Die Pandemie bremst eine ganze Generation junger Menschen aus. Angefangen vom stark eingeschränkten Unterricht, über die Suche nach einer passenden Ausbildungsstätte bis hin zum Ergreifen des erlernten Berufs. Was wird aus den Träumen junger Menschen in Zeiten der Corona-Krise? „Festhalten“, ist der Rat von Jannik Probst: Denn sie könnten sich verwirklichen.
Wenn der gelernte Veranstaltungskaufmann die Menschen in seine Pläne einweiht, dann reagieren sie meist erstaunt: „Zu Corona-Zeiten eine Gastronomie eröffnen? Ist das überhaupt vernünftig?“ Doch schnell wird deutlich, dass die Pläne des 22-Jährigen wohl überlegt sind und sich trotz Jugendlichkeit aus einem reichem Erfahrungsschatz speisen. Letztlich konnte Jannik Probst mit dem Plan seiner Selbstständigkeit auch seine Familie, eine Stiftung für Start-Up-Unternehmen sowie die Verwaltung von Gaienhofen überzeugen. Auch Krisen scheinen ihre Chancen bereit zu halten – meist für den Mutigen und Risikofreudigen; eben genau so, wie sich Jannik Probst selbst begreift.
Der 22-Jährige ist in der öffentlichen Wahrnehmung kein Unbekannter. Sieben Jahre lang war Jannik Probst Mitglied im Jugendgemeinderat von Radolfzell, davon drei Jahre als dessen Vorsitzender. Seine Ausbildung zum Veranstaltungskaufmann machte er in der Radolfzeller Tourismus und Stadtmarketing GmbH, vergangenes Jahr hat er sie mitten in der Pandemie abgeschlossen. Seine gesamte Berufsplanung war auf seine große Leidenschaft ausgerichtet: das Eventmanagement.
Jannik Probst hat viel von seinem Vater gelernt
Dann kam die Pandemie. Und mit ihr die Restriktionen zu deren Eindämmung samt Schließung der Veranstaltungs- und Eventbranche. Probst ahnte bereits im Sommer letzten Jahres, dass die Agenturen, in denen er als Veranstaltungskaufmann anfangen wollte, niemanden einstellen konnten. „Ich war jedoch in der guten Lage, dass mein Vater eine Gastronomie hat, wo ich über den Sommer hinweg voll einsteigen konnte“, erzählt Probst. Bereits während der Prüfungszeit kristallisierte sich bei seinen Klassenkameraden heraus, wohin deren Reisen gehen werden. Viele seien in den kaufmännischen Bereich gegangen – in ein Büro oder in die Buchhaltung. Probst war sich schon während der Prüfungen bewusst, dass man in der Pandemie nicht diejenige Stelle bekommen würde, die man sich erhofft hat.
Bereits als 16-jähriger Schüler wurde der angehende Jungunternehmer in den gastronomischen Saisonbetrieb seines Vaters einbezogen. Früh hatte ihm sein Vater Blicke hinter die Kulissen eines gastronomischen Betriebs gewährt. Sein Vater sei mit ihm schon in jungen Jahren durch die Betriebskalkulationen gegangen und habe ihm vieles erklärt. „Ich war schon stolz darauf, dass ich viel erfahren durfte und mein Vater nicht gesagt hatte, dass ich zu jung sei und ich das nicht könne“, so Probst. Schnell lernte er bei seinem Vater die Anforderungen an einen gastronomischen Saisonbetriebs kennen und auszufüllen.
Saisongastronomie gehört nicht zu den Verlierern
Dabei machte er in diesem Sommer eine folgenreiche Beobachtung, die ihn zu seiner Selbstständigkeit bewegte: „Trotz Corona ist der Tourismus im letzten Jahr sehr stark gewesen. Gastronomische Sommersaisonbetriebe gehörten dabei nicht zu den Verlierern der Pandemie.“ Gerade zu einem Saisonbetrieb habe er ein Vertrauen aufbauen können. Weil Veranstaltungen wie Altstadtfeste und Abendmärkte ausgesetzt wurden, profitierten die Saisonbetriebe am See. Diese Beobachtung bewegte ihn, ein Konzept für einen gastronomischen Betrieb an der Hafenmeisterei in Gaienhofen zu entwickeln und ihn in der Verwaltung einzureichen – gerade auch in Zeiten der Corona-Pandemie. Denn er lernte bei seinem Vater zudem den Umgang eines Saisonbetriebs mit den erschwerten Corona-Bedingungen kennen und ihn anzuwenden.
Jannik Probst ist überzeugt, dass es wieder eine Normalität geben wird, zu der die Menschen zurückfänden. Und es mache keinen Sinn, seinen Beruf aufzugeben und in ein Angestelltenverhältnis zu gehen, bei dem man keinen Spaß habe. Die Gastronomie habe ihn schon immer begeistert, genauso wie das Eventmanagement. Die Erfahrungen in dieser Branche fließen in sein Sommerprogramm mit ein. Und in der Winterpause könne er sich dann wieder Projekten zuwenden, für die er bereits Konzepte entwickelt habe.
Den gastronomischen Betrieb wolle er nun viele Jahre machen. Die Zeit werde sich wieder normalisieren, fügt Jannik Probst hinzu: Dann könne er stolz auf sich selbst sein und sagen: „Ich habe meinen Traum verwirklicht und mache das, was mir Spaß macht. Und ich habe mich wegen Corona nicht für etwas entschieden, was mir vielleicht gar nicht liegen würde.“