An die 20 Betriebe sind an der Sanierung der Grundschule in Horn beteiligt und führen dort zahlreiche Arbeiten durch. 939.000 Euro kostet die Generalsanierung, die seit den vergangenen Sommerferien umgesetzt wird und während dem laufenden Schulbetrieb und in den Ferien stattfindet. Das Besondere: Scheinbar fühlt sich niemand von der umfangreichen Sanierung gestört. Und der Unterricht kann seit über einem dreiviertel Jahr wie gewohnt weitergeführt werden.
Dabei brechen die beteiligten Betriebe Mauern in dem 62 Jahre alten Schulgebäude nieder, verlegen Böden in den Klassenzimmern und schaffen neue Wegebeziehungen für den 1976 entstandenen Anbau und für den Brandschutz. Die Firmen verputzen und streichen die Wände neu, bauen eine neue barrierefreie Toilettenanlage und verlegen insgesamt zwei Kilometer Elektrokabel in dem Schulgebäude. Sie senken mit neuen Akustik-Decken den Lärmpegel in sechs Klassenzimmern, fügen über zwei Etagen schalldichte Türen ein und errichten Brandabschlüsse in den Fluren. Ende des Jahres soll die Sanierung abgeschlossen sein.
Wie funktioniert das Ganze?
Hinter der Generalsanierung verbirgt sich ein gut ausgearbeiteter und strikter Zeitplan, der den Schulbetrieb während des Umbaus ermöglicht und der die lärmbelastende Sanierungsarbeit in die Ferienzeiten verlegt, erläutert der Leiter des Bauamts, Michael Martin. Nahezu wöchentlich werde die Sanierung mit den Handwerkern, den Lehrkräften und dem Hausmeister der Grundschule abgesprochen und koordiniert.

Meist werden zwei Klassenzimmer gleichzeitig saniert, wobei die Klassen in den großen Gymnastikraum oder in bereits sanierte Zimmer ausgelagert werden, erklärt Rektor Mark Bosch. Dann hieße es immer wieder die Schulmaterialien ein- und auszuräumen und die Möbel aus den alten Klassenzimmer heraus und in die neuen hinein räumen, so die Horner Schulkoordinatorin Claudia Eiglsperger. Alles was erhaltenswert sei und noch gut genutzt werden könne, solle der Schule erhalten bleiben, erklärt Architekt Jörn Thamm – wie beispielsweise in den Fluren der Steinboden im Retroschick.
Das soll sich verbessern
50 Jahre lang war das Nebengebäude für den Unterricht nur über die zweite Etage des Hauptgebäudes erreichbar. Ein Durchbruch im Erdgeschoss ermöglicht endlich einen barrierefreien Durchgang, so Jörn Thamm. Und im Brandfall einen zusätzlichen Fluchtweg für die Schüler über den Anbau. Dafür verkleinerte Architekt Jörn Thamm den Heizraum und kleidete diesen feuerfest aus.
Für die Sanierung der 1961 erbauten und 1976 erweiterten Schule lagen keine alten Werkpläne vor. Auch nicht im Landratsamt, berichtet der Architekt. Durch ein Klopfen seien die Strukturen der Gebäudewände und der Gebäudedecken ermittelt worden. Neben Mauerwerken wurden Wände aus Beton entdeckt, die mit einem großen Aufwand ausgesägt und mit Stahlträger stabilisiert wurden und die die Sanierung verteuerten. Hinzu kamen weitere preistreibende Faktoren aus der Corona-Krise und die Folgen aus dem Ukraine-Krieg.
Geplante Kosten haben sich deutlich erhöht
Die 2021 dem Gemeinderat vorgelegte Kostenrechnung belief sich zunächst auf 682.000 Euro, erinnert sich der Leiter des Bauamts, Michael Martin. Davon trage das Land 225.000 Euro. Dann habe die Gemeinde einen weiteren Bescheid über Fördermittel durch den Digitalpakt erhalten.
Allein die Elektroarbeiten für die digitale Umrüstung der Grundschule verteuerte die Sanierung um 29.000 Euro auf 711.000 Euro. Durch die Krisen aus der Corona-Pandemie und des Ukraine-Krieges und dadurch explodierte Kosten sind die Sanierung nun etwa 939.000 Euro nötig. Das ist eine Kostensteigerung um 38 Prozent, die bei der Planung so niemand ahnte, erläuterte Michael Martin.
Investition in die Bildung
Der Gemeinderat billigte im Januar die Steigerung der Kosten. Im Wesentlichen soll das umgesetzt werden, was geplant war, so Bürgermeister Jürgen Maas: Im Gemeinderat habe es keine inhaltlichen Diskussionen gegeben, die Sanierung abzuspecken. Auch wenn nun an anderer Stelle das Geld fehle, so habe sich die Gemeinde vorgenommen in die Bildung zu investieren.

Ab dem Schuljahr 2026/27 haben Grundschüler stufenweise ab der ersten Klasse einen Rechtsanspruch auf eine ganztägige Förderung und Betreuung. Beim Stand des Gesetzgebungsverfahrens seien aber noch die Finanzierung und die Förderrichtlinien sowie die Frage nach der beruflichen Qualifikation des Betreuungspersonals unklar, so Maas. Seien hierfür Pädagoginnen und Erzieherinnen vorgesehen, so würde dieses Angebot in Konkurrenz zu den Kitas stehen – bei gleichzeitigem Fachkräftemangel, befürchtet der Bürgermeister. Jürgen Maas drängt darauf, dass die staatlichen Akteure schnell Richtschnüre für die Umsetzung des Rechtsanspruchs geben.