Ein ganzes Jahr ist der Jugendgemeinderat in Engen nun im Amt, um die Interessen und Wünsche der Jugendlichen aus Engen und den Ortsteilen zu vertreten. Bei einem Blick auf das vergangene Jahr haben die Vertreter einiges auf die Beine gestellt: Die Jugendlichen haben nicht nur Veranstaltungen organisiert, sondern auch ihre Stimme in die Demokratie eingebracht.
Das wurde alles angepackt
Nach der Wahl im Januar 2023 wirkte der frisch gewählte Jugendgemeinderat (JGR) erstmals im März aktiv bei der Stolperstein-Verlegung in Engen mit. Im Juni folgte dann die größte Veranstaltung des JGR: das Flow-Festival. Junge Musiker haben dabei die Möglichkeit, ihr Können auf offener Bühne unter Beweis zu stellen. Für ein gelungenes Festival sei vor allem eine gut strukturierte Organisation der Schlüssel zum Erfolg, erklärt die JGR-Vorsitzende Alexa Stärk.
Ein halbes Jahr im Voraus starten bereits eigens Sitzungen für das Flow-Festival, um beispielsweise Reservierungen frühzeitig zu buchen. Durch den Zeitverlust der Neuwahlen ging es deshalb etwas stressiger bei der Planung zu. „Trotz den Herausforderungen haben wir alles sehr gut gemeistert und geschafft, dass am Ende alles geklappt hat“, so die Vorständin.

Dazu befand sich die Teenagerin während des Festivals mitten im Abitur. „Es war nicht immer leicht, aber die anderen haben mir viel abgenommen. Wenn man so ein Ehrenamt annimmt, muss man sich halt koordinieren.“ Zusätzlich hätte die Zusammenarbeit mit dem alten JGR eine große Entlastung dargestellt. Viele ehemalige Vertreter hätten das Festival als externe Helfer unterstützt und aus ihrer Erfahrung wichtige Anregungen gegeben.
Das Grundgerüst und die Gestaltung hätten die jetzigen Vertreter aber alleine gestemmt, erläutert Stärk. Auch bei der Stadt Engen sorgen Veranstaltungen wie das Flow-Festival für Zuspruch. „Der Jugendgemeinderat fungiert für uns als Bindeglied und Sprachrohr zur Engener Jugend und stellt jedes Jahr tolle Projekte und Aktionen auf die Beine“, erläutert Hauptamtsleiter Jochen Hock.
Die Demokratie verstehen
Im September lud der JGR die Bürgermeisterkandidaten in den Jugendtreff ein. Dort stellten diese sich vor und beantworteten Fragen der Kinder und Jugendlichen. „Sehr cool, dass sich einige dafür Zeit genommen haben,“ betonte die Vorsitzende.
Im Rahmen vom Tag der Demokratie, wurde der JGR im September in die Eichendorff-Realschule in Gottmadingen eingeladen. Zusammen mit Politikern besuchte er die Klassen und stellten dort die Arbeit im Jugendgemeinderat vor. Ebenfalls mitgestaltet hatte der JGR den Tag der Demokratie in Engen, bei dem es Informationen und Mitmach-Aktionen in der Altstadt rund um das Thema Demokratie gab.

Jedes Jahr vertreten ist der JGR am Volkstrauertag im November, an dem er mit einer kleinen Aktion auf dem Friedhof mitwirkte. Im Zuge dessen konnten sich die Leute mit dem Thema Volkstrauertag und Frieden beschäftigen.
Auch die Stadt erhalte durch den Jugendgemeinderat immer wieder einen wichtigen Anstoß, was für die Jugendlichen in Engen wichtig sei, betont Hock: „Die genannten Beispiele zeigen, dass der Einsatz des Jugendgemeinderates für uns von unschätzbarem Wert ist.“
Die Hoch- und Tiefpunkte
Im November fand im Jugendtreff ein Dart- und Tischkicker-Turnier statt. Trotz Werbung fiel die Besucherzahl bescheiden aus. „Wir hatten uns erhofft, dass wir auch für kleinere Veranstaltungen mehr Leute motivieren können“, erzählt Stärk. Dennoch bleibt sie optimistisch: „Es war einen Versuch wert und diese Erfahrung ist kein Grund, so etwas nicht noch mal anzubieten.“ Sie vermutet mangelnde Aufmerksamkeit und eine falsche Wahl des Veranstaltungstages als Ursache für die geringe Resonanz.
Umso besser lief der Cocktailkurs im Kornhaus einen Tag später. Im Rahmen des Kurses machten die Jugendlichen alkoholfreie Cocktails unter Anleitung einer Barkeeperin: „Das war echt gelungen, dafür, dass es recht spontan war.“

Die erste Hürden für 2024
Auch 2024 gibt der Jugendgemeinderat Vollgas. Der eigentlich am 8. Juni geplante Termin für das beliebte Flow-Festival soll verschoben werden. Grund ist die Belegung der Stadthalle durch Wahllokale für die Kommunalwahlen am 9. Juni. Die Halle wurde bisher neben der Nutzung ihrer Toiletten als Schlecht-Wetter-Alternative genutzt. Andere Hallen erfüllen die nötigen technischen Voraussetzungen nicht oder sind vom Landkreis für Flüchtlingsunterkünfte angemietet.
Die Lösung sei es, so schnell wie möglich einen neuen Termin zu finden – dieser könnte sogar früher sein, auch wenn das Planungszeit kostet. Stärk ist dennoch zuversichtlich: „Jedes Jahr gab es etwas, das nicht funktioniert hat wie erhofft, aber man hat immer einen Weg gefunden.“

Ansonsten soll auch das Kornhaus für Veranstaltungen wie den Cocktailkurs genutzt werden – konkrete Pläne gibt es allerdings noch nicht. Die Vorsitzende erklärt, Ideen für kleinere Veranstaltung würden sich oft erst im Laufe des Jahres ergeben. Die Umsetzung wäre aber deutlich unkomplizierter und schneller.
Eine hervorragende Zusammenarbeit
Die Verwaltung und die Stadtjugendarbeit würden sehr eng mit dem Jugendgemeinderat zusammenarbeiten, erklärt Hock. Aus dem Gemeinderat gebe es zudem drei Paten, die mit einem Vertreter aus der Verwaltung auch an den Sitzungen des Jugendgemeinderats teilnehmen würden. „Das Engagement des Jugendgemeinderats ist vorbildlich, für uns als Stadt sehr wichtig und längst nicht mehr selbstverständlich“, betont er. Auch Stärk bestätigt die gute Zusammenarbeit mit der Stadt: „Von der Stadt kommen immer positive Rückmeldungen und sie unterstützt uns total.“
Für die Finanzierung der Veranstaltungen und Projekte wird bei der Stadt ein Budget für den JGR festgelegt. Wie dieses genutzt wird, darf das Jugendgremium frei entscheiden: „Es ist wichtig, dass wir den Jugendlichen in Engen auch etwas bieten können. Trotzdem wird geschaut, die Kosten immer möglichst niedrig zu halten“, so Stärk.