Donaueschingen In zwei Monaten ist es so weit: Dann sollen 100 Bewohnerinnen und Bewohner des Donaueschinger Seniorenheims St. Michael umziehen. Markus Bonserio, Heimleiter von St. Michael und Geschäftsführer Altenheim-Vereins, freut sich über den Abschluss der Bauarbeiten und den bevorstehenden Umzug in den Neubau. Deshalb feiert er am Samstag, 26. Juli, von 11 bis 16 Uhr, die Eröffnung des Neubaus mit einem Tag der offenen Tür. Der Trägerverein des Heims wird dauerhafter Mieter werden. Man habe einen Mietvertrag über 30 Jahre ausgehandelt, erläutert der Heimleiter die Ausgangslage für die Zukunft. Laut früherer Aussage von Moritz Franke, Pressesprecher des Bauträgers Naturenergie Netze, kostet der Neubau 20 Millionen Euro.
Heimleiter Markus Bonserio lobt die Zusammenarbeit mit dem Bauherren der Naturenergie Netze in höchsten Tönen: „Man ist auf alle unsere Wünsche eingegangen, es ist ein sehr kooperatives Miteinander. Die Bauzeit betrug fast auf den Tag genau zwei Jahre, die sehr intensiv, aber auch geprägt von einer konstruktiven Zusammenarbeit mit dem Bauträger Naturenergie waren. Der Bau eines Altenheimes erfordert viele rechtliche und bautechnische Herausforderungen, die wir gemeinsam bestens bewältigt haben.“ Spezielle räumliche Anforderungen, altersgerechter Einsatz von Materialien und Möbeln und die Installation nachhaltiger Energiekonzepte seien, mit Blick auf künftige Anforderungen, berücksichtigt worden. Die Inneneinrichtung und die Verbindungsbrücke, mit Kosten von 1,7 Millionen Euro musste vom Altenheim und dem Trägerverein finanziert werden. Ein städtischer Zuschuss und eine durchgeführte, öffentliche Spendenaktion hätten zur erfolgreichen Finanzierung beigetragen.
Das Besondere im Neubau des Altenheims sei die Einführung des Wohngruppen-Konzeptes, sagt Bonserio. Auf jeder der oberen Etagen seien dann zwei Bereiche mit jeweils zwölf beziehungsweise 13 Einzelzimmern, die abgetrennt voneinander eine Wohngruppe bilden. So schaffe St. Michael eine „stärker familiäre Atmosphäre. Auch für die Pfleger und Betreuer werden die Wege kürzer. Somit erhöht sich dann auch die Nähe zu den Bewohnern“, erklärt Markus Bonserio das Konzept der neuen Wohngruppen. Im Erdgeschoss werde die Demenz-Abteilung mit 25 Bewohnern eingerichtet. Auch diese wird wieder aufgeteilt in eine Einheit mit zwölf und eine Einheit mit 13 Zimmern. Für diese Bewohner ist ein weitläufiger und geschützter „Demenzgarten“ angelegt, um ihnen Bewegung und gleichzeitigen Aufenthalt in der Natur zu ermöglichen. Die Lichtanlage kann tageszeitlich gesteuert werden, also von morgens bis mittags immer heller werden und abends wieder dunkler, das ist vor allem im Demenzbereich eine sinnvolle Unterstützung“, erläutert Heimleiter Markus Bonserio.
Beim Gebäude handle es sich zudem um ein KfW-40-Haus. Das heißt: ein Niedrigenergiehaus mit geringerem Heizbedarf. Ein Wärme-Rückgewinnungssystem ist ebenfalls mit im neuen Gebäude integriert. Wärme soll schließlich die durchgehende Fußbodenheizung in die Zimmer liefern. Alle Zimmer sind, gemäß der gesetzlichen Vorgaben, Einzelzimmer mit Nasszelle und Balkon. Insgesamt sind sie circa 17,5 Quadratmeter groß. Die Verordnung soll die Privatsphäre und das selbst bestimmte Leben älterer und pflegebedürftiger Menschen gewährleisten. Auch an Ehepaare wurde in den Planungen gedacht: Vier Zimmer können für die gemeinsame Nutzung eines Paares arrangiert werden. Eingebettet in die Wohngruppe sind auch drei Plätze für Kurzzeitpflege. Das Altenheim verfügt über eine eigene Küche, deren Speisen – von Frühstück bis Abendessen – über die Transportbrücke zu den jeweiligen Wohngruppen geliefert würden. Die Gemeinschaftsräume sind zusätzlich mit Küchengeräten ausgestattet, damit auch gemeinsame Koch- oder Back-Aktionen organisiert werden können. Der Bestand an Personal bleibe vorerst gleich bei 150 Mitarbeitern. Entsprechend der Zahl von 100 Bewohnern im neuen Gebäude werden die Pflege- und Betreuungskräfte ab September mit umziehen. Derzeit werden insgesamt 132 Plätze im Altenheim St. Michael angeboten. Diese Zahl soll auch mit dem Einzug in den Neubau nicht sinken – auch wenn dort nur Platz für 100 Bewohner ist. Der Trägerverein plant, einen Wohnblock des alten Gebäudes weiterhin zu nutzen.
Während der Sanierung des Altbaus, die für die Jahre 2026 bis 2028 vorgesehen ist, soll das Gebäude so teilweise bewohnt werden. Die Renovierung erfolgt laut Bonserio in zwei Abschnitten. Die Seniorinnen und Senioren bewohnen dann jeweils den anderen Gebäudeteil. Für Bonserio gibt es nach dem Umzug keine Atempause, denn die Planungen für den Umbau des Bestandsgebäudes seien in vollem Gange. Derzeit habe man eine Machbarkeitsstudie beauftragt, nach deren Ergebnis die Sanierung erfolgen soll. Das grobe Konzept sehe vor, die Pflegeschule zu vergrößern, um mehr Ausbildungsplätze anbieten zu können. Die stationäre Pflege soll auf 75 Plätze erweitert werden. Der Umbau soll sich ebenso nach dem Wohngruppen-Konzept ausrichten. Ab 2028 soll St. Michael 175 Pflegeplätze anbieten können, denn der Bedarf wachse ständig und die Nachfrage ist sehr hoch. Auch das Angebot für das betreute Wohnen könne nach der Sanierung erweitert werden. Für die Sanierung müsse der Trägerverein selbst aufkommen und dies über Kredite lösen.
Für die Bewohner des Neubaus werden sich die Kosten erhöhen, da ein Investitionskostensatz zugrunde gelegt wird, der aufgrund der Neubausituation deutlich über dem von Bestandsgebäuden liegt. Dieser Satz muss noch mit den zuständigen Sozialhilfeträgern (Leistungsträgern) verhandelt werden, so der Heimleiter.