Eigener Strom vom Balkon, aus dem Garten oder vom Dach? Rund 75 Interessierte wollten wissen wie das geht und kamen zu einer Veranstaltung der Zukunftsinitiative Bodman-Ludwigshafen. Die Gruppe um Leiter David Schreiber zeigte sich von der großen Resonanz überwältigt.
Für die Zukunftsinitiative hatte dieser Abend eine Doppelfunktion: Informationen zum Thema Balkonkraftwerke vermitteln und gleichzeitig der Auftakt zu geplanten weiteren Veranstaltungen sowie kommenden Projekten. David Schreiber stellte daher die Gruppe, ihre Entstehung und Ziele vor, ehe Referent Sebastian Müller vom Verein Balkon.Solar Freiburg die Interessierten, unter denen auch der künftige Bürgermeister Christoph Stolz saß, in die Welt der privaten Stromerzeugungsmöglichkeiten mitnahm. Vor dem Rathaus hatte die Initiative zudem ein funktionierendes Modell einer kleinen Solaranlage aufgebaut. Dort konnten alle live sehen, wie diese Sonnenstrom sammelt, und den Experten Fragen stellen.
Gemeinde will unterstützen
Bürgermeisterstellvertreter Alessandro Ribaudo sagte in seinen Grußworten, das Thema betreffe alle, und es sei schön, dass die Zukunftsinitiative ohne einen erhobenen Zeigefinger darauf aufmerksam mache. „Es ist wichtig, dass das Thema präsenter wird“, betonte er im Hinblick auf den Klimawandel. Ribaudo freute sich ebenfalls über den großen Zulauf bei der Veranstaltung, zu der auch nach Beginn noch weitere Zuhörer kamen. Die Gemeinde wolle die Zukunftsinitiative unterstützen, indem sie zum Beispiel den Raum oder eine Plattform anbiete.
David Schreiber erläuterte, die Zukunftsinitiative wolle bewusst Angebote schaffen. Die Zukunftsinitiative bezeichnet sich als „eine lokale und an der Sache orientierte Gruppe ohne politischen und kommerziellen Hintergrund“. Sie wolle nachhaltige Angebote für ein zukunftsgerechtes Morgen. „Wir wollen Lösungen anbieten, die für den Ort passen“, sagte er. Im Lokalen könne man anfangen, die Welt zu verändern. Mit den Balkonkraftwerken, einem Begriff, der alle Arten von Solaranlagen mitumfasste, gehe es in der ersten Veranstaltung um ein Thema, das jeder einfach umsetzen könne.
Geräte rechnen sich nach ein paar Jahren
Müller schilderte den Zuhörern gesetzliche Entwicklungen und verschiedene Hintergründe. Er selbst hat bereits seit dem Jahr 2019 ein Balkonkraftwerk, inzwischen befinde sich das Gerät allerdings auf dem Flachdach. Eine kurze Umfrage von Müller im Raum ergab, dass die meisten der 75 Zuhörer in Eigentum wohnen und etwa fünf von ihnen bereits eine Solaranlage auf dem Dach haben.

Der Experte erläuterte die Technik und technischen Voraussetzungen für Photovoltaikanlagen. Kompakte Geräte für den Balkon könnten sich in fünf bis sieben Jahren amortisieren, so Müller, der allerdings auch auf verschiedene Hürden verwies. In Eigentümergemeinschaften sei es manchmal nicht einfach oder man müsse die Erlaubnis des Vermieters einholen.
Ein Steckdosentausch ist notwendig
Die Geräte bräuchten zudem bestimmte Anschlüsse und Voraussetzungen – zum Beispiel müsste im Normalfall ein Elektriker eine normale Schuko-Steckdose durch eine Wieland-Steckdose ersetzen. Dabei riet er, im Vorfeld einen Festpreis mit dem Elektriker zu vereinbaren. Walter Kleiner von der Zukunftsinitiative hakte ein, ob eine Schuko nicht ausreiche. Müller erklärte, das würde sie zwar, aber die Norm gebe eine Wieland vor.
Zur Leistung von Balkonkraftwerken sagte Müller, diese könnten Dauerverbraucher-Geräte unterstützen, aber keine Heißmacher. Damit meinte er zum Beispiel den Backofen. Auch zum Laden von E-Fahrzeugen sei es zu wenig und es brauche zusätzlichen Netzstrom. Er sprach über die optimale Ausrichtung von Geräten und dass zum Beispiel auch flach auf ein Flachdach legen sinnvoll sein könne. Außerdem stellte er die Möglichkeiten der Montage an Balkongeländern oder mit Aufstellern im Garten oder auf dem Dach vor.

Sammelbestellung für vergünstigte Anlagen
Die Zukunftsinitiative plant eine Sammelbestellung von Solarmodulen für den Balkon. Interessenten konnten sich dazu an dem Abend in eine Liste eintragen, die David Schreiber an den Hersteller gibt, bei dem dann eine verbindliche Bestellung gemacht werden kann. Wer Interesse hat, könne sich noch in den kommenden zwei Wochen melden. Für die Sammelbestellung und den damit verbundenen Rabatt seien mindestens 36 Bestellungen notwendig, hieß es an dem Abend.
Die Zuhörer hatten nach dem Vortrag verschiedene Fragen. So erkundigte sich ein Teilnehmer nach der Möglichkeit, den Strom in einem Akku zu speichern. Müller riet aber ab, da die Kosten für den Akku zu hoch seien und sich dies nicht rechne. Auf eine Rückfrage zum Aufstellwinkel sagte Müller, eine senkrechte Anbringung am Balkon sei sogar besser als eine Winkelaufstellung, da so weniger Windangriffsfläche entstehe. Müller wies schließlich noch darauf hin, dass ein Balkonkraftwerk nicht zur Notstromversorgung geeignet sei, da die Verwertung der Energie nicht ohne andere Geräte möglich sei.