Bis zum 1. März 2024 wird in den Gasträumen im Hotel Seehörnle in Horn eine kleine, aber besondere Ausstellung gezeigt. Gabriele Bueb aus Hemmenhofen zeigt dort ihre „Bilder ohne Augen-Licht“. Die Werke der 90-jährigen Künstlerin entstanden in den vergangenen drei Jahren – während der Zeit ihrer Erblindung.

Die farbenfrohen und dreidimensionalen Bilder erstellte sie mit Hilfe einer Schnurtechnik aus ihren Erinnerungen an eine sichtbare Welt – zum Teil von ihr kommentiert mit in Schreibmaschinenschrift festgehaltener Lyrik. Die mit dem Tastsinn erstellten Werke sind im Original, in fotografisch erstellten Kopien und im Postkartenformat zu sehen.

Kunst begleitet sie schon lange

Im Alter von 20 Jahren begann Gabriele Bueb in München ihr Studium in den Fächern Deutsch, katholische Religion, Französisch und Kunstgeschichte. Ihr Auslandssemester brachte sie nach Paris an die Sorbonne, wie sie erzählt. Dort habe sich ihr eine neue Welt der Museen eröffnet, der Theater sowie der zeitgenössischen, existenzialistischen Literatur und der Mode.

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Nach Deutschland zurückgekehrt, setzte sie ihr Studium in Freiburg fort, wo sie nebenher als Lektorin im Herder-Verlag arbeitete, schreibt sie in ihrer Biografie. Nach ihrem zweiten Staatsexamen, sie war inzwischen verheiratet und bekam vier Kinder, unterrichtete sie an einem Radolfzeller Gymnasium. Sie gründete auf Wunsch ihrer Schüler mit ihnen eine Theatergruppe. Nebenbei verfasste und zeichnete sie ein Kinderbuch. Nach ihrer Pensionierung widmete sie sich wieder ausgiebig der Malerei und nahm im Schloss Arenenberg regelmäßig an Malkursen teil.

Wie gelingen die Werke?

Im Jahr 2019 wurde ihr eröffnet, dass sie langsam erblinden wird. Diesen Prozess habe sie in ihrer Malerei dokumentiert, sagt Gabriele Bueb. Jetzt, wo sie nichts mehr sieht, arbeitet sie mit halbflexiblen Schnüren, die sie mit ihren Händen zu flachen Objekten formt und mit Klebestreifen auf Papier fixiert. Die geformten Flächen und Restflächen malt sie mit Farbpigmenten und ihren Fingern aus.

Ihre Werke erschafft die Künstlerin, indem sie Schnüre aufklebt und die entstandenen Formen dann ausmalt.
Ihre Werke erschafft die Künstlerin, indem sie Schnüre aufklebt und die entstandenen Formen dann ausmalt. | Bild: Georg Lange

An diesem Punkt stünden ihr ihre Kinder zur Seite und im Laufe der Zeit hätten sich auch weitere, einfühlsame Menschen gefunden, die sie unterstützen – auch in ihrer Kunst.

Die Bilder von Gabriele Bueb sind noch bis 1. März im Restaurant des Hotels Seehörnle zu sehen, derzeit dienstags bis sonntags von 12 bis 18 Uhr.