Vertreter der Narrenpolizei aus dem Hegau bis zum Linzgau waren in Gottmadingen dabei und feierten mit ihren Kollegen der Gottmadinger Gerstensackzunft. Denn exakt 100 Jahre ist es her, dass in Gottmadingen die Idee einer Narrenpolizei ins Leben gerufen wurde. Philipp Heinzelmann und Konrad Arnold bekleideten laut Chronik zu Beginn das Amt der Narrenpolizei. 100 Jahre später ist diese Gruppe mittlerweile auf stattliche 17 Mitglieder angewachsen. „Die Gottmadinger stellen unter allen Narrenzünften in Baden-Württemberg die zahlenmäßig größte Gruppe“, verrät der amtierende Obernarrenpolizist Tony Pinkert zum Jubiläumsfest.

Anlässlich des Jubiläums haben die Narrenpolizisten ihre Kollegen vieler Zünfte aus der Narrenvereinigung Hegau-Bodensee zu einem Empfang mit anschließender Partynacht in der Eichendorffhalle eingeladen. Zum Auftakt spielte der Musikverein Gottmadingen in der Fahrkantine auf. Obernarrenpolizist Tony Pinkert äußerte seine Freude, dass so viele Kollegen den Weg zum Fest gefunden hatten. Die Pflege des Brauchtums und der Tradition, der Zusammenhalt und die Freude an der Fasnacht verbinde die Narrenpolizisten der Gerstensäcke über die Generationen hinweg.

Matthias Schröder, der beim Jubiläum vor 25 Jahren Chef der Gruppe war, unterstrich das gute Verhältnis zu den „Kollegen“ der echten Polizei. „Die Narrenpolizei unterstützt die Sicherheitskräfte, wo immer möglich“, erläutert Zunftmeister John Weber. Zum 75-jährigen Jubiläum wurde der Gottmadinger Narrenpolizei von der Polizeidirektion Konstanz der Büttelburg-Orden für die tolle Zusammenarbeit verliehen.

Erst dreimal sei der Orden bislang vergeben worden, so Schröder. Er gab die Auszeichnung an den aktuellen Obernarrenpolizisten mit der Maßgabe weiter, das Abzeichen die nächsten 25 Jahre sorgsam zu verwahren. Stolz zeigte sich Schröder auch, dass es gelungen sei, zwei Bildbände vom einstigen Festakt fertigzustellen.

Kittel verrieten die Aufgabe während der Fasnacht

Neben der großen Anzahl an Narrenpolizisten dürfte auch das Häs ein Alleinstellungsmerkmal der Gruppe sein. So tragen manche Mitglieder der Gruppe rote Kittel und weiße Hosen, während die anderen in blaue Kittel und schwarze Hosen gekleidet sind. Ursprünglich waren die Narren in den roten Kitteln die Repräsentanten der Zunft, die diese auch bei den Umzügen anführten. Die blauen Kittel waren dagegen die Arbeiter, die Schaffer in der Zunft. „Diese Trennung spielt aber heutzutage keine Rolle mehr“, verrät Obernarrenpolizist Pinkert.

„Die Narrenpolizisten aus Gottmadingen brennen voller Leidenschaft für die hiesige Fasnet“, so Landvögtin Ulli Wiese beim Jubiläumsfest.
„Die Narrenpolizisten aus Gottmadingen brennen voller Leidenschaft für die hiesige Fasnet“, so Landvögtin Ulli Wiese beim Jubiläumsfest. | Bild: Hubertus Bippus

Auf die Symbolik der Farben Rot und Blau ging die Landvögtin der Narrenvereinigung Hegau-Bodensee, Uli Wiese, in ihrer Gratulation ein: „Mit der Farbe Rot verbindet man Liebe, Feuer oder auch wilde Leidenschaft, während man bei Blau eher an Begriffe wie Harmonie, Treue oder Sympathie denkt. Mischt man diese Farben, so erhält man eine harmonische, liebevolle und treue Mixtur, wie es die Narrenpolizisten aus Gottmadingen sind, die voller Leidenschaft für die hiesige Fasnet brennt.“

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Natürlich ließ es sich auch Gottmadingens Bürgermeister Michael Klinger nicht nehmen, der Gruppe zu gratulieren und die Gäste aus nah und fern zu begrüßen. Er bewunderte neidisch insbesondere den Oldtimer der Narrenpolizisten, der bei den Umzügen, also auch beim traditionellen Rosenmontagsumzug der Gerstensackzunft, zum Einsatz kommt.

Natürlich ließ es sich auch Gottmadingens Bürgermeister Michael Klinger nicht nehmen, der Gruppe zu gratulieren und die Gäste aus Nah ...
Natürlich ließ es sich auch Gottmadingens Bürgermeister Michael Klinger nicht nehmen, der Gruppe zu gratulieren und die Gäste aus Nah und Fern zu begrüßen. | Bild: Hubertus Bippus

„Dieser Ford fk 1250, Baujahr 1960, würde sich viel eher als Staatskarosse für den Ortsvorsteher der hiesigen Gemeinde eignen“, so Michael Klinger. Ob er beim Obernarrenpolizisten Tony Pinkert erreichen konnte, dass ihm dieses wunderschöne Gefährt wenigstens bis zu seiner wahrscheinlichen Entmachtung am Schmutzigen Dunschdig zur Verfügung steht, konnte am Jubiläumsabend nicht mehr geklärt werden.

Der Dienstwagen der Narrenpolizei, ein Ford fk 1250, Baujahr 1960, zieht immer die Blicke auf sich.
Der Dienstwagen der Narrenpolizei, ein Ford fk 1250, Baujahr 1960, zieht immer die Blicke auf sich. | Bild: Hubertus Bippus

Nachdem sich das versammelte Narrenvolk ausgiebig gestärkt hatte, die eingeladenen Narrenpolizisten dem Jubilar gratuliert und ihn mit Geschenken überhäuft hatten, machten sich die Gäste auf den Weg zum zweiten Höhepunkt der Feierlichkeiten, der Partynacht in der Eichendorffhalle.

Auch Zunftmeister John Weber hatte einige Anekdoten aus der langen Geschichte der Narrenpolizei dabei.
Auch Zunftmeister John Weber hatte einige Anekdoten aus der langen Geschichte der Narrenpolizei dabei. | Bild: Hubertus Bippus

Dutzende Schellen der Narrenpolizisten sorgten dafür, dass der närrische Lindwurm von der Fahrkantine aus nicht überhört werden könnte. „Damals wie heute führt die Narrenpolizei die Umzüge an“, berichtet Zunftmeister John Weber. Er erinnerte auch an eine närrische Aktion in den 1970er-Jahren, als Mitglieder der Narrenpolizei die Zunftfahne in einer Nacht-und-Nebel-Aktion auf dem Singener Hausberg Hohentwiel gehisst haben.