Es ist eigentlich nicht die Zeit, sich mit dem Winterdienst zu befassen. Zwar macht der Sommer derzeit etwas Pause, doch bei Temperaturen von 25 bis 30 Grad liegen Gedanken über verschneite Straßen oder überfrierende Nässe reichlich fern.

Und dennoch musste sich der Gemeinderat in seiner letzten Sitzung vor der Sommerpause 2025 mit den Erfahrungen aus dem letzten Winterdienst beschäftigen.

Die Kostenentwicklung

Die Zahlen bilden eine auf den ersten Blick bizarre Situation ab: Obwohl die Winter immer wärmer werden, kommt der Stadt der Winterdienst immer teurer. Im Winter 2024/2025 weist dieser Posten den Betrag von 1,367 Millionen Euro aus – Tendenz steigend. Blieb die Stadt 2022/2023 mit knapp 906.000 Euro noch unter der Millionenmarke, so wurden bereits einen Winter später 1,067 Millionen Euro verzeichnet.

Immer höher die Zahlen auch bei den Temperaturen: So weist das Internetportal „Wetterprognose und Wettervorhersage“ aus, dass die Winter der letzten 20 Jahre im Schnitt um 1,72 Grad wärmer waren als im Zeitraum zwischen 1961 und 1990.

Winter sind unberechenbarer geworden

Warum der Winterdienst in Zeiten wie diesen keinen Sparbeitrag für die klammen städtischen Kassen leisten kann, begründet die Stadt mit einer ganzen Liste an Argumenten. Anstelle eindeutiger und länger anhaltender Wettbedingungen – sprich Dauerfrost in der kalten Jahreszeit – registriere man kurze Wintereinbrüche, die zumeist noch äußerst kurzfristig aufträten. Kaum vorhersehbar und berechenbar, bedeuten diese Wetterkapriolen dann eine Herausforderung für den Winterdienst.

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Zudem registrieren die Technischen Dienste (TDVS) immer öfter das Phänomen der Passivglätte. Damit sind Straßenverhältnisse gemeint, bei der Restfeuchtigkeit auf dem Asphalt plötzlich gefriert und zu spiegelglatten Oberflächen führt. Auch diese Gefahrenlage beansprucht den Winterdienst, während die klassische Schneeräumung weniger wird.

Fremdfirmenanteil hat zugenommen

Die größte Auswirkung auf die Kostensteigerungen dürften aber die deutlich erhöhten Zahlungen an Fremdfirmen sein. Die Stadt gibt an, durch die Streichung von vier Stellen innerhalb der TDVS mehr Routen an Dienstleister vergeben zu müssen.

Zudem habe die Ausschreibung der Winterdienstrouten erbracht, dass die Stundensätze und die Vorhaltepauschalen deutlich angestiegen seien. Auch bei der TDVS müssten durch die Tariferhöhungen gestiegene Stundensätze registriert werden.

Was eingesetzt wird

Im Winter 2024/2025 sei zudem eine deutliche höhere Menge an Streumitteln verbraucht worden. Was eingesetzt wird, um die Straßen frei zu bekommen, hat sich in den letzten Jahren deutlich verändert. So kommt der Klassiker Trockensalz immer weniger zum Einsatz.

Zwar gilt dieses Mittel bei großen Schneemengen nach wie vor als äußerst wirkungsvoll, ist jedoch ökologisch fragwürdig. Das hochkonzentrierte Salz löst sich in Wasser und wird dann von Pflanzen und Bäumen am Straßenrad aufgenommen, was für große Schädigungen sorgen kann.

Die Vorteile von Sole

Erhöht hat sich nach Angaben der Stadtverwaltung der Einsatz von Feuchtsalz – eine Mischung des herkömmlichen Streusalzes mit Sole. Vorteil an diesem Mittel gegen Eis- und Schneeglättet ist, dass das feuchte Salz länger auf der Fahrbahn haften bleibt.

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Immer häufiger wird ein drittes Streumittel eingesetzt: Sole. Diese Flüssigkeit besteht zu 22 Prozent aus Salz, das in Wasser gelöst wurde. Vorteil: Es braucht dreimal weniger Salz, um eine vergleichbare Wirkung zum Trockensalz zu erzielen. Zudem gehen Fachleute davon aus, dass Sole sehr präzise eingesetzt werden kann und bei trockener Kälte rasch und zuverlässig seine Wirkung entfacht. Weniger geeignet ist dieses Mittel bei hohen Schneemengen und sehr tiefen Temperaturen.

Weil Sole eine immer wichtigere Rolle spielt, hat die Stadtverwaltung eine Sole-Erzeugungsanlage bestellt, sodass die Technischen Dienste die Sole selbst herstellen können.