Verhärtete Fronten, verletzte Gefühle und Frustration machen sich aktuell im Strandbad Horn breit. Dort wo sonst Einheimische und Feriengäste ausgelassen den Sommer genießen, ringt die DLRG Öhningen um ihren Verbleib im Bad. Auf der einen Seite dieses Konfliktes steht die DLRG Öhningen, die gerne weiterhin im Strandbad Wachdienst anbieten möchte und gleichzeitig große Pläne für die Räume der Wachstation hat.
Auf der anderen Seite die Campingplatz GmbH, eine 100-prozentige Tochtergesellschaft der Gemeinde Gaienhofen, die der DLRG den Nutzungsvertrag für die Wachstation überraschend gekündigt hat. Böse Worte sollen gefallen sein, die so schnell nicht vergessen werden können. Und eine Gemeinderatssitzung, die aus dem Ruder lief und auch den Gemeinderat ratlos zurückließ.

Bis 2020 betreute die DLRG Singen das Strandbad Horn, kümmerte sich aber zuletzt nicht mehr wirklich um das Gebäude. Letztlich wollten sie es auch ganz abgeben. Die DLRG Ortsgruppe Öhningen übernahm die Wachen im Bad und fing an, die heruntergekommene Station wieder auf Vordermann zu bringen.
„Wir haben bereits 4000 Arbeitsstunden und rund 8000 Euro von unserem eigenen Geld hier reingesteckt“, rechnet Armin Soltys, Vorsitzender der DLRG Öhningen, vor. Ab Juli 2020 saßen jedes Wochenende Mitglieder der Öhninger Lebensretter im Bad und sorgten für die Sicherheit der Badegäste. Für das Gebäude erstellte die Ortsgruppe ein Konzept. Und dieses sah einen Ausbau der Wache und eine Ausdehnung der Wachdienste vor.
Verlängerung der Wachdienste
Der Pächter des Strandbad-Kiosks, Murat Aktas, habe sich auch Wachen an Werktagen gewünscht. Denn unter der Woche muss er selbst für die Badeaufsicht sorgen, dazu ist er gesetzlich verpflichtet. Diese Bitte könnte man erfüllen, erklärt Soltys, wenn der Dachboden in der Wachstation ausgebaut würde. „Wir bekommen immer wieder Anfragen von DLRG-Rettungsschwimmern aus dem Inland, die gerne auch mal Erfahrungen am See machen möchten“, sagt Soltys. Wenn man ihnen einen Schlafplatz auf dem Dachboden anbieten könnte, könnte man im Sommer auch Wachzeiten unter der Woche anbieten. Für die DLRG Öhningen selbst ist eine tägliche Wache personell nicht zu stemmen.

Während die DLRG-Mitglieder im Februar 2021 an der Sanierung der Wache arbeiteten, flatterte bei der DLRG-Bezirksstelle Bodensee-Konstanz die Kündigung des Nutzungsvertrages für die Bereichswacht im Strandbad Horn ins Haus. In dieser kündigte die Campingplatz GmbH der DLRG Bezirk Bodensee-Konstanz den Nutzungsvertrag zum 5. Mai 2022. Das Kündigungsschreiben liegt der Redaktion vor. Als Gründe werden fehlende Wachzeiten in der Saison 2020 und unerlaubte Umbauarbeiten an dem Gebäude genannt, weswegen dieses nun nicht mehr verkehrssicher sei. „Das ist alles nicht wahr, wir haben im Jahr 2020 rund 1400 Wachstunden gehalten und das Gebäude ist alles andere als nicht mehr verkehrssicher“, wehrt sich Armin Soltys gegen die Anschuldigungen.

Uwe Eisch als Aufsichtsratsvorsitzender der Campingplatz GmbH nennt auf Nachfrage dieser Zeitung ganz andere Gründe für die Kündigung. Nach Gründung der Campingplatz GmbH habe man sämtliche Verträge zwischen Partnern, die noch alte Verträge mit der Gemeinde hatten, gekündigt und neu gefasst. Der Vertrag mit der DLRG sei noch aus den 1990er Jahren und genügte nicht mehr den Minimalanforderungen, so Eisch.
Gegen diese Kündigung legte die DLRG Einspruch ein, es fand anschließend ein Gespräch mit der DLRG Öhningen, Thomas Krieg vom Campingplatz und Bürgermeister Uwe Eisch statt. Das Treffen sei konstruktiv gewesen, erinnert sich Soltys. Die DLRG schickte dann ihrerseits im März 2021 einen Vertragsentwurf an die Gemeinde Gaienhofen. In dem Vertrag wollte die DLRG, wie schon im ersten Nutzungsvertrag von 1992, das Wachhäuschen für 25 Jahre kostenfrei mieten, die Nebenkosten sollte die Gemeinde tragen. Im Gegenzug würden sie für die Sicherheit der Badegäste auf und am Wasser sorgen. „Dieses Arrangement haben wir auch mit der Gemeinde Öhningen in den anderen Bädern, die wir betreuen“, sagt Soltys. Hier bekäme die DLRG auch ein Wachgeld pro Saison.
Verhandlungen erweisen sich als zäh
Nach diesem positiven Verhandlungsauftakt verdunkelte sich die Stimmung allerdings schnell. Mehrere Verträge seien hin- und hergeschickt worden. Bei den für die DLRG wichtigen Eckpunkten wie Vertragslaufzeit, Betriebskosten und Ausbau und Nutzung des Dachgeschosses sowie Nutzung im Winter für Schulungszwecke gab es keine Einigung. Ein Prozess, der die Lebensretter emotional zermürbte, wie sie berichten. „Nach jedem Gespräch, welches eigentlich gut lief, stand im nächsten Vertrag wieder etwas völlig anderes“, sagt Armin Soltys.
Das letzte Angebot seitens der Campingplatz GmbH lautete nur fünf Jahre Vertragslaufzeit, keine Übernahme der Nebenkosten, vom Dachboden war gar keine Rede und im Winter dürften die Lebensretter nicht in die Wache, weil es keine Heizung gebe. So steht es im Vertragsentwurf, der ebenfalls der Redaktion vorliegt. Die von Uwe Eisch auf Nachfrage erwähnten naturschutzrechtlichen Gründe, die einen Betrieb im Winter widersprechen würden, sind im Vertrag nicht aufgeführt.

Für die DLRG Öhningen sei das Angebot eins, bei denen sie draufzahlen würden. „Für eine Laufzeit von nur fünf Jahren lohnt sich für uns die Investition unserer Ressourcen nicht“, sagt Armin Soltys. Die DLRG strebe eine langfristige Perspektive an. „Für uns war nach diesem Angebot klar, dass man uns hier nicht haben möchte“, fasst der Vorsitzende seinen Eindruck zusammen. Aus seiner Sicht habe man den Vertrag so gestaltet, dass es für die DLRG Öhningen unrentabel wäre, ihn zu erfüllen.
Zu den nicht übernommenen Nebenkosten äußert sich Uwe Eisch wie folgt: Die vorherigen Nutzer hätten in der Vergangenheit Stromkosten in Höhe von 5000 Euro verursacht, weil das Gebäude keine Heizung aufweise und im Winter elektrisch beheizt wurde. Auch spricht Eisch von einer „abenteuerlichen elektrischen Eigeninstallation“, die zurückgebaut werden müsste. Die Nutzung des Dachgeschosses sei aus brandschutztechnischen Gründen nicht möglich, es fehle ein zweiter Fluchtweg. Die Gemeinde habe kurz selbst überlegt, das Dachgeschoss touristisch zu nutzen, aber die Idee aus diesen Gründen wieder verworfen.
Auch sollen zwischen DLRG und Bürgermeister böse Worte gefallen sein, die verbrannte Erde hinterlassen haben. „Uns wurde klar gesagt, dass man uns hier gar nicht will und nicht braucht“, so Armin Soltys. Dies habe die ehrenamtlichen DLRG-Mitglieder gekränkt. Bürgermeister Eisch wehrt sich gegen diesen Vorwurf: „Ich habe lediglich erwähnt, dass wir die DLRG für den Betrieb des Strandbades nicht brauchen.“ Die DLRG sei für den Bereich des Strandbades nicht erforderlich, da man die Wasserrettung auch anders organisieren könne und dies auch in vielen Bädern so praktiziert werde. Eisch selbst bekräftigt: „Der ehrenamtliche Dienst der Wasserrettung der DLRG wird von mir außerordentlich wertgeschätzt.“

In der jüngsten öffentlichen Gemeinderatssitzung im Jahr 2021 ergriff die zweite stellvertretende DLRG-Vorsitzende Monika Büche das Wort und fragte nach, ob die Gemeinderäte denn wüssten, dass die DLRG das Strandbad Horn verlassen werden. Es kam zum Eklat mit Bürgermeister Uwe Eisch, der eine öffentliche Diskussion des Themas habe verbieten wollen.
Gemeinderäte sind überrascht
Die Gemeinderäte hat dieser emotionale Ausbruch in der Sitzung „kalt erwischt“, wie sie auf Nachfrage berichten. Sie hätten bis zu diesem Zeitpunkt keine Kenntnis über den Konflikt im Strandbad Horn gehabt, versichern die Gemeinderäte. „Ich war überrascht über die Art der Diskussion, da muss sich sehr viel angestaut haben“, analysiert Mechthild Biechele (CDU) die Wortbeiträge.
Auch Toni Rosen (Die Aktiven) gibt an, er sei nicht informiert gewesen. Er sei bis vor Kurzem noch Mitglied des Aufsichtsrates der Campingplatz GmbH gewesen, seinen Sitz habe jetzt Jürgen Rottler. „Es hat mich verwundert, dass bisher nichts davon zu uns durchgedrungen war“, sagt Rosen. In der Fraktion behandle man diese Themen eigentlich transparent.

Uwe Eisch teilt mit, man habe den Aufsichtsrat stets über die Verhandlungen mit der DLRG informiert. Kommende Woche findet eine Aufsichtsratssitzung der Campingplatz GmbH statt. Toni Rosen und Mechthild Biechele sind überzeugt, dass man eine gute Lösung für alle Parteien finden werde. „Wir haben jetzt alle Unterlagen und wollen alle Argumente hören“, sagt Mechthild Biechele.
Auch Klaus Sturm (Freie Wähler) möchte eine gute Lösung für die DLRG suchen. „Ich bin dankbar, dass wir mit der DLRG eine solche Hilfe im Strandbad Horn gestellt bekommen“, formuliert er seine Wertschätzung. Karl Amann (UBL) sieht die emotionale Gemeinderatssitzung gelassen: „Wo gehobelt wird, da fallen Späne“, zitiert Amann ein altes Sprichwort. Wichtig sei nun wieder ins Gespräch zu kommen.