Auf den ersten Blick sieht die digitale Versorgungslage in Gottmadingen nicht so schlecht aus. Bürgermeister Michael Klinger hat Harald Heinze und Arthur Ohlhäuser aus dem Raum Stuttgart per Videokonferenz in die jüngste Sitzung des Ausschusses für Technik und Umwelt eingeladen. Es ist die erste Sitzung dieser Art im Gottmadinger Ratssaal. Wenn man sich erstmal an den scheppernden Ton und die leicht verzerrten Gesichter der externen Teilnehmer gewöhnt hat, kann man sich auch auf den Powerpoint-Vortrag konzentrieren. Der beschäftigt sich genau mit der Frage, wie es um die Breitbandausstattung in der Gemeinde und ihren Ortsteilen bestellt ist.
Firma BK Teleconsult will die Gemeinde beraten
Harald Heinze und Arthur Ohlhäuser sind die Fachleute von der Firma BK Teleconsult, der die Verwaltung den Beraterauftrag erteilen will. Man habe den Eindruck, dass hier das nötige Fachwissen vorhanden sei, um die Fallstricke in den komplizierten Vertragsverhandlungen mit Netzwerkbetreiberfirmen zu erkennen. Das Gute ist laut Michael Klinger, dass der erste Schritt, nämlich das Ausloten des besten Angebots, die Gemeinde Gottmadingen nichts kosten wird. Weil das sogenannte Markterkundungsverfahren mit 50 000 Euro vom Bund gefördert wird, kann genau diese Summe in den Haushalt 2021 einplant werden. Es handelt sich um eine einmalige Förderung, die noch nicht beantragt wurde. Den Förderantrag soll die Beraterfirma gleich selber vorbereiten.
Was datentechnisch nicht so schlecht aussieht, ist noch lange nicht schnell
Die Mitglieder Technik- und Umweltausschuss hatten nun darüber abzustimmen, ob sie den Beraterauftrag an die Firma BK Teleconsult vergeben wollen. Nachdem Harald Heinze die komplizierten Verfahrensschritte geschildert hatte, waren sich die Räte einig, dass die Firma die Gemeinde beraten soll. Auf einer Ortskarte hatten die Berater bereits die Versorgungslage mit Datenleitungen gekennzeichnet. Große Teile der Gemeinde sind grau markiert. Das suggeriert, dass in den Bereichen ausreichend schnelles Internet vorhanden ist. Der größte Teil wird allerdings noch über Koaxialkabe, also Kupferkabel versorgt. Für die gewerbliche Nutzung reicht das nicht immer aus, wenn zum Beispiel sehr hohe Datenmengen transportiert werden müssen.
Glasfaserkabel übertragen die Daten am schnellsten
Leistungsstärker sind Glasfaserkabel. Eine solche Technik benötigen vor allem Gewerbetreibende und neuerdings auch Privathaushalte, in denen seit Beginn der Corona-Pandemie im Home-Office gearbeitet wird. Vor allem die kleinen Dörfer sind nicht optimal ausgestattet. So zum Beispiel das Randegger Oberdorf, Murbach oder Petersburg. Das Problem ist der teure Netzausbau. In Eigenregie kommt der Ausbau für Gottmadingen nicht in Frage. Es muss also ein Anbieter gefunden werden, der die Breitbandversorgung übernimmt. Das Ausschreibungsverfahren soll nun die Firma BK Teleconsult vorbereiten. Sieger werde der Anbieter mit den geringsten Wirtschaftlichkeitslücken, erklärt Heinze. Die Bauzeit werde dann noch zwei bis drei Jahre dauern.
Hohe Förderungen vom Bund und Land
Auch der Ausbau des Netzes wird massiv gefördert. 50 Prozent übernimmt der Bund und 40 Prozent das Land. Ulrich Rüede (FWG) äußerte die Befürchtung, dass nach der Corona-Pandemie kein Geld mehr für die Digitalisierung vorhanden sein könnte. Doch das kann sich Harald Heinze überhaupt nicht vorstellen: „Gerade in der Pandemie haben wir gelernt, wie wichtig schnelles Internet für das Arbeiten von Zuhause ist. Ob der Landeszuschuss dann tatsächlich bei 40 Prozent liegen wird, kann man jetzt noch nicht sagen. Aber das Land kann sich nicht aus der Verantwortung stehlen.“
Datenmengen in Gewerbegebieten immer größer
Die von den Beratern gekennzeichneten Grauflächen bezeichnen jene Gebiete in Gottmadingen mit einer Datengeschwindigkeit von mehr als 30 Megabit. „Das betrifft aber nur den Download“, weiß Heinz-Dieter Restle vom Bauamt. „Der Upload ist in den Netzen viel langsamer. Und das ist vor allem für die Firmen im Gewerbegebiet Goldbühl ein Problem, wenn sie größere Dokumente versenden müssen.“ Als unterversorgt gilt nur, wer eine noch langsamere Datenleitung hat. Das sind dann die weißen Flecken, als erstes besser versorgt werden müssen.
Der Ausbau sollte bis 2024 erledigt sein
Bis 2024 müsse das Thema schnelleres Internet umgesetzt sein, sagt Micheal Klinger und drückt deshalb aufs Tempo. „Sonst sind die Zuschüsse verloren.“ Dort, wo ohnehin Straßen und Leitungen erneuert werden sollen, wie in der Thaynger Straße in Ebringen, können auch gleich Leerrohre für das Breitbandkabel verlegt werden. Wenn Leitungen neu verlegt werden müssen, wird die Tiefbauarbeit teuer. Aber das ist dann ein Kapitel für die nächsten Haushalte