Der Nachbarschaftsverein Hilfe von Haus zu Haus erneuert sein Angebot zur Impfbegleitung. Für etwa 85 Senioren über 80 Jahre ermöglichte die Nachbarschaftshilfe aus Gaienhofen bereits eine Terminvereinbarung für eine Schutzimpfung gegen das Corona-Virus im Kreisimpfzentrum in Singen. Mehr als 80 Prozent der vermittelten Klienten haben inzwischen ihre Erstimpfung erhalten. Rund die Hälfte wurde dabei von Helfern des Vereins in das Zentrum nach Singen begleitet.

Gemeinsam gaben sie vor Ort die Unterlagen zur Impfung ab. Die Nachbarschaftshilfe begleitete die Senioren zur ärztlichen Aufklärung sowie zum ärztlichen Gespräch und zur Impfung – und brachten die Senioren wieder gut nach Hause. Seit Montag ist die Impfterminvergabe für alle über 60-Jährigen geöffnet. Wer bedürftig ist, kann die Unterstützung und Impfbegleitung durch die Helfer der Nachbarschaftshilfe weiterhin in Anspruch nehmen.

Auch Hilfe beim Buchen von Impfterminen

Um die Arbeit der Nachbarschaftshilfe für die Senioren einschätzen zu können, hilft ein Rückblick auf den Beginn der Impfkampagne. Am 15. Januar ging das Kreisimpfzentrum (KIZ) in Singen an den Start. Anmelden konnten sich Impflinge mittels einer Servicenummer oder über das Internet. Doch die raren Termine waren schnell ausgebucht.

Denn die Kampagne krankte gleich zu Beginn an mehreren Faktoren: Neben dem Mangel an Impfstoffen war die Servicenummer für die telefonische Terminvereinbarung schwer erreichbar. Zudem wurde die Online-Buchung zu früh freigeschaltet. für das Kreisimpfzentrum blieben zunächst nur 180 Dosen pro Woche übrig.

Begleitung zum Impfzentrum in Singen

Die Verwaltung von Gaienhofen schrieb die Impfberechtigten an und bot ihnen Unterstützung bei der Terminvergabe an. Der Verein erstellte eine Liste an Impfwilligen, die sie an das Landratsamt Konstanz für eine Terminvereinbarung weiterleitete. Zudem bot sie eine Impfbegleitung für die Senioren nach Singen an.

Zwischenzeitlich entwickelte sich die Nachbarschaftshilfe von Haus zu Haus zum Sorgetelefon für die Impfwilligen: Der Verein teilte die Sorgen und Ängste der Senioren. Durch die Vernetzung zur Verwaltung war er informiert, wann neue Impfstoffe eintrafen und für eine Impfung bereitstehen könnten. „Wir haben die Sorgen deutlich abgemildert“, erinnert sich Einsatzleiterin Birgit Scheidtmann.

Ein offenes Ohr für die Sorgen von Senioren

Und die Anrufer hätten hier eine Chance gehabt, ihre Ängste und Bedenken, ihre Sorgen und Wut, aber auch die Dankbarkeit über die Terminvermittlung auszudrücken, so Einsatzleiterin Ulrike Riester. Sie hätten mit der Nachbarschaftshilfe jemanden gehabt, der sie in den Ängsten verstand, so Scheidtmann: „Allein das war schon hilfreich.“

Während der Corona-Pandemie rückten die Familien wieder enger zusammen, sagt Ulrike Riester. Angehörige hätten beispielsweise ihr Home-Office von ihrem Wohnort in Stuttgart auf die Höri verlegt. Oder sie konnten sich wegen der Einschränkungen in der Ausübung ihres Berufs mehr um die Eltern kümmern. Insgesamt habe es durch die Eigenorganisation der Familien einen geringeren Bedarf an den Angeboten der Nachbarschaftshilfe gegeben.

Dies glich sich mit dem Sicherheitsbedürfnis der Einsatzhelfer aus, die meist selbst den Risikogruppen angehörten und auf den Moment der Impfung abwarten wollten. Zum einen gab es weniger Einsätze, fasst Ulrike Riester die Zeit während der Corona-Pandemie zusammen: Andererseits seien auch die Anzahl der Helfer weniger geworden. „Wir arbeiteten mit den Ressourcen, die da waren“, so Riester.

Die Nachbarschaftshilfe ist gut mit den Höri-Kommunen sowie mit den konfessionellen Kirchen vernetzt. Gemeinsam suchten sie nach Senioren, die durch die Isolation besonders einsam wurden, erkrankt waren oder einfach drohten, in Vergessenheit zu geraten.

Mittel gegen die Einsamkeit

Inzwischen erhielt die Hälfte der 100 Einsatzhelfer ihre Schutzimpfung. Oder sie konnten sich erfolgreich für einen Impftermin anmelden, so Ulrike Riester. Auch gebe es wieder mehr Einsatzanfragen von Angehörigen oder betroffenen Klienten, die nach einem Jahr Isolation wegen der Vereinsamung vermehrt den Kontakt zur Nachbarschaftshilfe suchen würden.

Es gebe nun mehr und mehr Anfragen von Klienten, die sich einfach wünschen, dass sie endlich jemanden zum Reden und Spazierengehen haben, fasst Riester zusammen: „Einfach um der Vereinsamung praktisch entgegenzutreten.“