Vorneweg: Was Sabrina und Ralf Lürig leisten, ist beachtlich und verdient großen Respekt. Gemeinsam haben sie acht Kinder: Laurentius (21), Leander (20), Laetitia (18), Liliana (14), Livarius (12), Leonore (10), Landelin (7) und Linus (3). Mit Liebe, Kraft, Energie und künstlerischer Kreativität erziehen sie ihre Kinder zu Bürgern von morgen. „Wir versuchen vernünftige junge Menschen aus unseren Kindern zu machen und geben ihnen viele gute Werte mit auf den Weg“, sagt Papa Ralf Lürig.
Sabrina und Ralf Lürig wünschten sich beide bereits vor dem Kennenlernen viele Kinder. Und so wuchs die Familie nach und nach auf aktuell zehn Köpfe. Wie Ralf Lürig im Gespräch mit dem SÜDKURIER erklärt, ist es dem Ehepaar wichtig, die Großfamilie zu kultivieren. Dieser Platz sei nicht nur ein Aufbewahrungsort zum Essen und Schlafen, sondern Familie Lürig möchte aus diesem großen Geschenk etwas Gutes machen. Indem die Kinder ehrlich geliebt und vielfältig gefördert werden.
Wenn für Künstler Einnahmequellen wegbrechen
Die Reporterin kommt ein paar Minuten zu früh zum Wohnhaus der Familie. Davor spielen die zwei jüngsten Kinder Linus und Landelin. Beide begrüßen den Gast sehr herzlich, sie sind aufgeschlossen und erzählen munter von ihren Kanarienvögeln und weisen freundlich den Weg ins Haus. Dort bereitet sich der Rest der Familie gesanglich mit einem Song auf die Vernissage von Vater Ralf vor. Damit soll kurz darauf im Wolkensteinsaal des Kulturzentrums am Münster in Konstanz seine Ausstellung „Merk-Würdiges“ eröffnet werden. Die Familiengruppe der Lürigs „The Lyrics“ wird dann nach langer Zeit ohne Auftritte mehrere Stücke vortragen.

Doch wie erlebte die Familie die letzten zwei Jahre in der Pandemie? Sind die Sorgen und die Verantwortung durch die zehnköpfige Familie größer und gab es vielleicht noch mehr Turbulenzen und Schwierigkeiten als in Durchschnittsfamilien oder konnte man sich gegenseitig stützen und durch die schwere Zeit tragen? Papa Ralf bringt es auf den Punkt: „Als Familie fühlen wir uns im Stich gelassen.“
Und dann noch Homeschooling
Als soloselbstständiger Künstler – er ist Maler, hat klassische Malerei studiert – arbeitet er viel Zuhause. Während im Lockdown so ziemlich alle Einnahmequellen weggebrochen waren, liefen die Kosten wie gewohnt weiter. Nach ein paar Monaten waren die Ersparnisse der Familie aufgebraucht. „Eine große Familie ist ein sensibler Apparat“, so Ralf Lürig. Als Künstler mit unsicherem Einkommen sei es eh schon schwierig, und wenn Dinge dazu kämen, die nicht planbar seien, könne man das auf Dauer fast nicht durchhalten. Im Lockdown war es für den Familienvater, wie für fast alle Künstler, schwer, Geld zu verdienen.
Finanzielle Unterstützung von Bund oder Land erhielt die Familie nach eigenen Angaben nur wenig, als selbstständiger Künstler sei er im Regen stehen gelassen worden, sagt Ralf Lürig. „Eine Großfamilie zu ernähren, war schon vor Corona nicht einfach“, beschreibt die achtfache Mutter und Musiklehrerin Sabrina Lürig. Sie betreute während der Zeiten des Homeschoolings, und davon gab es viele, die fünf Schulkinder, ein Kindergartenkind und den Jüngsten, zu Beginn des ersten Lockdowns eineinhalbjährigen Linus. „Wir liefen fast Amok“, blickt Sabrina Lürig zurück.
Homeschooling wird zum Vollzeit-Job
Homeschooling bedeutete für die Mutter eine intensive und stundenlange Lernbegleitung der Schulkinder, damit diese den Anschluss in der Schule nicht verloren, während die Jüngeren nebenan spielten und der Vater kaum Ruhe zum Arbeiten hatte. Und dazu kamen große existenzielle Sorgen, weil die Haupteinnahmequellen wegbrachen.
„Die Religion ist die Grundlage unseres Lebens“, so Ralf Lürig. Der Glaube trage die Familie, ergänzt Sabrina Lürig. Und als Großfamilie gehe man einen Tag nach dem anderen durch schwere Zeiten. Am Abend sitze man beieinander und bete zusammen. Jedes Kind könne dann sein Anliegen vorbringen. Gemeinsam denke man dann auch immer an andere Menschen und deren Nöte und Schwierigkeiten.
Am Ende der Gebetsrunde liege der Fokus auf Dingen, für die man dankbar sein dürfe, und darauf, was Gutes geschehen sei. Auch das gemeinsame Musizieren und Singen hält die Familie zusammen. Gemeinsam bauten sie die Gruppe „The Lyrics“ auf.
Und es sei erstaunlich, wieviel hilfreiche Solidarität die Familie in den letzten zwei Jahren erlebt habe. „Als wir nicht mehr ein noch aus wussten, kamen plötzlich Menschen, die uns unterstützten und beispielsweise von meinem Mann gemalte Bilder kauften“, erzählt Sabrina Lürig dankbar.
Dankbar sind die Lürigs auch für ihre acht Kinder. „Jedes Kind ist ein ungeschliffener Diamant mit tollen und schwierigen Seiten“, so die Mutter. Erziehung sei sehr anstrengend, aber erfüllend. Die Familie spürte bereits vor Corona einen starken Zusammenhalt, wie die Eltern berichten. Aber mit der Krise intensivierte sich dieses Verhältnis.
Die Pandemie schweißt zusammen
Die Familie wuchs noch enger zusammen. Einsam war man in der Zeit des Lockdowns nie. Und das große Haus der Familie bietet zum Glück genug Platz, damit sich jeder zurückziehen kann, wenn es nötig ist. Nur nicht die Eltern, die werden ständig gebraucht.
Eine Großfamilie kostet Kraft, Geld und Energie, darin ist sich das Ehepaar Lürig einig. Einig ist es sich auch darin, dass die Entscheidung für eine Großfamilie die richtige war. „Unsere Kinder sind alle Kraft und Anstrengung wert“, stellt Sabrina Lürig fest. Von der Regierung wünschen sich die Lürigs wieder mehr Normalität in der Corona-Krise. Ständige Änderungen der Maßnahmen und nicht kalkulierbare Regeln ließen langfristige Planungen nicht zu – gerade dies brauche es aber im künstlerischen Bereich, um über die Runden zu kommen.
Bekannte Aacher
Mediales Echo: Die Familie Lürig hat in den vergangenen Jahren in den Medien für große Beachtung gesorgt. Auch mit hochkarätigen Veranstaltungen im Naturstadion, wie internationale Reitturniere und Konzerte mit Iron Maidon, Peter Maffay, Sunrise Avenue und andere Größen, sorgte Aach immer wieder für Aufsehen.
Kunst: Ralf Lürig hatte als Maler bereit viele Ausstellungen. Er arbeitet mit den Aida Kreuzfahrten zusammen, auf den Schiffen sind Bilder und Radierungen von ihm zu sehen. Mehr von Ralf Lürigs Kunst zu sehen gibt es im Netz unter www.ralf-luerig.de