„Ich bin entsetzt“, sagt der Gesamtelternbeiratsvorsitzende Tino Berthold mit Blick auf die Entscheidung des Gemeinderats, das Schulessen deutlich zu verteuern. Im Vorfeld hatte er in einem offenen Brief die geplante Erhöhung kritisiert.

Doch die Bedenken der Eltern wurden nicht gehört: Der Gemeinderat beschloss in seiner Sitzung vom Mittwoch, 23. Juli, die Essenspreise deutlich zu erhöhen.

Der Vorsitzende des Gesamtelternbeirats, Tino Berthold, kritisiert die Erhöhung der Kosten für das Schulmittagessen.
Der Vorsitzende des Gesamtelternbeirats, Tino Berthold, kritisiert die Erhöhung der Kosten für das Schulmittagessen. | Bild: Stefanie Willmann

Schrittweise Erhöhung der Essenskosten

Bereits zum Schuljahr 2025/26 verteuern sich die Preise und sollen in den beiden folgenden Jahren noch einmal angehoben werden. Die Verwaltung hatte ursprünglich vorgeschlagen, 5,40 Euro für Kinder der Primarstufe bereits zum Schuljahr 2025/2026 zu verlangen. Bisher lag der Preis bei 3,70 Euro.

Eltern, deren Kinder in die Sekundarstufe gehen, müssen künftig statt 4 Euro 6,40 Euro zahlen. Die Erhöhung erfolgt nun auf Vorschlag aus dem Gemeinderat nicht auf einen Schlag, sondern über den Zeitraum von drei Jahren verteilt.

CDU und Freie Wähler wollen Sprung abmildern

Der Entscheidung war eine kontroverse Diskussion vorangegangen. „Das ist ein ganz schöner Sprung“, sagte CDU-Gemeinderätin Katharina Hirt in der Sitzung. Sie und ihre Partei wollten jedoch ebenso wie die Freien Wähler nicht an der grundsätzlichen Frage einer Essensverteuerung rütteln, sondern die Erhöhung der Kosten durch die Streckung auf drei Jahre abmildern.

CDU-Gemeinderätin Katharina Hirt ist für eine Erhöhung der Essenspreise, spricht sich aber für ein schrittweises Vorgehen aus.
CDU-Gemeinderätin Katharina Hirt ist für eine Erhöhung der Essenspreise, spricht sich aber für ein schrittweises Vorgehen aus. | Bild: CDU

Ähnlich argumentierte auch Özden Baumeister-Özkan von den Freien Wählern. „Die Preissteigerung tut uns leid, doch man muss den Lauf der Zeit sehen“, sagte sie. Auch bei der AfD stimmte man den Verwaltungsplänen grundsätzlich zu und suchte die Ursache für diese Entwicklung in der Bundespolitik.

SPD und Grünen gegen Erhöhung

Heftige Kritik am Verwaltungsvorschlag kam hingegen aus den Fraktionen der Grünen und der SPD. So erinnerte der SPD-Fraktionsvorsitzende Nicola Schurr den Oberbürgermeister daran, dass sich die Stadt auf die Fahnen geschrieben habe, familienfreundlich zu sein.

Der SPD-Fraktionsvorsitzende Nicola Schurr warnt vor den sozialen Folgen, das Mittagessen in Schulen zu verteuern.
Der SPD-Fraktionsvorsitzende Nicola Schurr warnt vor den sozialen Folgen, das Mittagessen in Schulen zu verteuern. | Bild: SPD

Das Argument der Verwaltung, bei bedürftigen Familien werde der Essensbeitrag vollständig übernommen und die Pro-Kids-Stiftung leiste auf Antrag ebenso einen Beitrag, will Nicola Schurr so nicht gelten lassen. „Viele haben die Scham zuzugeben, dass sie sich das nicht mehr leisten können“, sagte der SPD-Gemeinderat. Die Folge einer solchen Entscheidung sei daher eher, dass die Kinder einkommensschwacher Familien künftig nicht mehr am Schulessen teilnähmen.

Grünen-Gemeinderätin Constanze Kaiser ist gegen die Erhöhung der Kosten für das Schulmittagessen.
Grünen-Gemeinderätin Constanze Kaiser ist gegen die Erhöhung der Kosten für das Schulmittagessen. | Bild: www.jenshagen.info

Auch aus den Reihen der Grünen wollte man den Weg der Verwaltung nicht mitgehen. „Wir lehnen eine Klassengesellschaft bei der Schulverpflegung ab“, sagte Constanze Kaiser.

Kritik kam ebenfalls aus Reihen des Jugendgemeinderats. Die Verteuerung führe dazu, dass sich viele Schülerinnen und Schüler künftig ungesunder ernährten, gab Flynn Stein zu bedenken. „Wir geben die vollkommen falsche Anreize“, kommentierte der Elternbeiratsvorsitzende Berthold am Tag nach der Sitzung.

Trotz aller Kritik: Die Befürworter einer Erhöhung setzten sich schließlich mit 21:13 Stimmen durch.

Kostendeckung erhöht

Die Verwaltung begründete ihren Vorstoß mit einer Rechnung, dass bei vollständiger Kostendeckung für das Mittagsessen 9,30 Euro bei den jüngeren und 11 Euro bei den älteren Schülern verlangt werden müsste. Mit der Verteuerung seien daher nur 58 Prozent der tatsächlich entstandenen Kosten abgedeckt. Bisher waren es nach dieser Rechnung 39 Prozent in der Primarstufe und 31 Prozent in der Sekundarstufe.

Auch Kita-Eltern betroffen

Auch die Eltern von Kindergartenkindern müssen sich auf höhere Kosten für das Mittagessen einstellen: Sie zahlen künftig eine Monatspauschale, die – gerechnet auf fünf Essen die Woche – im nächsten Kitajahr bei 73 Euro liegt, im Jahr darauf bei 78 Euro und 2027/2028 dann bei 82 Euro. Bisher wurde jedes einzelnen Essen abgerechnet: Eltern von Kindern, die an fünf Tagen in der Woche am gemeinsamen Mittagessen teilnahmen, zahlten bisher 63 Euro.

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Eltern bekommen falschen Preis genannt

Kritik gab es im Gemeinderat angesichts der kurzfristigen Entscheidung, werden die erhöhten Preise doch bereits zum neuen Schuljahr wirksam. Das könne doch unmöglich noch vor den Ferien so kommuniziert werde. Zudem seien die Schreiben mit den bisherigen Preise bereits an die Eltern verschickt worden, kritisierten die Grünen.

Der ausgewiesene Preis sei unter Vorbehalt genannt worden, beschied die Verwaltung, sodass man mit der vorgeschlagenen Erhöhung rechtlich auf der sicheren Seite stünde. „Eine Woche vor Schuljahresende – das ist traurig“, kommentierte Elternvertreter Tino Berthold die Entscheidung.