Die Unterbringung von Geflüchteten erfordert von der Stadt Engen erneutes Handeln. Das verdeutlichte ein Bericht zur aktuellen Situation der Flüchtlingsunterbringung, der im Gemeinderat vorgestellt wurde.

Das Landratsamt Konstanz, heißt es im Bericht, rechne aufgrund der erhöhten Einreise von Geflüchteten derzeit mit einer steigenden Anzahl an Zuweisungen vom Land an die Landkreise. Hinzu käme außerdem die Verteilung afghanischer Ortskräfte und Kontingentflüchtlinge aus der Türkei. Bis 2023 sollten etwa 90 weitere Plätze zur Unterbringung von geflüchteten Menschen geschaffen werden, so der Bericht.

Erst genug Wohnraum, dann zu wenig

Die Integrationsbeauftragte der Stadt Engen, Lisa Hensler, erläutert die Situation im Gespräch mit dem SÜDKURIER noch einmal ausführlich. Den Kommunen gehe es derzeit allen ähnlich, gibt sie zu verstehen.

Sie beschreibt eine paradoxe Entwicklung. Bis vor ein paar Monaten hätten Wohnungen zur Verfügung gestanden, aber es habe kaum Geflüchtete gegeben, die diese benötigten. Seit dem Herbst habe sich das gerade umgekehrt. Während der Landkreis im Oktober noch mit 30 Personen gerechnet habe, die ihm vom Land zugewiesen würden, seien für November 80 Neuzugänge vom Land angekündigt worden, so steht es in dem Bericht.

Kommunen melden sich freiwillig für die Aufnahme von Geflüchteten

Die Verteilung der Geflüchteten funktioniere folgendermaßen, so Hensler. Einmal im Monat käme vom Landratsamt eine Liste mit Geflüchteten, die im Landkreis untergebracht werden müssen. Die Kommunen könnten sich dann melden, um Geflüchtete aufzunehmen.

Anschließend blieben drei Monate Zeit, bis die Menschen in der Gemeinde ankämen. Bislang habe es Kapazitäten in den Kommunen des Kreises gegeben. Engen habe sich aktuell für die Unterbringung einer geflüchteten Familie gemeldet.

Es fehlt an Anschlussunterkünften

Während in der Flüchtlingswelle ab 2015 insbesondere Gemeinschaftsunterbringungen gebraucht wurden, seien es jetzt Anschlussunterbringungen, die von den Kommunen zur Verfügung gestellt werden müssen. Denn jetzt kämen viele anerkannte Flüchtlinge, wie unter anderem die Ortskräfte aus Afghanistan, die direkt in Anschlussunterkünften wohnen sollen. Diese stellten die Kommunen und nicht der Landkreis zur Verfügung.

Teilweise seien auch schon frühere Gemeinschaftsunterkünfte wie die Unterkunft in der Richthofenstraße zu Anschlussunterbringungen umgewandelt worden, so Hensler. Es fehle aber schlicht an weiteren Wohnungen in Engen.

Deshalb sei die Stadt für die kurzfristige Unterbringung von Geflüchteten dringend darauf angewiesen, dass Vermieter der Stadt ihren Wohnraum zur Verfügung stellen. Man setze auf die Beteiligung der Bevölkerung, heiß es im Gemeinderat zusammenfassend. Intern, so Lisa Hensler, suche die Stadt derzeit nach einem Grundstück, auf dem Wohnungen für Geflüchtete gebaut werden könnten.

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