Familie Lürig vereinigt gleich mehrere Alleinstellungsmerkmale. Sie hat eine Künstler-Galerie nach Aach gebracht und das lange Zeit leerstehende Anwesen in der sogenannten Kaffee-Kurve neu belebt. Außerdem engagieren sich Kinder und Eltern im gesellschaftlichen Leben der Gemeinde.
Das mit Sicherheit beeindruckendste Alleinstellungsmerkmal ist aber die Größe der Familie. Entgegen dem statistischen Trend zur Einkindfamilie – in Deutschland liegt der Durchschnitt bei 1,3 Kinder pro Familie – besteht Familie Lürig aus zehn Personen: Mutter, Vater und acht Kindern.
"Unsere Familie ist voller Leben"
"Es ist wunderschön, eine so große Familie zu haben", stellt Sabrina Lürig klar. Und man glaubt auch Ralf Lürig, wenn er eindrücklich beschreibt: "Unsere Familie ist voller Leben, voller Musik. Kein Tag ist wie der andere." Natürlich habe das Zusammenleben in einer Großfamilie auch seine Schattenseiten. "Aber die schönen Momente überwiegen weitgehend", berichtet er überzeugt.
Zwar hätten sie auch schon mal anzügliche und vorwurfsvolle Kommentare bekommen – "Verhütung und so, kennt ihr schon?" – erzählen die Eltern, beruflich beide Unternehmer. "Mittlerweile überwiegen aber die freundlichen, positiven Kommentare. Wir erfahren sogar Anerkennung, was richtig schön ist", freut sich Sabrina Lürig.
Der Kinderwunsch kam früh
Beide Elternteile hatten bereits bevor sie sich kennenlernten jeweils für sich den Wunsch nach einer Familie mit mehreren Kindern. "Schön und sicherlich auch Schicksal, dass wir uns gefunden haben. Wir haben uns bei einem wunderschönen Konzert kennengelernt", sagt Ralf Lürig. "Und die Kinder kamen nach und nach. Ab dem fünften haben sich die Kinder noch ein Baby gewünscht", schmunzelt er.
Nicht nur bei der Erziehung ergänzen sich die Eltern vorbildlich: Sabrina Lürig ist musikalisch begabt und hat Musik und Pädagogik studiert. Ralf Lürig ist handwerklich und in der bildenden Kunst tätig. Er hat Kunst studiert und betätigt sich als Kulissen-Designer und Maler.
Organisationstalent ist gefragt
Um den Alltag zu meistern, benötigt das Ehepaar Unternehmerkenntnisse sowie Organisations- und Logistik-Talent. "Ein Familien-Unternehmen wie unseres braucht klare Strukturen, eine geregelte Organisation, vor allem aber ein liebevolles Miteinander", beschreibt Ralf Lürig.
Das beginne beim morgendlichen Wecken und Aufstehen, dem Frühstück und der Organisation der Schulwege. Aber auch danach ist einiges los: Vom Einkaufen, den Fahrten zu außerschulischen Veranstaltungen bis hin zum gemeinsamen Abendessen und der Vorbereitung von Festen und Feiertagen.
Gemeinsames Essen und gemeinsames Gespräch gehören unbedingt dazu
"Wir pflegen und kultivieren das gemeinsame Essen und das gemeinsame Gespräch – beides als Teil der Erziehung, Sozialisierung und Vorbereitung für das Leben", betonen die Eltern. Zum Beispiel werden Weihnachten und Ostern als christliche Feste besonders gefeiert.
"Die Kinder werden in der Fastenzeit angehalten, gewisse Gewohnheiten zu hinterfragen, sich Mäßigungen aufzuerlegen und sich rechtzeitig auf die Festtage vorzubereiten", beschreibt Sabrina Lürig. "Am Ostersonntag besuchen wir dann gemeinsam die Messe in Überlingen." Anschließend gebe es ein gemeinsames, vom Papa gekochtes Festmahl. "Danach gehört der Tag dem Anlass des Feiertages und dem gemeinsamen österlichen Tun."
Als "The Lyrics" gibt die Familie Konzerte
Ein weiterer Bereich, der besonders gepflegt wird: Alle Kinder werden musikalisch gefördert, haben ein Instrument gelernt und treten gemeinsam mit den Eltern als "The Lyrics" bei Konzerten auf. "Dieses gemeinsame Singen und Musizieren schweißt die Familie besonders zusammen", sind beide Eltern überzeugt. Das bestätigen die Kinder unisono: Sie machten gerne Musik, liebten das gemeinsame Tun und freuten sich auf jeden Auftritt, erklären sie. Natürlich gebe es bei den Proben auch mal Theater. Auch das gehört bei einer Großfamilie eben dazu.
Wie die Kinder den Alltag erleben
- Laurentius ist 18 Jahre und macht gerade Abitur: "Ich finde die Großfamilie großartig. Sie vereinfacht das Zusammenleben, ob es um die Schule geht, die Aufsicht über kleinere Geschwister oder die Mitarbeit bei der Hausarbeit."
- Latitia, 15 Jahre alte Gymnasiastin, sagt, es sei immer irgendwo was los. "Es ist schwer einen Ruhepunkt zu finden, selbst im eigenen Zimmer."
- Leonore, sieben Jahre alte Erstklässlerin, ist voll des Lobes. Das Zusammenleben erlebt sie als sehr schön. Es gebe auch schon mal Krach, aber sie komme mit allen zurecht.
- Livarius ist zehn Jahre alt und besucht die vierte Klasse. Er hat klare Vorstellungen vom weiteren Leben und der Zukunft. Auch wenn er es bedauert, dann aus der Großfamilie teilweise auszuscheiden, will er auf ein Internat. Dort könne er sich am besten auf seinen eventuellen Wunschberuf Priester vorbereiten, erklärt er überzeugt.