Rampen und die Erträge der Photovoltaik-Anlage bestimmten in der jüngsten Gemeinderatssitzung von Bodman-Ludwigshafen die Debatte zum Neubau des Kindergartens St. Michael in Ludwigshafen. Bei dem Gebäude läuft momentan der Ausbau und der Rat hatte die Aufträge für weitere Gewerke zu vergeben. Da es in den vergangenen Monaten Verwirrung und Kritik gegeben hatte, dass der Rat bei manchen Dingen wie den Möbeln vor vollendete Tatsachen gestellt worden war und zu wenig Mitspracherecht gehabt habe, erhielt das Gremium eine Präsentation zum Gebäude und den Plänen für den Betrieb der Solaranlage.

Architekt Martin Frei betonte, wie grundlegend barrierefrei das Gebäude, aber auch der umliegende Platz zwischen Kindergarten, Kirche und Gemeindezentrum werden solle. Dafür seien vor allem innen Rampen vorgesehen, um Höhenunterschiede zu überbrücken. Auch Gemeindezentrum und Kindergarten werden innen über eine Rampe verbunden. Dabei dürften die Rampen maximal sechs Prozent Gefälle haben. Der höchste Höhenunterschied liege dort bei 42 Zentimetern.

Ein neuer barrierefreier Platz

Außen soll der Platz so aufgeschüttet werden, dass es in der Zukunft keine Treppen und Barrieren mehr am Gemeindezentrum und der Kirche geben werde. „Alle Niveaus unter einen Hut zu bringen, war nicht so einfach, weil wir die schönen alten Bäume erhalten wollen“, sagte Frei.

Der ebene Platz überraschte die Räte, da ihnen dies noch gar nicht so deutlich bewusst gewesen war. Dennoch sagte CDU-Rat Daniel Trisner: „Andere Gemeinden werden uns um einen solchen Platz beneiden.“ SPD-Rätin Claudia Brackmeyer wunderte sich dagegen, dass die Treppe an der Kirche weg solle, da die Kirche von der anderen Seite her barrierefrei erreichbar sei. Frei erklärte, der Platz sei bisher von so vielen verschiedenen Ebenen durchschnitten, dass nun Einheitlichkeit geschaffen werden solle. Christoph Stolz ergänzte, der Platz werde dann komplette Barrierefreiheit für Rollstuhlfahrer, Gehbehinderte, Verletzte oder Erwachsene mit Kinderwagen bieten. „Und zur Fasnacht gibt es dann auch mehr Platz“, sagte er.

Momentan erhält der Kindergarten den Estrich. Das flüssige Material wird per Schlauch in die Räume eingebracht.
Momentan erhält der Kindergarten den Estrich. Das flüssige Material wird per Schlauch in die Räume eingebracht. | Bild: Löffler, Ramona

Nach Kritik in einer früheren Sitzung kam auch dieses Mal erneut zur Sprache, dass sich die Räte gewünscht hätten, im gesamten Prozess mehr mitgenommen zu werden. CDU-Rat Alessandro Ribaudo sprach zudem einen geplanten Plattformlift für mehr als 30.000 Euro an, damit Rollstuhlfahrer die Bühne im Gemeindezentrum erreichen können. In einer Diskussion über den möglichen Bestandsschutz des aktuellen Zustands kam auf, dass ein solcher Lift zwar für die Barrierefreiheit eingebaut werden müsste, aber man es bei der Bauabnahme vielleicht erst mal darauf ankommen lassen könnte. Denn bisher funktioniere es auch ohne, da ein Musiker im Rollstuhl von Kollegen hochgetragen werde. Stolz sagte auch, er habe extra mit dem Musiker gesprochen.

Kosten liegen wohl bei 6,7 Millionen Euro

Und was kostet der Kindergarten jetzt letztendlich? Frey zeichnete die Entwicklung der Baupreise und der Verzögerung des Baustarts nach. Aktuell könne er keine genauen Zahlen nennen, aber er glaube, dass der Bau am Ende mit 6,6 oder 6,7 Millionen Euro abgeschlossen werden könne. Die PV-Anlage werde mit einer sechsstelligen Zahl Einfluss auf die Kosten haben. 90 Prozent der Gewerke sind bereits vergeben, in der Sitzung ging es noch um die Baureinigung, Landschaftsarbeiten und Spielgeräte, aber es kommen noch ein paar weitere.

Für die PV-Anlage auf dem Dach gab es eigentlich ein fertiges Konzept, das vorsah, dass die Erzdiözese der Betreiber wäre. Dazu gab es auch eine Präsentation mit Zahlen zur Wirtschaftlichkeit in Bezug auf kompletten Eigenverbrauch des Stroms oder die Einspeisung ins Netz.

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Konzept für PV-Anlage wirft Fragen auf

Peter Schalk, Leitung Photovoltaik-Offensive der Erzdiözese Freiburg, beschrieb die Möglichkeiten und betonte, es gehe nicht darum, Geld zu verdienen, sondern den wirtschaftlichsten Weg zu gehen. Er stellte auf seinen Folien dar, wie es mit Teil- oder Volleinspeisung des Stroms wäre und dass eine Volleinspeisung ins Stromnetz eigentlich am wirtschaftlichsten wäre. Das habe damit zu tun, welche Monate sonnenreich sind und wann der Kindergarten auf oder zu hat. Sein Angebot: Die Erzdiözese würde die Investition der rund 95.000 Euro für Anlage, den Betrieb und das Risiko übernehmen, da er die Anlage über 20 Jahre als nicht so rentabel darstellte.

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Während Christoph Stolz dies für ein gutes Modell hielt, hakte CDU-Rat Alessandro Ribaudo nach. Als Steuerberater hatte er während der Präsentation eigene Berechnungen gemacht und kam zu dem Schluss, dass die Anlage viel mehr Geld abwerfen könnte, als die Berechnungen der Erzdiözese zeigten. Das Konzept berücksichtige nicht, dass die Gemeinde für den Kindergarten Strom kaufen müsste, wenn nicht der aus der Anlage verwendet werde. Würde die Gemeinde die Anlage selbst betreiben, könnte sie damit zudem etwas für das Klima tun, argumentierte Ribaudo weiter.

Überraschung bei der Abstimmung

Stolz erwiderte, so oder so werde etwas für das Klima getan und die Gemeinde könnte das Geld für die Anlage anderweitig einsetzen und hätte ein geringeres Risiko. Petra Haberstroh (Freie Wähler) hakte sofort ein, die Gemeinde könnte der fünfstelligen Summe an anderer Stelle eine PV-Anlage bauen. Ribaudo stellte allerdings den Beschlussantrag, dass die Gemeinde gemeinsam mit der Kirchengemeinde die Anlage baue. „Die Anlage rechnet sich“, versicherte er.

Dieser spontane Antrag ging mit acht Ja, Stimmen, vier Nein und drei Enthaltungen knapp durch. Bodman-Ludwigshafen und die Kirchengemeinde werden also die PV-Anlage mit einer Kostenaufteilung von 90 und 10 Prozent selbst bauen und betreiben.