„Das zweite Coronajahr ist für uns wie eine Achterbahn gelaufen“, sagte der Verwaltungsratspräsident Sören Bandixen bei einer Medienkonferenz der Schifffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein (URh) in Schaffhausen. Im vergangenen Jahr verkehrte die Flotte an 49 von 179 Fahrtagen im reduzierten Niedrig- oder Hochwasserbetrieb und am 16. Mai wurde der touristische Grenzverkehr nach Deutschland verboten, was einer faktischen Grenzschließung gleichkam. Dadurch konnten sechs der 17 Landestellen nicht bedient werden und zudem durfte die Bordgastronomie erst Ende Mai öffnen.

„Die Maskenpflicht, die auf dem Außendeck bis in den Sommer bestand, hat uns rund 20 Prozent der Passagiere gekostet“, sagte Bandixen und fügte hinzu, dass ein Goldener Herbst die URh wenigstens für den verregneten Sommer entschädigte.
Nachdem im Jahr 2019 rund 337.000 Passagiere gekommen waren, blieben im ersten Coronajahr rund 47 Prozent der Fahrgäste aus. Im Jahr 2021 waren es mit rund 275.000 Personen etwa 20 Prozent weniger als vor Corona, aber rund 20 Prozent mehr als im ersten Coronajahr. Der Umsatz von etwa fünf Millionen Franken im Jahr 2019 ging im Jahr 2020 auf 3,3 Millionen zurück und steigerte sich im vergangenen Jahr wieder auf etwa vier Millionen.

Obwohl der Personalaufwand gesenkt wurde, indem Mitarbeitende, die wegen der langen Kurzarbeit gekündigt hatten, nicht mehr ersetzt wurden, wurde in den beiden Coronajahren ein Verlust von über anderthalb Millionen Franken gemacht. Weil die Unterstützungszahlungen von der öffentlichen Hand unterschiedlich gekommen sind, konnte nach einem Verlust im Jahr 2020 von 421.000 Franken im Folgejahr ein Gewinn vor Steuern von 300.000 Franken verbucht werden. „Durch die Unterstützungsgelder können wir trotz negativem Ergebnis von einem vernünftigen Niveau aus weiter in die Zukunft planen“, sagte Bandixen.
Der Geschäftsführer Remo Rey berichtete, dass die Velotouristen gegenüber dem Vor-Coronajahr um 13 Prozent zugenommen hätten und es auch bei den Rundfahrten eine Steigerung um 11 Prozent gab. Das Schiffhotel MS Konstanz wurde von 140 Paaren genutzt und rund 2000 Passagiere kamen zu den zusätzlichen Herbst-Hopping-Fahrten. Die letztjährigen Investitionen von rund 275.000 Franken kamen zum großen Teil durch die Generalrevision der MS Munot und die erste Etappe der Sanierung der Werft zustande.

Rey und Bandixen sehen optimistisch der neuen Saison entgegen. In diesem Jahr können die deutschen Anlegestellen von Anfang an angefahren werden, wodurch die Einheimischen die Grenzquerung in Anspruch nehmen können. Auch die Gastronomie wird von Beginn an an Bord sein. In der Hauptsaison vom 25. Juni bis 11. September, wenn auch in Baden-Württemberg Sommerferien sind, fahren vier Kursschiffe, und an den Donnerstagen wird es wieder einen verlängerten Zusatzkurs geben.
Was die URh für die neue Saison vorhat
Neben den bewährten Sonderfahrten wie den Vogelschaufahrten oder dem Strick-Schiff wird es in diesem Jahr auch neue Angebote geben. Auf dem Wii-Schiff werden Winzer aus dem Schaffhauser Blauburgunderland ihre Weine zur Degustation anbieten und Informationen zum heimischen Weinanbau geben. Achtsamkeit im Fluss heißt das neueste Angebot, das Thomas Künzi als Tagesseminar für Kleingruppen bis sechs Personen anbieten wird.
Neben dem Fiirobig-Schiff mit buntem Abend gibt es erstmals ein Comedyschiff mit dem Comedian und Sänger Nagelritz und seinem Schifferklavier. „Alle Sonderfahrten können auch exklusiv gebucht werden“, sagte Rey.
In der letzten Woche waren allerdings noch alle Schiffe außer der MS Schaffhausen, die bereits in Kreuzlingen liegt, in der Werft in Langwiesen blockiert. Weil der Rhein etwa 40 Prozent weniger Wasser als sonst in dieser Jahreszeit führte, konnte die Strecke von Diessenhofen nach Stein am Rhein nicht befahren werden. „Bis am Karfreitag müssen aber drei zusätzliche Schiffe auf dem Untersee sein“, sagte Rey.