheißen, dass die Stromversorgung für Konstanz und weitere Gebiete für längere Zeit ausfallen könnte, wenn der große Mast kippe oder sogar umstürzte.

Es war Gefahr im Verzug und die Behörden waren einverstanden, dass wir das Wasser wegbringen“, sagte er. „Wir kamen nicht an ein verstopftes Einlaufrohr dran, da es drei Meter unter Wasser stand.“ Daher sei nur als Möglichkeit geblieben, Wasser abzupumpen und so den Wasserspiegel zu senken.

Die Luftaufnahmen der Drohneneinheit der Feuerwehr zeigen das Ausmaß, das die Überflutung beim Hochspannungsmast, der kritische ...
Die Luftaufnahmen der Drohneneinheit der Feuerwehr zeigen das Ausmaß, das die Überflutung beim Hochspannungsmast, der kritische Infrastruktur ist, angenommen hatte. | Bild: Feuerwehr Stockach

Herausforderungen beim Einsatz

THW-Kräfte aus verschiedenen Orten seien alarmiert worden, um der Feuerwehr mit Pumpen zu helfen. Bretzke erzählte, nach der ersten Nacht habe er erschrocken festgestellt, dass der Pegel nur wenig abgenommen habe. Daher sei zu den vorhandenen THW-Pumpen eine weitere angefordert worden.

Weiter berichtete er, welche Probleme verschiedene Rohrgrößen gemacht hätten. Das Rohr mit dem Einlauf habe einen Durchmesser von 1,20 Meter, doch circa 200 Meter weiter münde es in ein Rohr mit nur 90 Zentimetern Durchmesser. Die Herausforderung sei daher gewesen, die Verstopfung zu lösen, ohne dass dadurch das dünnere Rohr verstopfe. „Wir hätten den Dreck dort nie rausgekriegt.“

Feuerwehrkommandant Steffen Bretzke (links) und Bürgermeister Christoph Stolz packen gemeinsam an, damit das Wasser abfließen kann.
Feuerwehrkommandant Steffen Bretzke (links) und Bürgermeister Christoph Stolz packen gemeinsam an, damit das Wasser abfließen kann. | Bild: Feuerwehr Bodman-Ludwigshafen

Pumpen bewegen 105 Millionen Liter Wasser

Letztendlich sei ein Baumstamm wie ein Zahnstocher genutzt worden, um den Einlauf langsam freizubekommen. Mit einem Spülwagen hätten die Einsatzkräfte dann noch Gehölz sowie Dreck rausbekommen und schließlich ein provisorisches Gitter angebracht. Bretzke zählte auf, dass letztendlich 105 Millionen Liter Wasser abgepumpt worden seien und die Pumpen 4000 Liter Diesel verbraucht hätten. Der Einsatz dauerte eine Woche.

Bürgermeister Christoph Stolz warb trotz allem für Verständnis für den Biber: „Es ist frustrierend, aber man sollte ein Tier nicht stigmatisieren, das sich sicher nicht mit böser Absicht dort aufhält.“ Zudem wies er darauf hin, dass sich an der Stelle des verstopfen Rohrs über Monate verschiedenes Material angesammelt. Die Aktivitäten des Bibers hätten letztendlich offenbar den schnellen Wasseranstieg in kurzer Zeit bedingt. „Da war es wichtig, dass wir schnell und entschieden handeln, damit diese Stromleitung sicher ist.“ Die Kostenfrage sei noch offen, da man dem Biber natürlich keine Rechnung stellen könne.

An den dunklen Rinden ist zu sehen, wie hoch das Wasser gestanden hatte.
An den dunklen Rinden ist zu sehen, wie hoch das Wasser gestanden hatte. | Bild: Feuerwehr Bodman-Ludwigshafen

Der Einlauf muss noch gesichert werden

Obwohl der Einsatz schon lange beendet ist, laufen noch die Gespräche mit den Beteiligten, auch der Autobahnmeisterei. „Wir sind in guten Gesprächen mit allen Beteiligten, um eine dauerhafte Lösung hinzubekommen.“ Der Biber werde in dem Gebiet bleiben dürfen. Zudem verwies er auf andere Stellen im Gemeindegebiet, in denen es ebenfalls Biber gebe, und man auch immer kontrollieren müsse.

Stolz hatte auch eine gute Nachricht zu kommenden Maßnahmen: „Durch ein Förderprogramm können wir 100 Prozent erhalten, aber haben natürlich den Aufwand der Kontrolle.“ Weitere Informationen zu den Details der Pläne und Kosten sollen in einer der kommenden Sitzungen folgen.