Gailingen So großartig wie die Kammerkonzertreihe voriges Jahr endete, so sehr beeindruckte Alexander Krichel als Solist nun beim Auftaktkonzert. Drei weitere Konzerte werden die Besucher im Jahr 2025 noch erleben dürfen – mit außergewöhnlichen Musikern sowie in außergewöhnlichen Besetzungen. Als künstlerischer Leiter überzeugt Krichel sowohl als virtuoser Pianist als auch in der Programmauswahl für das laufende Jahr. Die Konzertreihe steht dieses Mal ganz im Zeichen des 150. Geburtstags von Maurice Ravel (1875 bis 1937), neben Claude Debussy als Hauptvertreter des Impressionismus in der Musik.

Krichel führte die Besucher mit hilfreichen Hinweisen zu Entstehung und Inhalten der Werke durch den Abend. Diese Beschäftigung mit Anliegen und Historie offenbart seine Herangehensweise zur Erarbeitung der ihm eigenen Interpretation. Er verliert sich nicht in Sentimentalitäten, sondern lässt seine Emotionen fließen, sodass das Publikum mit ihm gemeinsam in die Wunder der Klangwelten eintauchen kann. So waren die Zuhörer fast den Tränen nah bei der intensiven Interpretation der Ballade Nr. 2 h-Moll (Franz Liszt) – basierend auf dem griechischen Mythos der tragischen Liebesgeschichte von Hero und Leander, die mit einem verklärten Klagelied endet. Ebenso dramatisch und virtuos erklang von Liszt die Transkription nach Liedern von Franz Schubert „Ständchen und Erlkönig“.

Die „Moments musicaux“ (Sergei Rachmaninow) umfassen sechs aneinandergereihte meisterliche Stücke der Kompositionskunst für Klavier, deren jedes eine besondere Stimmung nachzeichnet. Nach Rachmaninows Worten „aus dem Herzen heraus“ ließ er beim Komponieren seinen Gefühlen freien Lauf. Genauso ehrlich „op.16 Nr. 3 Andante candabile“ – sehr lyrisch, sowie „Nr. 4 Presto“ – technisch anspruchsvoll und strukturiert, interpretierte Krichel zwei dieser Stimmungsbilder. Die Klarheit im Verständnis der Strukturen kommt bei Krichels Interpretationen, verknüpft mit virtuoser Innigkeit, immer wieder erstaunenswert zum Tragen. So durften die Zuhörer Ravels „Gaspard de la nuit“, Odine, Gibet (der Galgen) und Scarbo erleben – den faszinierenden Höhepunkt des Konzertabends. Eines der anspruchsvollsten Klavierwerke fordert, neben dem technischen Vermögen, genau diese meisterliche Durchdringung. Mit Bravo-Rufen und anhaltendem Applaus bedachten die Konzertbesucher Krichels fesselnden Vortrag. Er bedankte sich mit Robert Schumanns „Kinderszenen“.