Im vergangenen Jahr wurde der Engener Weihnachtsmarkt zwei Tage vor der Veranstaltung wegen der Corona-Situation abgesagt. In diesem Jahr hat sich der Vorstand des Marketingvereins Engen (MEV) bereits jetzt zu einer Absage entschlossen. Im Gespräch mit dem SÜDKURIER erklärt Berta Baum, Vorstandsmitglied und Sprecherin des Vereins, was zu dem Entschluss geführt hat.

„Das sind zum einen gewaltige politische Gründe“, führt Berta Baum zur Absage des Weihnachtsmarkts an. Noch sei nicht klar, welche Corona-Regeln im Advent gelten. „Da gibt es erst am 15. Oktober neue Bestimmungen“, so Baum. Schon jetzt sei der Planungszeitraum bis zum ersten Adventswochenende, an dem der Markt hätte stattfinden sollen, extrem kurz. Auch die Unwägbarkeiten durch die Entwicklung der Ukraine-Krise erschwerten eine solche Planung, so Baum. Sie betont, dass sich der Vorstand, zu dem außer ihr noch Rolf Broszio und Andreas Wiedenmeier gehören, geschlossen für die Absage des Markts entschieden habe.

„Diese ganzen Unwägbarkeiten haben zur Absage geführt.“ Berta Baum, Marketingverein Engen
„Diese ganzen Unwägbarkeiten haben zur Absage geführt.“ Berta Baum, Marketingverein Engen | Bild: Kerle, Helene

Kurzfristige Absage 2021 verursachte viel Arbeit

Nach der kurzfristigen Absage im vergangenen Jahr hätten die Händler nun auf Bestätigungen für ihre Teilnahme bestanden, vermittelt die Vorstandssprecherin als weiteren Grund. Bei einer erneuten Absage, aus welchem Grund auch immer, wären demnach Ersatzzahlungen fällig geworden. „Letztlich wäre der MEV verpflichtet, dafür aufzukommen“, so Baum. Drei Wochen harter Arbeit seien nach der letzten Absage für eine ordentliche Rückabwicklung gefolgt. „Das sieht kein Mensch“, verdeutlicht Baum. Der MEV organisiert den Weihnachtsmarkt seit 2016 und das ausschließlich in ehrenamtlicher Tätigkeit.

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Mehr Stromkosten bei weniger Beleuchtung?

Einen weiteren Grund zur Absage sah der Vorstand durch die Energiekrise gegeben. Die hohen Strompreise hätten dazu geführt, dass die Händler eine Energiepauschale von rund 100 Euro hätten bezahlen müssen. Das, so Baum, hätte sich dann für manchen schon nicht mehr gerechnet. Zum Vergleich, 2021 hätten die Markthändler zwischen 20 und 30 Euro für Strom gezahlt.

Auch die Energiekrise macht Sorgen: Ein Weihnachtsmarkt ohne so eine Beleuchtung (Archivbild) ist für den Marketingverein Engen schwer ...
Auch die Energiekrise macht Sorgen: Ein Weihnachtsmarkt ohne so eine Beleuchtung (Archivbild) ist für den Marketingverein Engen schwer vorstellbar. | Bild: Jürgen Waschkowitz

Hinzu komme, so Baum, dass noch nicht klar gewesen sei, ob es eine Weihnachtsbeleuchtung in Engen geben werde. Ohne Beleuchtung sei aber der ganze Markt nichts und eine Beleuchtung nur für den Markt sei viel zu aufwendig. Zudem wolle man sich nicht dem Vorwurf aussetzen, in Krisenzeiten dringend benötigten Strom zu verschwenden, so Baum.

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„Diese ganzen Unwägbarkeiten haben zur Absage geführt“, fasst die Vorstandssprecherin zusammen. „Mir tut das auch in der Seele weh“, gibt sie zu verstehen.

Das sagt die Stadt zur Absage

Hauptamtsleiter Jochen Hock zeigte sich ebenfalls enttäuscht, dass es auch in diesem Jahr keinen Weihnachtsmarkt in Engen geben wird. Die Corona-Regeln könne niemand voraussehen. Allerdings sei die Stadt auch im vergangenen Jahr für die Defizite wegen der Absage eingesprungen. Laut Verordnung sei eine Weihnachtsbeleuchtung zulässig. „Wir sind schon der Meinung, dass man das hinbekommen hätte“, so Hock zur Position der Stadtverwaltung.

Er gibt aber auch zu, das die Verantwortung für die große Veranstaltung auf relativ wenigen Schultern verteilt sei.“ Intern gebe es Überlegungen zu einer möglichen Alternative. Bislang aber noch nichts Spruchreifes, so Hock.

„Viele Engener, so wie auch ich, bedauern es sehr, dass der MEV den diesen jährigen Weihnachtsmarkt abgesagt hat. Nach zweijähriger Corona-Pause hatten sich viele schon auf eine Adventszeit mit Weihnachtsmarkt gefreut. Auch mir werden, wie allen Engenern, die persönlichen Begegnungen am Weihnachtsmarkt und die heimelige Stimmung in der Altstadt sehr fehlen“, sagt Bürgermeister Johannes Moser zum Verzicht auf den beliebten Markt. Der Weihnachtsmarkt sei eine wichtige Veranstaltung in der Stadt, der weit über die Stadtgrenzen Beachtung findet. Für den Einzelhandel, die Händler und die Vereine stelle er zudem eine wichtige Einnahmequelle dar und für die Besucher sei er ein stimmungsvoller Treffpunkt für Jung und Alt. „Die Enttäuschung ist dementsprechend groß. Inwiefern auch der alternative Weihnachtsmarkt im alten Stadtgarten von dieser Absage auch betroffen ist, weiß ich gegenwärtig nicht“, so Moser. Eines verspricht der Bürgermeister: „Wir werden die kommunale Christbaumbaumbeleuchtung beibehalten“. Lediglich die vom Marketingverein organsierte zusätzliche Weihnachtsmarkbeleuchtung in der Altstadt werde fehlen. Moser: „Das heißt, es gibt in jedem Ortsteil und in der Stadt beleuchtete Weihnachtsbäume mit sparsamen LED-Lichtern. Ein beleuchteter Weihnachtsbaum ist ein alter Weihnachtsbrauch, der zum Fest dazugehört“. Gerade in der momentanen Lage sei dies wichtig: „Wir erleben in Deutschland und in der ganzen Welt die schwerste Krisensituation seit dem zweiten Weltkrieg. Wir brauchen die hoffnungsgebende freudige Botschaft von der Geburt Christus, die Furcht überwindet und uns Zuversicht gibt“, so der Bürgermeister. „Die Energiekrise wird sich wegen ein paar beleuchteten Weihnachtsbäumen nicht verschärfen, aber den Menschen Freude und Hoffnung geben“. Johannes Moser ist auch offen für spontane Intiativen, wie er betont: „Als Bürgermeister bin ich offen, falls sich spontan eine örtliche Initiative aus Vereinen, Unternehmen und Privatpersonen findet, die einen kleinen Weihnachtsmarkt auf dem Marktplatz oder ums Rathaus beim Marienbrunnen und der Natursteinbühne organisieren möchte. Das muss auch nicht unbedingt am 1. Adventswochenende sein, sondern kann auch an einem anderen Wochenende vor Weihnachten stattfinden“, betont er.