In Sachen erneuerbare Energie geht ihm alles zu langsam. „Besonders in Baden-Württemberg hinken wir stark hinterher“, bedauert Michael Klinger. „Andere Bundesländer sind da viel weiter.“ Aber auch die Gemeinde Gottmadingen selbst ist noch nicht so weit, wie es sich der Bürgermeister wünschen würde.

Da sind zum einen die Dächer auf den kommunalen Gebäuden, die laut Gemeinderat alle mit Sonnenkollektoren ausgestattet werden sollen, solange am Ende eine schwarze Null dabei rauskommt; und da ist noch das Thema der Freilandsolarparks. Zwischen einem und zwei Prozent des kommunalen Offenlandes, so hatte der Rat beschlossen, soll mit Photovoltaikanlagen (PV) ausgerüstet werden. Klinger geht von einer Gesamtfläche von 18 Hektar aus. Das wären dann 1,5 Prozent der Gemeindeflächen.

Gespräche mit Landwirten

Nach der ersten Ankündigung hatten die Landwirte um wertvolle Ackerflächen gefürchtet. Mittlerweile haben jedoch Gespräche stattgefunden und die Wogen wurden geglättet. Elf mögliche Standorte hatte die Gemeinde genauer untersucht, wobei von Anfang an klar war, dass es am Ende auf drei, maximal vier Freiland-PV-Parks hinauslaufen soll. Einige Standorte schieden gleich aus, weil man mit zu vielen Grundstückseigentümern hätte verhandeln müssen. Andere liegen zu weit abseits von bestehenden Leitungsnetzen.

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Ein Landwirt hatte von sich aus Gelände im Katzental Richtung Dellenhau vorgeschlagen. Ein anderer Standort könnte im Gewann Schüppel, also zwischen Rielasingen und Gottmadingen in Frage kommen, und der dritte Standort liegt bei Ebringen in Richtung Riedheim. Eine vierte Fläche könnte südlich des Friedhofs Richtung Murbach entstehen. Jede Fläche soll rund vier Hektar haben.

Bau voraussichtlich erst 2025

Was nun folgt, ist ein bürokratischer Marathon: Der Gemeinderat muss einen Flächennutzungsplan erstellen. Daraufhin gibt es zwei Beteiligungsrunden, bei denen Behörden, Verbände und Privatleute ihre Bedenken anmelden können. „Das wird das voraussichtlich das ganze nächste Jahr in Anspruch nehmen“, sagt Michael Klinger.

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2024 werde man dann vielleicht die Bebauungspläne für die Flächen verabschieden können, so dass die Anlagen 2025 gebaut werden. „So lange Verfahren sind frustrierend“, so der Bürgermeister. „Beteiligungsverfahren sind in Ordnung. Aber das muss schneller gehen.“

Man werde die Zeit nutzen, um die Debatte über das Gesellschaftsmodell zu führen. Denn noch ist nicht klar, ob die Gemeinde die Anlagen selber bauen und betreiben oder an ein externes Unternehmen vergeben will. „Bei 18 Hektar können wir das als Gemeinde kaum leisten“, gibt Klinger zu bedenken.

Er kann sich vorstellen, dass die Gemeinde die in einem Finanzierungsmodell an den Anlagen beteiligt. Zu entscheiden hat das aber der Gemeinderat. „Andere Gemeinden im Hegau sind da schon weiter“, räumt Michael Klinger unumwunden ein und erwähnt Mühlhausen-Ehingen und Steißlingen.

Der Wille der Gemeinde ist da

Auch die Belegung der kommunalen Dächer mit PV-Anlagen ist noch nicht wunschgemäß vorangegangen. „Wir haben rund 50 Gebäude untersucht und könnten eigentlich loslegen“, erklärt der Bürgermeister. „Mittlerweile ist aber ein halbes Jahr mit der Suche nach einer Baufirma und nach einem Betreiber verstrichen.“

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Für die technische Umsetzung könne man mit Geduld Unternehmen finden. Einen kaufmännischen Betreiber sucht die Gemeinde immer noch. Der Wille ist da, aber die Umsetzung geht den Gottmadingern in der Energiekrise nicht schnell genug. Dabei habe die Gemeinde eine Vorbildfunktion für die Bürger. Die kämpfen zur Zeit aber genauso mit Angebot und Nachfrage.