Die Landtagsabgeordnete Dorothea Wehinger hat am vergangenen Donnerstag dem Jüdischen Museum Gailingen einen Besuch abgestattet. Anlass war der internationale Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust, der gleichzeitig auch der 77. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz war.
In weiten Strecken ging es in der Gesprächsrunde mit den Vertretern des Trägervereins – des Vereins für jüdische Geschichte – um die wertvolle Erinnerungsarbeit, die das Museum leistet. Aber auch um die neuen Perspektiven, die sich der Einrichtung mit der vor Kurzem stattgefundenen räumlichen Erweiterung bieten.
Ideen gibt es dazu in der Leitung und in der Vorstandschaft viele. Auf die Unterstützung durch die Grünen-Landtagsabgeordnete dürfen die Verantwortlichen nun beruhigt auch weiterhin setzen.
Arbeit des Museums gewinnt an Bedeutung
Dorothea Wehinger sind Erinnerungskultur und Erinnerungsarbeit nicht nur persönlich wichtig. Das sei auch die Position der Landesregierung, betonte sie. Es gehe nicht nur um die Vergangenheit, sondern in Anbetracht des wieder bedrohlich starken Antisemitismus in Deutschland und Europa auch um das Heute und das Morgen.
Dem Hass, insbesondere auch dem Judenhass im Netz, müsse man mit aller Kraft entgegentreten. Sie lobte die lebendige Erinnerungsarbeit, die in Gailingen geleistet werde. Ein Besuch des Museums überzeuge mehr als reine Worte und Erklärungen, so Wehingers Meinung. Ihr war wichtig zu erfahren, wie das jüdische Museum insbesondere die Schulen und die junge Generation, und bildungsfernere Schichten erreiche.
Mit modernen Formaten junge Menschen erreichen
Die bisherige Pandemiezeit sei nicht der geeignete Zeitpunkt gewesen, auf die Schulen zuzugehen, war von Sarah Schwab zu erfahren. Die wissenschaftliche Mitarbeiterin will in Zukunft verstärkt auf moderne Formate setzen. Durch die Erweiterung des Museums sei es jetzt etwa möglich, einen Multimedia-Raum einzurichten.
Die klassische Museumsführung, wie sie wohl jeder kennt, könnte nach ihrer Meinung durch Kurzreferate der Schüler abgelöst werden. Im Herbst habe man ein solches Format bereits einmal erfolgreich durchgeführt. Die Schüler hätten sich anhand von Materialien vorbereitet, die der Landeskundebeauftragte Carsten Arbeiter zur Verfügung gestellt habe.
Die Sozialen Medien sind vorerst keine Option
Der von der Landtagsabgeordneten vorgeschlagene Auftritt des jüdischen Museums in den Sozialen Medien wie etwa Facebook oder Instagram schien Schwab wegen der begrenzten Personalkapazität nicht realisierbar.
Im wissenschaftlichen Beirat werde allerdings eine Reihe möglicher Konzepte und Projekte diskutiert, erklärte der Vereinsvorsitzende Heinz Brennenstuhl. Ihm persönlich schweben es vor, eine kleine Bildungsakademie mit einem niederschwelligen Angebot für junge Leute zu schaffen. Dieses könne beispielsweise Jugendfreizeiten mit einem Museumsbesuch beinhalten.
Des Weiteren könne es vielleicht auch grenzüberschreitende Aktionen etwa unter der Ägide der Internationalen Bodensee Konferenz geben. Bürgermeister Thomas Auer brachte einen Drei-Länder-Verband der jüdischen Museen am Hochrhein ins Gespräch.
Ganz gleich, welche Vorhaben und Konzepte man weiterführe, bei allen brauche das Museum Partner, Begleitung und Unterstützung, betonten Brennenstuhl und Auer. Auf Bitte von Wehinger wird man sich nun als nächstes konkret auf ein Projekt festlegen. Für das werde sie sich einsetzen, versprach die Abgeordnete der Runde.