Nun ist eingetroffen, was Bürgermeister Uwe Eisch während der Corona-Pandemie am meisten fürchtete: In der Pflegeeinrichtung Seeheim Höri in Gaienhofen sind erste Corona-Fälle aufgetreten. Stand 15. Januar wurden innerhalb der vergangenen sieben Tage zwölf Neuinfektionen in der Gemeinde verzeichnet.
Infizierte wohnen alle im Pflegeheim
Aktuell sind laut Landratsamt Konstanz 22 Bürger in Gaienhofen mit dem Virus infiziert. Sie seien lokal zu verorten und beschränkten sich auf die Pflegeeinrichtung, erläutert Bürgermeister Uwe Eisch im Gespräch mit dem SÜDKURIER den starken Anstieg der Fallzahlen in der Gemeinde.
Monatelang konnte das Virus aus der gemeindeeigenen Pflegeeinrichtung fern gehalten werden. Doch nach den Weihnachtsfeiertagen wurden die ersten Fälle registriert, so Eisch. Sechs Senioren verstarben bislang im Zusammenhang mit dem Coronavirus.
Infektion soll über die Weihnachtsfeiertage passiert sein
Als Ursprung des Infektionsgeschehens vermutet Bürgermeister Uwe Eisch einen Eintrag durch Besucher über die Weihnachtsfeiertage. Das Pflegepersonal habe größten Wert auf die Hygienevorschriften gelegt, so Eisch.
Deshalb habe die Einrichtung so lange Zeit überdauert, ohne, dass es zu Ansteckungen kam. Andere Einrichtungen im Landkreis und im Land seien früher davon betroffen gewesen. Und er habe gehofft, dass das Virus am Seeheim vorbei gehe.
Heim richtet Quarantänestation ein
Das Seeheim Höri richtete sofort eine Quarantänestation ein und separierte die Senioren voneinander. Eisch ist sich der heiklen Situation bei einem Infektionsgeschehen in der Einrichtung bewusst: Denn Pflege funktioniere nicht mit Abstand. Pflegekräfte müssten an die Bewohner heran. Dabei komme es trotz vorsorglicher Hygienevorschrift zu Körperkontakten.
Die Bewohner seien in einem hohen Alter und gesundheitlich vorbelastet. Es lasse es sich nicht ausschließen, dass Demente die Lage nicht verstehen könnten, Kontakt zu anderen Bewohnern suchten und sich bei Bekannten ansteckten.
Lange Arbeitstage für die Mitarbeiter
Bürgermeister Eisch steht im steten Kontakt mit der Geschäftsleitung, die durch die Infektionen teilweise bis zu 16-Stunden-Arbeitstage habe. Auch die Pflegekräfte stünden unter einer besonderen Belastung, erläutert Eisch. Sechs Mitarbeiter seien unter Quarantäne gestellt – vier von ihnen vorsorglich, da sie in Kontakt zu ihren Arbeitskollegen standen.
Andere Pflegekräfte würden nun deren Dienste übernehmen. Das bringe die Einrichtung an den Rand ihrer Kapazitäten, so Uwe Eisch. Der Bürgermeister zeigt sich erschüttert: „Wir hatten gehofft, dass wir den Eintrag vermeiden können“. Aber nun sei er eingetreten, so Eisch: „Das tut mir wahnsinnig leid – auch für die Angehörigen“.
Auch wenn Hochbetagte zu der Personengruppe gehören, die am stärksten gefährdet sei, so gebe es auch positiv getestete Senioren, die keine Symptome zeigten. „Gott sei Dank“, sagt der Bürgermeister. Es komme auf die gesundheitliche Vorgeschichte an.
Pflegekräfte werden täglich getestet
Die Pflegekräfte werden täglich in der Einrichtung auf das Virus getestet. Rund 50 Mitarbeiter in Voll- und Teilzeit zählt die Pflegeeinrichtung. Ohne Test dürfe niemand das Haus betreten, erläutert Eisch die neueste Corona-Verordnung: Das betreffe auch Besucher, die in das Pflegeheim kommen müssten, wenn ein Angehöriger im Sterben liege. Das Heim stehe schon lang in den Startlöchern für eine Impfung gegen das Coronavirus, so Bürgermeister Eisch. Es warte nur noch auf ein mobiles Impfteam.
Die Mitarbeiter hätten die Vorarbeit für die notwendigen Papiere der Corona-Impfungen geleistet, um das Einverständnis der Bewohner und deren Betreuer zu erhalten. Uwe Eisch hofft, dass mit einer Impfung die Bewohner, Mitarbeiter und Pflegekräfte zurück zur Normalität kommen können.