Königsfeld Das Publikum tauchte im Haus des Gastes ein in die Welt des belgischen Meisterdetektivs Hercule Poirot, der sich scheinbar zufällig an Bord eines luxuriösen Zuges wiederfindet. Charmant begrüßte Eisenbahnbesitzer Constantine Bouc (Nepheli Amanatidis) die Fahrgäste in Istanbul: „Sie fahren heute nicht mit einem Zug – Sie fahren mit einer Legende.“
Doch was als entspannte Reise durch die Winterlandschaft beginnt, wird zum nervenaufreibenden Kammerspiel. Ein Mord erschüttert die Gesellschaft an Bord – und der Täter muss einer von ihnen sein. Jede Figur trägt ihr eigenes Geheimnis mit sich. Poirot gelingt es in akribischer Ermittlungsarbeit, Schicht für Schicht die Fassade der Mitreisenden zu durchdringen. Das Ensemble nahm das Publikum mit auf eine Reise voller Rätsel, falscher Fährten und überraschender Wendungen.
Auch die Kulisse trug zur dichten Atmosphäre bei: Unter der Leitung von Kunstlehrerin Anna Saurer entstanden Bühnenbilder mit liebevollen Details – vom Rauch aus dem Lok-Schornstein bis zu Schneeflocken, die während des Sturms projiziert wurden. So vielfältig wie der Mordfall waren auch die Talente auf der Bühne: Weil sich in der Theater-AG viele begabte Schauspielerinnen und Schauspieler zusammengefunden haben, ließen sich die Regisseure Claudius Schiffer und Laura Lindemann einen Kunstgriff einfallen – einige Rollen wurden mehrfach besetzt.
So gab es gleich drei Poirots (Clara Borowski, Helena Janiszewski, Luisa Ege), zwei Adlige (Jule Schmidt, Kiara Dik) und Greta Ohlsson (Ylva Hak) bekam mit Greti (Emily Hagen) kurzerhand eine Schwester. Trotz der umfangreichen Rollen brauchte die Souffleuse (Nele Rottler) kein einziges Mal einzuspringen – ein Beweis für die Professionalität der jungen Darstellenden. Ein Highlight: Immer wenn Poirot Indizien entdeckt, leuchten diese als Glühbirnen auf – ein Regieeinfall, der ebenso begeisterte wie die Akzente. Hercule Poirot, Bouc und Schaffner Michel (Florentin Waas) überzeugten mit französischem Akzent, die Prinzessinnen stilecht auf Russisch. Eine gelungene Aufführung, die zeigt, wie viel Potenzial in Schultheater steckt – und wie lebendig Klassiker werden können.
Stephanie Wetzig, Zinzendorfschulen