Bei der diesjährigen Gemeinderatswahl in Gaienhofen konnten nur etwas mehr als die Hälfte der Kandidaten ihre Sitze verteidigen. Ganze 42 Prozent der Sitze wurden neu verteilt. „Ich glaube, das ist eine gute Mischung von Erfahrung, Routine und neuen Impulsen“, eröffnete Bürgermeister Jürgen Maas die konstituierende Sitzung des neuen Rats.
Erstmals gibt es in Gaienhofen keinen Sitz für die CDU. Die Christdemokraten traten mangels Kandidaten als Partei bei der Wahl nicht an. Mechtild Biechele, ehemals fünfmal für die CDU angetreten und seit 25 Jahren im Rat mit einem Sitz vertreten, ging diesmal für die Freie Wählergemeinschaft (FGW) mit Erfolg in das Rennen. Biechele wurde in der konstituierenden Sitzung einstimmig zur stellvertretenden Bürgermeisterin gewählt. Neu in den Rat kamen Jessica Bruttel und Alexander Hotz (beide FWG), Norbert Feuerer und Christoph Bürgel (von den Aktiven) sowie Erwin Bohner (UBL) und Johann Sessler (GRL).
Danke für das Engagement
Jürgen Maas verabschiedete die Räte Gerhard Weiermann (CDU), Uwe Bucher-Beholz (UBL), Stefan Riedmann (FGL) sowie Jürgen Rottler, Toni Rosen und Jan Ditters (von den Aktiven) aus ihren Ämtern. Gerhard Weiermann verzichtete nach 25 Jahren auf eine erneute Kandidatur. Die ausgeschiedenen Räte wurden als Ersatzkandidaten gewählt.
Der Bürgermeister nutzte die Gelegenheit zudem, sich bei den Gemeinderäten der vergangenen Wahlperiode für deren Engagement zu bedanken und auch den Unterschied in der Debattenkultur zu einer Großstadt hervorzuheben. Maas war vor seiner Wahl zum Bürgermeister 35 Jahre lang in der Stadtverwaltung von Krefeld beschäftigt – zuletzt als Leiter des Fachbereichs Schule, Pädagogischer und Psychologischer Dienst der 230.000 Einwohner zählenden Großstadt Krefeld. Damit kommt Maas aus einer politischen Welt, bei der sich der Stadtrat Krefeld aus 59 Personen zusammensetzen und in der es nach der klassischen Parteibuchlehre zugehen würde.
Einsatz fernab von politischen Ideologien
Die Parteizugehörigkeit habe oft gute Ideen zum Scheitern gebracht, sagte Maas. Doch genau das habe er in seiner anderthalb Jahre andauernden Amtszeit als Bürgermeister in Gaienhofen nicht erlebt. Maas erlebte vielmehr „Menschen mit Herz, Verstand und auch Muskeln“. Tatkräftig würden sich die Räte und Menschen in den Vereinen für das Dorf einsetzen.
Mit den Gemeinderäten habe er vieles anstoßen können – fernab von den politischen Ideologien durch eine Zugehörigkeit in einer Liste oder Partei, so der Bürgermeister. Die Idee der repräsentativen Demokratie sei es, Stimmungen, Wünsche und Meinungen im Dorf aufzunehmen und – im Ringen um die beste Lösung – das Beste für alle Bürger herauszuholen. Er habe gerade dies durch den vorangegangenen Rat erlebt.
Ehre für scheidende Räte
Jürgen Maas würdigte Gerhard Weiermann für sein Engagement um die Erhaltung der dörflichen Strukturen. Als Mensch, der kein Blatt vor den Mund nehme, sei er immer für die Interessen der Bürger eingetreten, sagte Maas. Als Verfasser und Komponist der Höri-Hymne würde er zudem in die Annalen eingehen.
Maas überreichte ihm die goldene Ehrennadel des Städtetags. Im Gegenzug überreicht Gerhard Weiermann dem Rat zwei selbst hergestellte Uhren zur Einhaltung der Debattenzeit – jeweils für den Rat wie für dessen Gremien. Maas würdigte außerdem die langjährige Zugehörigkeit von Mechthild Biechele (25 Jahre), Karl Amann (20 Jahre) wie Ulrike Griss und Sonja Weber für jeweils zehn Jahre im Amt mit sehr persönlich gehaltenen Reden und vielen Danksagungen.
Lobende Worte zum Abschied
Den scheidenden Stefan Riedmann (FGL) würdigte Maas als einen Mensch mit gutem Menschenverstand und viel Erfahrung als Unternehmer. Stets habe er eine ehrliche Haltung zum Ausdruck gebracht. Als Landschaftsbauer habe er sich fachlich sehr gut eingebracht und auch die Horizonte im Rat erweitert.

Toni Rosen von den Aktiven schätzte Maas als einen tatkräftigen Helfer bei den Veranstaltungen in der Gemeinde. Jan Dinter war als Ersatzkandidat nur kurz im Rat vertreten und scheidet für die Aktiven aus. Jürgen Maas würdigte besonders sein Mitwirken in der kurzen Zeit.
Die aus dem Rat ausgeschiedenen Uwe Bucher-Beholz (UBL) und Jürgen Rottler (die Aktiven) würdigte Maas in deren Abwesenheit. Bucher-Beholz beschrieb er als einen Feingeist mit philosophisch inspiriertem Gedankengut. Oftmals habe er den Gemeinderat zum Umdenken bewegt. Mit Sachverstand habe er sich für das Ortsbild eingesetzt. Jürgen Rottler habe sich sehr intensiv für die Belange des Campingplatzes und der Häfen eingesetzt. Mit seiner langjährigen Erfahrung in einem weltweit agierenden Unternehmen habe er mit strategischem und kaufmännischem Sachverstand neue Aspekte in die Gemeinde eingebracht.