Die Sportler in Engen kennen das schon: Nach dem Training in der Sporthalle geht es ungeduscht nach Hause, weil die Duschen außer Betrieb sind. Dieses Mal ist zumindest nicht die Pandemie der Grund, sondern dass die Stadt der Energiekrise aktiv mit Einsparmaßnahmen begegnen will. Das hat der Gemeinderat aktuell einstimmig beschlossen.
Von den Sparmaßnahmen, die die Umweltbeauftragte Michaela Schramm vorstellte, sind aber nicht nur Sporttreibende betroffen. Die Maßnahmen beziehen sich auf alle öffentlichen Gebäude der Stadt. Sie setzen bei den Heizungsanlagen, der Raumtemperatur in den Gebäuden und beim Stromverbrauch an.
Hintergrund ist die unsichere Versorgungslage mit Gas seit Beginn des Ukraine-Kriegs. Wenn sich die Entwicklungen weiterhin verschlechtern, kann es unter Umständen zu einer Gasmangellage kommen, heißt es zur Begründung in der Beschlussvorlage.
Aktion soll Gas und Geld sparen
So sollen die beschlossenen Sparmaßnahmen zum einen dafür sorgen, dass die Gasspeicher bis zum Herbst weiter gefüllt werden können. Zum anderen sind sie auch eine handfeste Maßnahme gegen die enorm steigenden Energiekosten seitens der Kommune. Denn der größte Teil der städtischen Gebäude werden mit Gas geheizt.
Im vergangenen Jahr lagen die Kosten für Heizenergie für die öffentlichen Gebäude bei rund 340.000 Euro. Für 2023 rechnet Michaela Schramm mit einer Verdoppelung der Kosten auf rund 700.000 Euro. Durch die geplanten Maßnahmen rechnet sie mit einem Einsparpotential von zehn bis 15 Prozent. „Das ist eine monetäre Einsparung, aber auch eine notwendige Maßnahme gegen den Klimawandel“, betonte die Umweltbeauftragte.
Konkret sieht der Maßnahmen-Katalog Folgendes vor: Im Bereich der Heizungsanlagen sollen ab sofort und bis 15. September die Heizungsanlagen abgeschaltet werden. In den Herbst-, Weihnachts- und Osterferien werden die Heizungen in den Schulen, Hallen und Bürgerhäusern in den Absenkbetrieb geschalten. Bei den Kindertageseinrichtungen soll dasselbe in den jeweiligen Ferienzeiten gemacht werden. In den Hallen wird, so die Beschlussvorlage, ab Ende Juli bis auf Weiteres kein Warmwasser mehr vorgehalten.
In öffentlichen Gebäuden wird es kälter
„Die Duschen werden außer Betrieb genommen“, heißt es weiter. Außerdem soll an der Raumtemperatur in den öffentlichen Gebäuden gedreht werden. Diese sollen auf die nach DIN-Norm festgelegten Temperaturen von 20 Grad in Büro-, Schul- und Kindergartengruppenräumen abgesenkt werden.
In Toiletten-Anlagen und Fluren sollen sie bei 18 Grad liegen und in Hallen und Gymnastikräumen, beziehungsweise Bürgerhäusern bei 17 Grad. Zusätzlich sollen die Vorlauftemperaturen der Heizungsanlagen abgesenkt werden.
Um den Stromverbrauch zu senken, soll die Straßenbeleuchtung von der Dämmerung bis zum Sonnenaufgang in den reduzierten Nachtabsenkungsmodus geschalten werden. Zusätzlich ist geplant, die Fassaden- und Außenbeleuchtung an öffentlichen Gebäuden abzuschalten. Die Privathaushalte sollen über Einsparmöglichkeiten in ihrem Zuhause informiert werden sowie die städtischen Mitarbeiter intern geschult werden.
UWV-Räte melden Bedenken an
Vom Gemeinderat kam breite Zustimmung zu den geplanten Sparmaßnahmen. „Man muss den Leuten klar machen, dass sie hier mitziehen müssen“, so Peter Kamenzin (UWV) mit Bezug auf die Vorbildfunktion, die die Stadt Engen hier auch als deutliches Zeichen für die Privatverbraucher einnimmt.
Gerhard Steiner und Klaus Hertenstein (beide UWV) meldeten Bedenken für den Hallensport bei diesen Vorgaben an. Darauf entgegnete Armin Höfler (UWV) deutlich: „Wir werden irgendwo von diesem Wohlstandsding eine Scheibe wegnehmen müssen. Die Kommune hat eine Vorbildfunktion. Ich bin da absolut dafür.“
Wo Wärmehallen eingerichtet werden könnten
CDU-Sprecher Jürgen Waldschütz spannte den Bogen noch weiter und fragte nach möglichen öffentlichen Wärmehallen, sollte es tatsächlich zu einem Ausfall der Gasversorgung im Winter kommen. Bürgermeister Johannes Moser führte an, das sich hierfür die Grundschule Welschingen und das Bürgerhaus Anselfingen anbieten würden. In beiden Gebäuden wird mit regenerativen Energien geheizt.
Dass die geplanten Maßnahmen ein Einschnitt sind, ist Bürgermeister Johannes Moser bewusst: „Es wird Diskussionen geben.“